Der König Der Komödianten: Historischer Roman
schlagen ließ. Dass ich in der mönchischen Aufmachung lächerlich wirken konnte, warmir vorher gar nicht in den Sinn gekommen, dabei lag es auf der Hand, wie komisch ich aussehen musste, mit der vom langen Wandern verdreckten Kutte, den schlammverkrusteten Schuhen und den grob gestrickten Strümpfen. Über meinen Körpergeruch, der mir unversehens in der warmen Schankstube in die Nase stieg, wollte ich gar nicht erst genauer nachdenken. Dennoch konnte ich nicht umhin festzustellen, dass mit einem Mal mein Verlangen nach einem Bad drängender war als das nach Schlaf oder Essen.
»Der Kerl kommt mir bekannt vor«, sagte Bernardo mit gefurchter Stirn. »Mir scheint, ich habe ihn schon am Theater gesehen.«
»Du meinst, als trojanischen Speerwerfer?«, fragte Caterina.
»Hm, ja, jetzt, wo du es sagst …« Grübelnd blickte er mich an. »War es in Modena?«
»Nein, eher am Boden einer Flasche«, sagte Caterina.
»Du gemeines Biest!«, fuhr Franceschina sie mit vollen Backen an. Gleich darauf sprang sie auf, presste sich die Hand vor den Mund und rannte unter würgenden Tönen hinaus.
»Der gute Schinken«, sagte Caterina bedauernd. Mit spitzen Fingern zupfte sie ein Stück von einer liegen gebliebenen Scheibe und biss davon ab, sodass ich einen Blick auf ihre perlweißen Zähne erhaschte.
Elena war ebenfalls aufgestanden. »Mit euch kann man nicht reden! Ihr seid wie Kinder!« Ihr Gesicht drückte Ärger und Resignation aus. Ganz unrecht hatte sie nicht, wie ich fand, obwohl es einem jungen Mädchen natürlich keinesfalls anstand, in diesem Ton mit Erwachsenen zu reden. Sie wandte sich an mich. »Du heißt also Marco. Hast du irgendwelche Bühnenerfahrung?«
»Äh … nein«, sagte ich überrumpelt.
»Ich bin sicher, dass er sehr schnell lernt.« Cipriano setzte sich an den Tisch und führte sich ein Stück von dem Schinken zu Gemüte. »Er sieht vielleicht nicht so aus, aber er ist gebildet.Er kann schreiben und lesen und sogar aus den Menaechmi zitieren. Und schaut euch seine Schultern an – was wollt ihr mehr?«
»Er muss baden und seine Kleidung wechseln«, warf Caterina ein.
Mir stieg das Blut mit solcher Macht zu Kopf, dass ich sicher war, wie eine Fackel zu leuchten.
Ich räusperte mich mühsam. »Leider besitze ich keine Kleidung zum Wechseln. Mein … Aufbruch vollzog sich in einer gewissen Eile.«
»Ich gebe dir etwas zum Anziehen aus unserem Fundus«, sagte Cipriano. »Eines von unseren Zanni-Kostümen dürfte dir gut zu Gesicht stehen. Sozusagen passend zu deiner neuen Rolle als unser aller Diener.« Er lachte gutmütig.
»Wahrscheinlich hast du auch kein Geld fürs Badehaus«, mutmaßte Elena.
Aufgebracht blickte ich sie an. Hier stand ich vor ihr, ein erwachsener, gebildeter Mann mit einer Erbschaft im Rücken, und sie unterstellte mir einfach, dass ich kein Geld zum Baden hatte!
»Ich würde auch gern baden«, sagte der Alte. Es klang sehnsüchtig.
Elena strich ihm übers Haar. »Das trifft sich gut, Großvater. Du kannst unseren neuen Bühnenhelfer Marco ins Badehaus mitnehmen und ihm bei der Gelegenheit einiges über seine Aufgaben erzählen. Was hältst du davon?«
»Ein guter Plan«, sagte der Alte vergnügt. Er musterte mich mit mildem Interesse. »Tatsächlich kommt mir dieser junge Bursche ebenfalls bekannt vor. Mir scheint, einst traf ich ihn in einer Schlacht. Hast du bei Lepanto gekämpft, mein Junge?«
»Damals war ich noch nicht geboren, aber ich habe viel darüber gehört. Mein Onkel war dort, er war früher Seeoffizier.«
»Ah, dann ist vielleicht er es, an den ich mich erinnere! Siehst du ihm ähnlich, junger Marco?«
»Nein, kein bisschen«, sagte ich. »Außerdem ist er leider tot.«
»Nein, nicht tot!«, widersprach der Alte emphatisch. »Ins Elysium ewiger Unsterblichkeit entrückt, so wie alle christlichen Kämpfer jener Schlacht! Ehrenvoll zur Rechten unseres Helden Don Juan de Austria, die Stirn bekränzt vom immergrünen Lorbeer triumphreicher Sieger!« Er wandte sich an Bernardo. »Wolltest du nicht neulich erst ein Stück über ihn schreiben?«
Bernardo zuckte nur die Achseln, den Blick düster in die Ferne gerichtet.
»Ich schlage vor, ihr geht jetzt gleich zum Badehaus, denn später ist noch genug zu tun«, sagte Elena. Sie kramte ein paar Münzen aus dem Beutel an ihrem Gürtel und reichte sie mir. »Lass dir vorher von Cipriano frische Sachen geben. Cipriano, kümmerst du dich darum?«
»Wenn nicht ich, wer dann?«, kam es lakonisch zurück. Cipriano
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