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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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erben, wenn ich tot bin. Warum hat sie nicht einfach das Geld und den Schmuck aus dem Safe genommen und ist gegangen? Warum hat sie sich in Gefahr gebracht, indem sie noch dablieb, wenn sie nichts weiter zu gewinnen hatte?«
    Zum ersten Mal machte Mills ein wirklich gequältes Gesicht. Lange Zeit starrte sie auf ihre gefalteten Hände.
    »Detective?« Noch nie hatte ich sie so unschlüssig gesehen. Schließlich blickte sie auf und hatte Schatten in den Augen.
    »Es stimmt, was Sie mir gesagt haben, nicht wahr? Sie haben das Testament Ihres Vaters nie gesehen.«
    »Ich habe es nur einmal gesehen, nämlich als Sie es mir zeigten.«
    Sie nickte und schaute wieder auf ihre Hände.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Barbara hat Ezra tatsächlich überredet, die Summe zu erhöhen, die er Ihnen treuhänderisch vermachen wollte. Sie hat Ihnen die Wahrheit gesagt, als sie Ihnen das erzählt hat. Aber etwas anderes hat sie Ihnen verschwiegen. Es gab eine ungewöhnliche Klausel in diesem Testament. Das muss Barbaras Idee gewesen sein. Nach Aussage von Clarence Hambly ließ Ihr Vater sie ungefähr sechs Monate vor seinem Tod in das Testament einfügen. Das dürfte gewesen sein, nachdem sie angefangen hatten, miteinander zu schlafen — Ezra und Barbara. Doch Ezra überlegte es sich anders. Hambly sagt, Ezra wollte die Klausel wieder streichen. Vielleicht hatte er erkannt, was für ein Ansporn sie sein konnte.«
    »Das kapiere ich nicht.«
    »Ich glaube, Ihrem Vater wurde klar, wie gefährlich Ihre Frau sein konnte. Ich weiß das alles nicht, Work, aber ich spüre es. Ich glaube, am Ende hat er es begriffen. Er hat gesehen, dass es Sie in Gefahr brachte. Ihr Vater hat Hambly angewiesen, ein neues Dokument aufzusetzen, und sie hatten einen Termin vereinbart, an dem er es unterzeichnen sollte. Barbara hat ihn ermordet, bevor er die Änderung vollziehen konnte.«
    »Was stand denn in dieser Klausel?«
    Ich hörte Mills atmen, und als sie aufblickte, sah sie so menschlich aus, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Ihre Stimme klang ausdruckslos, aber ich wusste, dass die Worte sie schmerzten. »Im Fall Ihres Todes sollten die fünfzehn Millionen in einem Treuhandfonds an Ihre etwaigen Nachkommen fallen. Barbara sollte diesen Fonds verwalten, und sie hätte über die Verwendung des Geldes praktisch uneingeschränkt verfügen können.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte ich, aber dann verstand ich doch. »Barbara ist schwanger«, sagte ich.
    Mills konnte mich kaum ansehen. »Sie war schwanger, Work. Sie hatte gestern eine Fehlgeburt.«

FÜNFUNDDREISSIG
    E inmal kam Douglas vorbei, blieb in der Tür stehen, bis ich ihn bemerkte, und zeigte dann ein Lächeln, das mehr wie eine Grimasse ausfiel. Die Haut hing locker unter seinen Augen und seinem Kinn. Er sah grauenhaft aus. Er versuchte sich zu entschuldigen und mir zu erklären, es sei halt sein Job, nichts Persönliches, aber er wich meinem Blick aus, und anders als Mills meinte er nicht, was er sagte. Er hatte seine Zähne in mich geschlagen, und der Geschmack hatte ihm gefallen. Das hatte ich im Gericht gesehen, an seinem Lächeln, als die Gerichtsdiener mir die Handschellen wieder anlegten. Was er an Reue zeigte, war aus der Verlegenheit geboren und aus dem Wissen, dass die nächste Wahl vor der Tür stand. Denn selbst in Rowan County hatten die Wähler nichts übrig für einen Trottel, und die Presse hatte ihn ans Kreuz geschlagen. Er sagte mir, er werde kein Verfahren wegen Vernichtung von Beweismitteln gegen mich einleiten, dann schaute er weg und fügte hinzu, nichtsdestoweniger sei es seine Pflicht, mein Verhalten bei der Anwaltskammer zur Anzeige zu bringen. Wir wussten beide, dass eine solche Anzeige letzten Endes zum Verlust meiner Zulassung führen musste. Aber dieser Gedanke störte mich nicht im Geringsten, und Douglas war überrascht, als ich ihm sagte, er solle sich darüber nicht den Kopf zerbrechen. Als er noch einmal zu lächeln versuchte, wünschte ich ihm einen schönen Tag und sagte ihm, er solle sich verpissen.
    Es kamen noch andere Besucher: Anwälte, Nachbarn, sogar ein paar alte Schulfreunde, und sie alle waren vermutlich nur neugierig. Alle sagten das Gleiche, und jedes Mal klang es unecht. Ich wusste, wer an mich geglaubt hatte, und ein paar blumige Worte würden mich nicht vergessen lassen, wer es nicht getan hatte. Aber ich tat, was ich tun musste, ich dankte ihnen für den Besuch und wünschte ihnen noch ein glückliches Leben. Mit Dr. Stokes war es eine andere

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