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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Zähnen, während er nachdachte.
    Sie zog sich wieder vollständig an, setzte sich, fuhr unwillkürlich mit den Fingern in ihre Haare und kratzte sich.
    »Die Kirche. Sie liegt möglicherweise gar nicht in Harlem.« Und er wiederholte: »Ich habe einen Fehler gemacht.«
    Genau wie damals bei dem Täter, der Colin Stantons Familie umbrachte. In der Kriminalistik kommt es nicht auf die hundert einwandfreien Spuren an, die man deuten kann, sondern auf die eine, die man übersehen hat - denn die kann Menschenleben kosten.
    »Wie spät ist es?« fragte sie.
    »Viertel vor sechs, vielleicht ein bißchen später. Suchen Sie die Zeitung. Die kirchlichen Nachrichten.«
    Sachs fand sie, blätterte darin herum. »Woran denken Sie?«
    »Nummer 238 hat es mit der Vergangenheit. Die alte schwarze Kirche, die er meint, muß nicht unbedingt in Harlem liegen. Philip Payton initiierte die Afro-American Realty Company in Harlem erst 1900. Aber davor gab es zwei andere schwarze Siedlungsgebiete im Bereich der City Eine in Downtown, dort, wo jetzt die Gerichtsgebäude stehen, die andere in San Juan Hill. Heutzutage wohnen dort hauptsächlich Weiße, aber ... Ach verdammt noch mal, wo war ich bloß mit meinen Gedanken?«
    »Wo ist San Juan Hill?«
    »Unmittelbar nördlich von Hell's Kitchen. An der West Side.
    Wurde zu Ehren der schwarzen Soldaten so genannt, die am Spanisch-amerikanischen Krieg teilgenommen haben.«
    Sie vertiefte sich in die Zeitung.
    »Kirchen in Downtown«, sagte sie. »Also, im Battery Park ist das Seamen's Institute. Dort gibt's eine Kapelle. Da finden auch Gottesdienste statt. Dann die Trinity, die Saint Paul's.«
    »Dort war kein schwarzes Wohngebiet. Weiter nordöstlich.«
    »Eine presbyterianische Kirche in Chinatown.«
    »Irgendeine baptistische Kirche? Eine protestantische?«
    »Nein, jedenfalls nicht in dieser Gegend. Hier ist ein - oh, verdammt.« Mit zerknirschter Miene blickte sie auf. »O nein«, rief sie.
    Rhyme wußte Bescheid. »Ein Frühgottesdienst!«
    Sie nickte. »In der Holy Tabernacle Baptist Church ... O je, Rhyme, dort fängt um sechs ein Gospel-Gottesdienst an. Neunundfünfzigste, Ecke Eleventh Avenue.«
    »Das ist in San Juan Hill! Rufen Sie dort an!«
    Sie griff zum Telefon und wählte die Nummer. Stand leicht vorübergebeugt da, zupfte hektisch an der einen Augenbraue, schüttelte den Kopf. »Geht ran, geht ran ... Verdammt, ein Anrufbeantworter. Im Pfarramt ist offenbar keiner.« Sie wartete die Ansage ab und rief dann: »Hier spricht die Polizei. Wir haben Grund zur Annahme, daß sich in Ihrer Kirche eine Brandbombe befindet. Räumen Sie so schnell wie möglich das Gebäude.« Sie legte auf, zog ihre Schuhe an.
    »Los, Sachs. Sie müssen dort hin. Sofort!«
    »Ich?«
    »Wir sind näher dran als das nächste Polizeirevier. In zehn Minuten können Sie dort sein.«
    Sie trabte zur Tür, schnallte unterwegs ihren Uniformgürtel um.
    »Ich rufe im Revier an«, brüllte er ihr hinterher, als sie bereits mit fliegender roter Mähne die Treppe hinabstürmte. »Und noch eins, Sachs. Sie fahren doch gern schnell. Nun zeigen Sie mal, was Sie können.«
    Schlitternd bog sie mit dem Kombi in die Einundachtzigste Straße ab, raste in Richtung Westen.
    Sachs schoß über die Kreuzung am Broadway, geriet ins Schleudern und streifte einen Zeitungsautomaten der New York Post, der im Schaufenster von Zabar 's landete, ehe sie den Wagen wieder in den Griff bekam. Ihr fiel ein, daß der Kombi hinten ziemlich vollgepackt war - das ganze Zubehör zur Spurensicherung. Ganz schön hecklastig, die Kiste, dachte sie. Mit der durfte sie allenfalls mit fünfzig um die Kurve gehen.
    Dann den Broadway runter. An den Kreuzungen kurz abbremsen. Einen Blick nach links. Einen nach rechts. Und Vollgas!
    In Höhe des Lincoln Center bog sie in die Ninth Avenue ein, fuhr weiter in Richtung Süden. Allenfalls noch -
    Oh, verflucht.
    Sie legte eine Vollbremsung hin.
    Die Straße war wegen eines Festes gesperrt.
    Blaue Barrikaden quer über die Ninth Avenue und darüber ein Transparent. Kunsthandwerk und Köstlichkeiten aus aller Herren Länder. Hand in Hand für Frieden und Gleichheit.
    Gott ... verfluchte UNO! Sie setzte einen halben Straßenzug zurück, holte Schwung und durchbrach mit achtzig Sachen die Barriere. Fuhr Aluminiumtische über den Haufen und riß hölzerne Buden um, als sie durch den menschenleeren Markt pflügte. Zwei Querstraßen weiter durchbrach sie die südliche Absperrung, zog den Wagen in Richtung Westen,

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