Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
betrachtete die auf dem Papier liegenden Körner, die sich dunkel auf dem weißen Untergrund abzeichneten.
    »Hast du genügend Material für eine Untersuchung im Dichtegradienten?« fragte Rhyme.
    Beim DG-Test gibt man die Bodenprobe in eine Röhre, die zwei Flüssigkeiten sehr unterschiedlicher Dichte enthält. Durch Auftrennung der Probe wird die Dichte von Einzelpartikeln oder Partikelagglomeraten ermittelt. Rhyme hatte eine umfangreiche Sammlung von Dichtegradienten-Profilen von Bodenproben aus allen fünf Stadtbezirken angelegt. Leider funktionierte dieser Test nur, wenn eine beträchtliche Menge des zu untersuchenden Erdreichs zur Verfügung stand. Cooper glaubte nicht, daß sie genügend hatten. »Wir können es versuchen, aber wir müßten dazu die ganze Probe aufbrauchen. Und wenn es nicht klappt, haben wir für weitere Tests nichts mehr übrig.«
    Rhyme wies ihn an, die Probe zunächst mit optischen Hilfsmitteln und dann mit dem GCMS, dem Gaschromatographen mit Massenspektrometer, zu untersuchen.
    Der Techniker bürstete etwas Erde auf einen Objektträger. Er betrachtete ihn ein paar Minuten lang durch das Stereomikroskop. »Das ist seltsam, Linc. Es ist Mutterboden. Mit ungewöhnlich hohem Anteil an pflanzlichen Stoffen. Aber in einem eigenartigen Zustand. Starke Zerfallserscheinungen, sehr vermodert.« Er blickte auf, und Rhyme bemerkte die von den Okularen herrührenden dunklen Ringe um seine Augen. Er erinnerte sich, daß diese Spuren nach stundenlanger Laborarbeit ziemlich ausgeprägt waren und daß manch ein Kriminaltechniker beim Verlassen des IRD-Labors von seinen Kollegen mit einem lauthals geschmetterten »Rocky Raccoon« empfangen wurde - frei nach dem gleichnamigen Beatles Song.
    »Verbrenn es«, befahl Rhyme.
    Cooper schob eine Probe in den Gaschromatographen und schaltete ein. Ein Zischen drang aus dem Gerät. »Dauert ein, zwei Minuten.«
    »Unterdessen«, sagte Rhyme, »nehmen wir uns den Knochen vor ... Ich frage mich ständig, was es mit dem Knochen auf sich hat. Untersuch ihn unter dem Mikroskop, Mel.«
    Cooper legte den Knochen vorsichtig auf den Objekttisch des Stereomikroskops. Er beugte sich über das Gerät. »Holla, hier hab' ich was.«
    »Was?«
    »Sehr klein. Transparent. Reichen Sie mir mal die Klemme«, sagte Cooper zu Sachs und deutete auf eine Pinzette mit Greifbacken. Sie reichte sie ihm, und er stocherte damit vorsichtig im Knochenmark herum. Er zog etwas heraus.
    »Ein kleines Stück regenerierte Cellulose«, meldete Cooper.
    »Cellophan«, sagte Rhyme. »Erzähl mir mehr.«
    «Dehn- und Zwickspuren. Ich würde sagen, das hat er nicht absichtlich hinterlassen. Keine Schnittkanten. Nicht auszuschließen, daß es strapazierfähiges Cellophan ist.«
    »>Nicht auszuschließen<« Rhyme zog eine finstere Miene. »Ich kann diese windelweichen Formulierungen nicht ausstehen.«
    »Wir müssen aber vorsichtig formulieren, Lincoln«, sagte Cooper aufgeräumt.
    »>Verwandt mit<. >Deutet auf<«, knurrte Rhyme. »Und ganz besonders hasse ich, >nicht auszuschließen<«
    »Vielseitig verwendbar«, sagte Cooper. »Meine kühnste Vermutung lautet, daß es sich um herkömmliches Verpackungscellophan aus einer Fleischerei oder einem Lebensmittelgeschäft handelt. Ein bekanntes Markenprodukt ist es jedenfalls nicht.«
    Jerry Banks kam aus dem Treppenhaus herein. »Schlechte Nachrichten. Die Firma Secure-Pro führt keine Unterlagen über Zahlenkombinationen. Eine Maschine stellt sie aufs Geratewohl ein.« »Ah.«
    »Aber eins ist interessant ... die haben gesagt, sie werden wegen ihrer Produkte ständig von der Polizei angerufen, aber Sie wären der erste, der darauf gekommen ist, daß man die Spur eines Schlosses über die Zahlenkombination verfolgen könnte.«
    »Wieso soll das >interessant< sein, wenn es eine Sackgasse ist?« grummelte Rhyme und wandte sich wieder Mel Cooper zu, der kopfschüttelnd auf den GCMS-Computer schaute. »Was ist?«
    »Habe das Ergebnis der Bodenprobe. Aber ich fürchte, der Apparat spinnt. Die Stickstoffwerte hauen nicht hin. Wir sollten es noch mal versuchen. Diesmal mit einer größeren Probe.«
    Rhyme ordnete eine weitere Untersuchung an. Dann musterte er erneut den Knochen. »Mel, wie lang ist das Tier tot?«
    Cooper kratzte eine Probe ab und untersuchte sie unter dem Mikroskop.
    »Minimaler Bakterienbefall. Sieht so aus, als hätte unser Bambi hier erst vor kurzem das Zeitliche gesegnet. Oder es ist erst seit etwa acht Stunden aus dem Kühlschrank.«
    »Dann

Weitere Kostenlose Bücher