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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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stammte, voller Kerben und Narben. Wir setzten uns hin, aßen Schinken und Käse und redeten über Kleinigkeiten. Ich trank noch ein Bier und erzählte ihr von Ezras Safe und dem verschwundenen Revolver. Sie zögerte kurz und fragte mich dann, wie er gestorben war. Zwei Kugeln in den Kopf, sagte ich, und sie schaute aus dem Fenster.
    »Fühlst du dich jetzt anders?«, fragte sie schließlich.
    »Wie meinst du das?«
    Sie sah mich an. »Fühlt sich dein Leben jetzt anders an, nachdem Ezra tot und nicht mehr da ist?« Ich wusste immer noch nicht, was sie meinte, und das sagte ich ihr. Eine Zeitlang schwieg sie, und ich merkte, dass sie überlegte, ob sie weiterreden sollte oder nicht. »Bist du glücklich?«, fragte sie schließlich.
    Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht. Ich weiß nicht. Ich habe seit einer Weile nicht mehr darüber nachgedacht.« Da war etwas in ihrem Blick. »Worauf willst du hinaus, Vanessa?«
    Sie seufzte. »Ich glaube, du lebst dein Leben nicht, Jackson. Schon seit langem nicht mehr.«
    Ich war plötzlich still und angespannt. »Wessen dann?«
    »Das weißt du.« Sie sprach leise und wich zurück, als hätte sie Angst, ich könnte sie schlagen.
    »Nein, Vanessa, das weiß ich nicht.« Ich wurde wütend und wusste nicht, warum. Ich wollte auch nicht wissen, warum. Leugnen war eine Waffe; es tötete die Wahrheit, betäubte den Geist, und ich war danach süchtig wie ein Junkie. Ein Teil meiner selbst wusste das, derselbe Teil, der auch wusste, worauf sie hinauswollte, aber diesen Teil ignorierte ich. Dieser Teil tat weh.
    »Verdammt, Jackson. Ich versuche zu helfen.«
    »Wirklich?«, fuhr ich sie an. »Wem versuchst du zu helfen? Mir oder dir?«
    »Das ist nicht fair«, sagte sie. Ich wusste, dass sie recht hatte, aber das war mir egal. Wo sie mich hinführte, dahin wollte ich nicht gehen. »Um dich mache ich mir Sorgen. Immer nur um dich!«
    »Verdammt, Vanessa. Das ist zu viel Druck. Ich habe nie darum gebeten, dass es so ist, wie es ist. Es ist einfach so.«
    »Das ist dein Problem.«
    Ich starrte sie an.
    »Es ist nie einfach so. Wir treffen Entscheidungen, aktiv oder nicht. Du kannst die Welt verändern, Jackson. Ezra ist tot. Spürst du das nicht?«
    »Damit wären wir wieder bei Ezra.«
    »Wir haben ihn nie verlassen. Und das ist das Problem. Du hast ihn nie verlassen. Seit mehr als zwanzig Jahren lebst du sein Leben, und du hast es nie gemerkt.«
    Ich wusste nicht, wovon sie sprach, und in diesem Augenblick schien ihr Gesicht sich zu verwandeln. Sie war doch wie alle andern. »Nein«, sagte ich. »Das stimmt nicht.«
    »Doch.« Sie wollte meine Hand nehmen, aber ich zog sie gerade noch rechtzeitig zurück.
    »Verflucht, das ist nicht wahr!«, schrie ich.
    »Warum hast du Barbara geheiratet?«, fragte sie mit stoischer Ruhe.
    »Was?«
    »Warum Barbara? Warum nicht mich?«
    »Du weißt nicht, wovon du redest.«
    »Doch. Und ich hab's immer gewusst.«
    »Was du da sagst, ergibt keinen Sinn.« Ich sah hoch, als sie sich von ihrem Stuhl erhob und die Hände auf den Tisch legte, an dem ihre Familie Generationen hindurch gegessen hatte. Sie beugte sich zu mir herüber, und ich sah, dass sich ihre Nasenflügel weiteten.
    »Du hörst mir jetzt zu, Jackson, und du hörst mir gut zu, denn ich schwöre bei Gott, dass ich es nicht noch einmal sagen werde. Aber ich muss es sagen. Vor zehn Jahren hast du mir gesagt, dass du mich liebst. Und du hast es verdammt ernst gemeint. Dann hast du Barbara geheiratet. Jetzt will ich, dass du mir sagst, warum.«
    Ich lehnte mich auf dem Stuhl nach hinten; ich war in der Defensive, aber ich konnte nichts daran ändern. Meine Arme kreuzten sich vor meiner Brust, als wollten sie mein Herz beschützen. Mir dröhnte der Schädel, und ich rieb mir die Schläfen, doch der jähe Schmerz wollte nicht vergehen.
    »Du hast Barbara geheiratet, weil Ezra es gesagt hat.« Sie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, und in meinen Ohren klang es wie ein brechender Knochen. »Gib es zu. Nur einmal, Jackson, und dann werde ich es nie wieder erwähnen. Du lebst Ezras Leben nach seinen Entscheidungen. Barbaras Familie hat einen Namen; sie war auf den richtigen Schulen, hatte die richtigen Freunde. Es ist so. Gib es zu. Verdammt, Jackson, sei ein Mann!«
    »Nein«, schrie ich und stand plötzlich. »Ich gebe es nicht zu, weil es nicht stimmt!« Ich wandte mich vom Tisch ab und stürmte die Treppe hinauf, um meine restlichen Kleider und meine Schlüssel zu holen. Sie war im Unrecht, und

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