Der König auf Camelot
zusammenbrechenden
Römischen Reiches sich zu Beginn des 5. Jahrhunderts zurückzogen, ließen sie
auf der britischen Insel eine romanisierte und christianisierte Gesellschaft
keltischer Völker zurück, die sich so gut sie konnten gegen die Iren, die aus
Westen angriffen, und gegen die Pikten, die das Territorium der Briten aus dem
Norden bedrohten, verteidigte. Zur gleichen Zeit aber unternahmen die Angeln,
Sachsen und Juten vom Rhein und aus Dänemark blutige Überfälle auf die Ostküste
der britischen Insel.
Viele dieser vom Kontinent stammenden
Invasoren waren ursprünglich von König Vortigern, dem überragenden britischen
Fürsten des 5. Jahrhunderts, als Alliierte gegen die Pikten und Schotten ins
Land gerufen worden. Dies war eine Praxis, die schon von den römischen Kaisern
geübt worden war, aber Vortigern besaß nicht jene finanziellen Reserven, auf
die die Römer zurückgreifen konnten. Als seine Truppen keinen Sold erhielten,
wandten sie sich gegen ihn und zogen plündernd und brandschatzend durch das
Reich. Unterstützt wurden sie von Verwandten, die ihnen übers Meer zu Hilfe
kamen. Britannien zerfiel schließlich in eine ganze Reihe von Kleinkönigreichen. Die
Sachsen drohten das Land zu überrennen, als die Briten endlich ihre Uneinigkeit
überwanden. Die örtlichen Anführer setzten die aus Erdwällen bestehenden
Hügel-Forts aus vorrömischer Zeit in Stand und begannen sie als Stützpunkte zu
benutzen.
Eine Widerstandsbewegung, angeführt von
dem römisch-britischen Prinzen Ambrosius Aurelius, verstärkte die Kampfkraft
der Briten im Süden und Westen. Es kam zu einem sich lange hinziehenden Krieg
mit den Sachsen, der über Jahre hin unentschieden verlief. Gegen Ende der
Regierungszeit des Ambrosius geschah es, daß ein Mann namens Artos oder Artus
immer mehr kleinere Kampfverbände unter seiner Führung vereinigte und sie
endlich an einem Ort, der in den Chroniken Mount Badon genannt wird, zu einem
entscheidenden Sieg führte. Die Schnelligkeit, mit der seine Streitmacht sich
durch das Land bewegte, läßt vermuten, daß es sich um Reiterverbände gehandelt
hat, was Artus oder Artur eine beträchtliche Überlegenheit über die Sachsen
verschafft haben mag, die keine Kavallerie besaßen. Auf die Briten, die hinter
den Wällen ihrer Hügelfesten hockten, muß das Auftauchen dieser Reiter wie ein
Wunder gewirkt haben. Allein diesem Reiterführer war zuzutrauen, daß er die
Sachsen endgültig schlagen und den Frieden wiederherstellen werde.
Der Name Artur enthält einen Hinweis auf
die Herkunft des Reiterführers. Es ist die keltische Form des römischen
Artorius, woraus man geschlossen hat, daß es sich um einen keltischen Adligen
gehandelt haben könnte, dessen Familie in der Zeit der römischen Besatzung
hohes Ansehen genossen hatte.
Bis zum 5. Jahrhundert nachchristlicher
Zeit findet sich kein Hinweis auf einen Mann namens Artur. Aber in den hundert
Jahren nach dem möglichen Todesdatum dieses Reiterführers taucht dieser Name von Zeit zu Zeit
immer wieder auf. Ein Hinweis darauf, wie berühmt dieser erste historische
Artus gewesen sein muß, denn eben dieses Prestige war es, was die Leute bewog,
ihre Kinder nach ihm zu nennen.
Ein Hinweis auf Artus’ Tapferkeit findet
sich in den Schriften eines aus dem Norden stammenden Barden Aneurin um das
Jahr 600 nach Chr. Andere literarische Zeugnisse kommen aus dem westlichen
Cumbrien und aus Schottland. Aber keiner der frühen Geschichtsschreiber hat
einen vollständigen Lebensbericht über jenen Mann verfaßt, der als Sieger am
Mount Badon zum Nachfolger von Ambrosius aufstieg.
Nennius, ein Mönch aus Bangor, spricht in
seiner im 9. Jahrhundert zusammengestellten »History of the Britons« von ihm
als »dux bellorum« (Kriegsführer). Auch Ort und Datum jener Schlacht am Mount
Badon bleiben unsicher. Frühe Chroniken aus Wales nennen als Jahreszahl 516
oder 518. Als Schauplätze stehen zur Auswahl Liddington Castle nahe Swindon in
Wiltshire oder Badbury Rings in Dorset. Insgesamt soll Artus zwölf große Schlachten
geschlagen haben, von der die letzte eben die von Mount Badon gewesen ist.
Seinen ersten Sieg errang er am River
Glein – ein Name, der auf den Glenfluß hindeutet. Dann folgten die Treffen bei
Linnius (nördliches Lincolnshire) am River Bassas, für den es keinen realen
Bezugspunkt gibt, im schottischen Forst von Celidon, der im Quellgebiet von
Tweed und Clyde zu suchen sein mag, bei der Stadt der Legion (Chester), am Fluß
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