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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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Kanzlei ...« Er schwieg und zuckte die Achseln.
    »Ich bitte Sie, Douglas ...«
    »Ich sag's, wie es ist, okay? Sie sind ein brillanter Taktiker, Work. Sie sind einer der scharfsinnigsten Juristen, die ich kenne. Verflucht, Sie sind sogar anständig vor Gericht. Aber Sie sind kein Staranwalt. Sie übernehmen keine Schadenersatzfälle mehr, und Sie kriechen wichtigen Mandanten nicht in den Arsch. Das hat die Kanzlei groß und Ezra reich gemacht. Doch eine Anwaltskanzlei ist ein Geschäft. Das weiß sogar Mills, und sie ist lange genug dabei, um zu wissen, dass Ihres am Rand der Insolvenz steht. Hören Sie, ich weiß, dass Sie Ihren Vater nicht umgebracht haben. Aber geben Sie Mills keinen Grund, sich für Sie zu interessieren. Kooperieren Sie mit ihr, Herrgott. Seien Sie kein verdammter Idiot. Geben Sie ihr, was sie haben will, und leben Sie Ihr Leben weiter. Das ist doch keine höhere Mathematik.«
    »Nein, das ist höherer Blödsinn.«
    »Eins plus eins macht zwei. Fügen Sie sechs oder sieben Nullen hinzu, und die Rechnung leuchtet immer mehr ein.«
    Ich war von den Socken. Sein Blick war plötzlich messerscharf geworden, als könnte er mich damit aufschneiden und in meinen Eingeweiden die Zukunft lesen.
    »Ezra hatte eine Menge Nullen«, schloss er.
    Meine Gedärme pressten sich zusammen, als hätte er sie bereits zwischen seinen dicken, fleischigen Fingern. »Hat Mills darüber mit Ihnen gesprochen?« Ich musste es wissen.
    »Nicht ausdrücklich«, gab er zu. »Aber dazu braucht man kein Genie zu sein, Work. Ich weiß, in welche Richtung sie denkt. Also tun Sie sich einen Gefallen. Lassen Sie es über sich ergehen wie ein Mann, und dann leben Sie Ihr Leben weiter.«
    »Hat Mills Ihnen erzählt, dass letzte Nacht jemand versucht hat, mich umzubringen?«, fragte ich.
    Er runzelte die Stirn wegen der Unterbrechung. »Vielleicht hat sie so was erwähnt.«
    »Und?«
    Douglas zuckte die Achseln, und sein Blick wich in weite Fernen aus. »Sie glaubt Ihnen nicht.«
    »Und Sie glauben mir auch nicht.« Ich vollendete seinen ausgesprochenen Gedanken.
    »Sie ist die Polizistin«, sagte er schlicht.
    »Sie glauben, ich habe es mir ausgedacht?«
    »Ich weiß nicht, was ich glaube.« Es war eine Feststellung.
    »Jemand hat diesen Sessel die Treppe hinuntergestoßen, Douglas. Wenn er mich nicht umbringen wollte, dann wollte er mich jedenfalls verletzen, das steht fest.«
    »Und Sie sagen, das hängt mit dem Tod Ihres Vaters zusammen?«
    Ich dachte an den Safe und die verschwundene Waffe. »Kann sein. Es wäre möglich.«
    »Sie sollten wissen, dass Mills Ihnen das nicht abkauft. Sie glaubt, Sie wollen Verwirrung stiften, die Umstände vernebeln. Wenn ich dächte, dass Sie der Täter sind — und ich sage, wenn, als Advocatus Diaboli —, dann würde ich dazu neigen, Mills zuzustimmen. Ockhams Rasiermesser, Work: Die einfachste Erklärung ist meistens die richtige.«
    »Das ist doch Quatsch, Douglas. Jemand hat versucht, mich umzubringen.«
    »Geben Sie Mills einfach ein Alibi, Work, und alles, was sie sonst noch haben will. Geben Sie ihr Gelegenheit, alles zu überprüfen, und 'dann haben Sie es hinter sich.«
    Ich dachte an das, worüber ich da sprechen sollte, wenn es nach ihm ginge. Ich hörte das Geräusch eines mit schrecklicher Wucht brechenden Genicks. »Sie wissen, was an jenem Abend passiert ist, Douglas.« Das war eine Feststellung. Ein ganzer Roman in einem Satz.
    »Ich weiß, dass Ihre Mutter bei einem tragischen Sturz ums Leben gekommen ist, aber das ist alles, was ich weiß«, sagte er ungerührt.
    »Das reicht doch«, sagte ich.
    »Nein, Work, das reicht nicht. Denn es war auch der Abend, an dem Ihr Vater verschwand, und nach allem, was Mills weiß, waren Sie und Jean die Letzten, die ihn lebend gesehen haben.
    Es ist wichtig, und niemand wird sich Ihrer zartbesaiteten Seele mit Samthandschuhen nähern. Ihr Vater wurde ermordet. Dies sind Ermittlungen in einem Mordfall. Sprechen Sie mit ihr.«
    Wenn er noch einmal das Wort »Mord« benutzte, würde ich ihn vielleicht ermorden. Ich brauchte nicht daran erinnert zu werden. Immer wenn ich die Augen schloss, sah ich den fleischlosen Kieferknochen meines Vaters, und selbst jetzt hatte ich gegen die Vorstellung von seinen Überresten unter den Messern und Sägen der Rechtsmediziner in Chapel Hill anzukämpfen.
    Douglas ragte bedrohlich vor mir auf. Das Schweigen nach seinen letzten Worten verlangte eine Antwort, aber ich sah nicht hoch. Er wollte, dass ich die

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