Der König der Lügen
Asche.
Er ging, und ich sah seinem breiten Rücken nach, als er über den Parkplatz zu seinem alten Chevrolet schlurfte. Er stieg ein und fuhr davon, ohne sich umzusehen, und ich begriff, dass er das alles auch wusste. Ezras Tod war wie ein brennendes Streichholz, das in feuchten Zunder gefallen war; dort schwelte es jetzt, aber es war nur eine Frage der Zeit, wann es aufflammen würde. Ich fragte mich, was dabei am Ende sonst noch als qualmende Ruine zurückbleiben würde.
Ich startete den Motor und drehte die Fenster herunter. Ich ließ mein Haar vom Fahrtwind trocknen und rauchte zwei Zigaretten, um den Geruch von frischer Seife zu vertreiben. Ich dachte an Vanessas Gesicht im Nachmittagslicht. Daran würde ich mich festhalten: wie es angefangen hatte, nicht, wie es geendet hatte. Nicht an dem, was ich beim nächsten Mal zu ihr sagen würde, wenn ich meiner Schwäche nachgab und in ihrer zärtlichen Barmherzigkeit Erlösung suchte.
Ich sprach ihren Namen einmal aus und steckte ihn dann weg.
Es war fast sechs, als ich nach Hause kam. Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, kaum dass ich das Haus betreten hatte. Die Luft war von Kerzen parfümiert, und leise Musik kam aus der Stereoanlage. Barbara rief aus der Küche, ich antwortete, warf meine Jacke über eine Stuhllehne und bewegte mich langsam auf sie zu. Sie erwartete mich mit einem Glas kaltem Weißwein in der Küchentür, einem Chardonnay, der wahrscheinlich ein Vermögen gekostet hatte. Sie trug ein Lächeln und ein sehr kurzes schwarzes Kleid.
»Willkommen zu Hause, Baby«, sagte sie und küsste mich. Ihre Lippen öffneten sich, und ich fühlte ihre Zungenspitze. Ich konnte mich nicht erinnern, wann sie mich zuletzt Baby genannt hatte, und das letzte Mal, als sie mich so geküsst hatte, war sie sternhagelvoll gewesen. Sie drängte sich an mich, und als ich hinunterschaute, sah ich, wie ihre Brüste durch den Druck über den Ausschnitt quollen. Sie schlang mir die Arme um die Taille. »Bist du betrunken?«, fragte ich, ohne nachzudenken.
Sie zuckte nicht mit der Wimper. »Noch nicht«, sagte sie. »Aber noch zwei Glas, und du könntest Glück haben.« Sie rieb sich an mir, was leises Unbehagen bei mir weckte. Leicht überfordert schaute ich über ihren Kopf hinweg und sah köchelnde Töpfe und Pfannen auf dem Herd.
»Kochst du?«, fragte ich überrascht. Barbara kochte nur selten.
»Beef Wellington«, sagte sie.
»Gibt's einen Anlass?«
Sie trat zurück und stellte ihr Weinglas auf die Theke. »Eine Entschuldigung«, sagte sie. »Weil ich dich gestern Abend nicht gut behandelt habe. Es war eine schlimme Zeit für dich, eine schreckliche Zeit, und ich hätte dir eine bessere Stütze sein können.« Sie schlug die Augen nieder, aber ich glaubte ihr nicht. »Ich hätte es sein sollen, Work. Ich hätte für dich da sein sollen.«
Barbara hatte sich seit Jahren nicht mehr bei mir entschuldigt — für nichts. Ich war sprachlos.
Sie ergriff meine Hände und spähte zu mir herauf. Die Anteilnahme in ihrem Blick musste gespielt sein. »Alles in Ordnung?« Ich nahm an, dass sie meinen Treppensturz meinte. »Ich hätte ins Krankenhaus kommen sollen, ich weiß. Aber ich war immer noch wütend auf dich.« Sie zog einen Schmollmund, und ich wusste, dass für sie damit alles okay war. Bevor ich antworten konnte, wandte sie sich ab und griff nach ihrem Weinglas. Ihre Ruhe erschien mir weniger natürlich, als sie das Glas in einem Zug halb austrank. Sie drehte sich wieder zu mir um und lehnte sich an die Spüle. Ihre Augen glänzten. »Und?«, fing sie wieder an, und ihre Stimme war zu laut. »Wie war der Tag?«
Fast hätte ich gelacht. Fast hätte ich sie geschlagen, um zu sehen, was dann aus ihrem makellos vorbereiteten Gesicht werden würde. Jemand hat letzte Nacht versucht, mich umzubringen, und du bist nicht zu mir ins Krankenhaus gekommen. Ich habe mit einer zerbrechlichen, einsamen Frau geschlafen und dann ihr Herz in den Staub getreten — und ich bin zu feige, mich zu fragen, warum. Mein Vater ist tot, weil er zwei Kugeln in den Kopf bekommen hat, und der Staatsanwalt will wissen, wo ich in der fraglichen Nacht gewesen bin. Ich würde dich wirklich gern würgen, bis dir das falsche Lächeln vergeht, und das bedeutet vermutlich, dass meine Ehe in Schwierigkeiten ist. Und meine Schwester, die ich in jeder denkbaren Hinsicht im Stich gelassen habe, hasst mich. Und das Schlimmste ist: Diese Schwester, die ich liebe — ich bin ziemlich sicher, dass sie
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