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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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gekannt. Denk daran, wenn du bedrückt bist.«
    »Ich liebe dich, Jean.«
    »Ich liebe dich auch«, sagte sie. »Und nur darum geht es in einer Familie.« Sie ging zur Tür, blieb noch einmal stehen und drehte sich um. »Ich rufe dich an, wenn wir da sind, wo wir hinwollen.«
    Dann ging sie hinaus, und als die Tür sich schließen wollte, sah ich, wie Alex neben ihr auftauchte. Sie legte den Arm um meine Schwester und führte sie den Korridor hinunter. Ich schaute ihnen nach, bis die Tür sich geschlossen hatte, und in dieser letzten Sekunde sah ich, dass Jean weinte. Aber es war ein gutes, gesundes Weinen, und ich wusste, wenn sie ihren Platz gefunden hätten, würde sie mich anrufen. Das war ein starker Trost.
    Als ich am nächsten Tag meine Sachen zusammenpackte, stand plötzlich Max in der Tür. Er sah aus wie immer.
    »Wollen Sie Ihren Hund wiederhaben?«, fragte er ohne Einleitung.
    »Ja.«
    »Verdammt!«, sagte er und ging davon. Seine Stimme hallte durch den Flur, als er rief: »Kommen Sie zu mir, wenn Sie ihn haben wollen. Vielleicht lasse ich ihn gehen, vielleicht auch nicht, aber auf jeden Fall trinken wir ein Bier.«
    Zum ersten Mal musste ich lachen.
    Eine Stunde später kehrte ich heim in ein Haus, das rasselte, als ich es betrat. Ich wusste, ich würde es nicht vermissen, aber ich ging doch mit einem Bier hinaus auf die Veranda und setzte mich dahin, wo ich so gern saß. Ich sah zu, wie die Sonne über dem Park auf der anderen Straßenseite unterging. Sie berührte die Baumwipfel, und ich dachte an ein zweites Bier. Doch ich blieb sitzen, und die Sonne verschwand. Bis in den tiefen Abend hinein saß ich da und lauschte den Geräuschen ringsherum.
    Es waren behagliche Geräusche, Großstadtgeräusche, und ich fragte mich, ob sie mir fehlen würden.
    Am nächsten Tag würde man Ezra unter die Erde bringen, und wenn er dort wäre, würde ich zu Vanessa fahren. Ich würde sagen, was ich zu sagen hatte, und versprechen, was nötig war. Ich wollte sie wiederhaben, wenn sie mich noch wollte, aber erst nachdem ich ihr die Wahrheit gesagt hätte. Wenn ich betteln müsste, würde ich es tun. Das war der Fluch der Klarheit und der Preis, den ich mit Freuden zahlen würde. Denn ich sah die Dinge jetzt, wie ich sie nie zuvor gesehen hatte. Ich war bereit, meinen eigenen Weg zu gehen, aber ich wollte, dass sie mit mir ging; ich wollte das Leben, das ich schon die ganze Zeit hätte führen sollen.
    Als am nächsten Tag die Sonne aufging, rasierte ich mich sorgfältig. Ich putzte mir die Zähne und kämmte mich. Ich zog meine Lieblingsjeans und ein Paar robuste Stiefel an. Die Beerdigung sollte um zehn stattfinden, aber ich hatte nicht vor, dabei zu sein. Jean hatte es eigentlich am besten ausgedrückt, als ich sie fragte, ob sie kommen werde.
    »Für mich ist er in jener Nacht gestorben, Work. Wie ich gesagt habe: Tiefer können sie ihn nicht begraben.«
    Ich fuhr jedoch an der Kirche vorbei und sah den langen schwarzen Wagen, der ihn zu der Grube bringen würde, die sie für ihn gegraben hatten. Als sie aus der Kirche kamen, war ich noch da. Vielleicht war ich anders als Jean; vielleicht musste ich es sehen. Aus welchem Grund auch immer, ich folgte der Autokolonne bis zum Friedhof vor der Stadt. Als sie zum Tor abbog, fuhr ich weiter zu der Zufahrtsstraße, die oben auf der Höhe entlangführte, bis ich eine Stelle gefunden hatte, von der aus ich zuschauen konnte. Dort stand ein hoher Baum, und ich lehnte mich an seinen knorrigen Stamm und beobachtete, wie die grauen Trauergäste aus ihren teuren Autos stiegen. Sie versammelten sich um das rechteckige Loch, das von hier oben so klein aussah, und ich sah einen Mann, wahrscheinlich den Pastor. Er breitete die Arme aus, als bäte er um Schweigen, aber seine Worte verwehten in einem plötzlichen Wind, und das war mir auch recht. Denn was hätte er sagen können, damit es für mich gut war?
    Ich blieb da, bis sie die Erde hineingeschaufelt hatten, und als alle weg waren, stieg ich hinunter und sah mir den Grabhügel an, der schon anfing, sich zu setzen. Ein Grabstein war noch nicht da, aber ich wusste, was darauf stehen würde. Man hatte mich gefragt, wie die Inschrift lauten sollte, und ich hatte mein Bestes getan.
    Ezra Pickens, würde da stehen. Seine Wahrheit geht mit ihm.
    Ich blieb eine ganze Weile dort stehen, aber die meiste Zeit schaute ich die Stelle an, wo meine Mutter lag. Wäre sie mir dankbar dafür gewesen, dass ich ihn hierher hatte bringen lassen? Oder

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