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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Schnaps und Pillen greifen mußte.
    »Auf die andere Sache, die er uns mitteilen will, habe ich bereits hingewiesen«, erklärte Rhyme. »Er kennt sich mit Spuren aus. Er will uns sagen: Haltet euch nicht mit der üblichen Spurensicherung auf. Weil ich nämlich keine üblichen Spuren hinterlassen werde. Selbstverständlich meint er das nur. Denn wir werden irgend etwas finden. Darauf wette ich.« Rhyme runzelte plötzlich die Stirn. »Die Karte! Wir brauchen die Karte. Thom!«
    »Welche Karte?« versetzte der Adlatus.
    »Du weißt genau, welche Karte ich meine.«
    Thom seufzte. »Keine Ahnung, Lincoln.«
    Rhyme wandte den Blick zum Fenster und sagte nachdenklich, als rede er in erster Linie mit sich selbst: »Die Eisenbahnunterführung, die Schmugglertunnel und die Zugangswege, der Asbest - das sind lauter alte Sachen. Er hat eine gewisse Vorliebe für das alte, das historische New York. Ich brauche die Randel-Karte.«
    »Und wo ist die?«
    «Beim Recherchematerial für mein Buch. Wo sonst?«
    Thom wühlte in den Aktenordnern herum und zog schließlich die Fotokopie einer breiten, querformatigen Karte von Manhattan heraus. »Die hier?«
    »Genau!«
    Es handelte sich um das sogenannte Randelsche Meßtischblatt, entworfen im Jahr 1811, als die Planungskommission den künftigen Verlauf der Straßen in New York festlegte. Die Karte war im Querformat gedruckt worden, mit dem Battery Park links unten und Harlem rechts oben. Auf dieser Darstellung ähnelte die Halbinsel einem Hund, der angriffslustig den Kopf erhoben hat und zum Sprung ansetzt.
    »Häng sie da auf. Gut so.«
    »Thom, wir werden dich dienstverpflichten«, rief Rhyme, während der Adlatus dem Befehl nachkam. »Lon, gib ihm eine Dienstmarke oder irgendwas, Hauptsache, es glänzt.«
    »Lincoln«, versetzte er murrend.
    »Wir brauchen dich. Komm schon. Du wolltest doch schon immer mal Sam Spade oder Kojak sein.«
    »Nur Judy Garland«, erwiderte der Adlatus.
    »Dann also Jessica Fletcher! Du wirst das Täterprofil anlegen. Nun komm schon, zück den Mont Blanc, den du immer so angeberisch aus der Brusttasche deines Hemdes spitzen läßt.«
    Der junge Mann verdrehte die Augen, nahm seinen Parker-Filzstift zur Hand und zog einen eingestaubten Notizblock aus einem der Stapel unter einem Tisch.
    »Nein, ich habe eine bessere Idee«, rief Rhyme. »Häng eins von den Postern auf. Einen Kunstdruck. Hefte ihn umgekehrt an die Wand und schreib auf die Rückseite. In Großbuchstaben. Damit ich es sehen kann.«
    Thom suchte ein Seerosenbild von Monet aus und heftete es an die Wand.
    »Oben drüber«, befahl der Kriminalist, »schreibst du Unbekannter Nummer 238<. Dann legst du vier Spalten an. >Aussehen. Aufenthaltsort. Fahrzeug. Sonstiges.< Bestens. Und jetzt geht's los. Was wissen wir über ihn?«
    »Zum Fahrzeug ... er hat ein gelbes Taxi«, sagte Sellitto.
    »Genau. Und unter >Sonstiges< trägst du ein, daß er sich mit Tatortarbeit auskennt.«
    »Was möglicherweise heißt«, fügte Sellitto hinzu, »daß er schon mal im Kahn gewesen ist.«
    »Was heißt das?« fragte Thom.
    »Er ist möglicherweise vorbestraft«, erklärte der Detective.
    »Vielleicht sollten wir hinzufügen, daß er mit einem .32er Colt bewaffnet ist«, schlug Banks vor.
    »Himmel, natürlich«, bestätigte sein Vorgesetzter.
    »Und daß er sich mit Papillarleisten auskennt«, warf Rhyme ein.
    »Was?« fragte Thom.
    »Mit Fingerabdrücken. Genau darum handelt es sich nämlich. Um die Abdrücke der Papillen an Händen und Füßen, der Griff leisten, die unseren Fingern Hak geben. Außerdem solltest du aufschreiben, daß er vermutlich über einen sicheren Unterschlupf verfügt. Gut gemacht, Thom. Du bist der geborene Gesetzeshüter.«
    Thom zog eine finstere Miene, trat zurück und bürstete sein Hemd ab, an dem sich eine der von der Wand hängenden Spinnweben verfangen hatte.
    »Soweit wären wir, Leute«, sagte Sellitto. »Ein erster Eindruck von Mr. 238.«
    Rhyme wandte sich an Mel Cooper. »Nun zum Sand. Was können wir dazu sagen?«
    Cooper schob die Spezialbrille auf die blasse Stirn. Er kippte eine Sandprobe auf einen Objektträger und legte ihn unter das Polarisationsmikroskop. Er regelte die Einstellung.
    »Hm. Das ist merkwürdig. Keine Doppelbrechung.«
    Das Polarisationsmikroskop funktioniert nach dem Prinzip der Doppelbrechung - dabei wird ein Lichtbündel in zwei senkrecht zueinander polarisierte Teilbündel aufgespalten, wodurch die optischen Konstanten von Kristallen, Fasern und anderen

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