Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
Vom Netzwerk:
und das Farmland hinter mir zurückblieb. Wohnwagensiedlungen und Einkaufscenter wuchsen herauf und folgten mir, als ich stadteinwärts fuhr, und der Geruch von Sex klebte an mir wie ein scharlachroter Buchstabe. Ich rief zu Hause an, um festzustellen, ob Barbara da war, und trennte die Verbindung, als sie sich meldete. Ihre Stimme klang wie Sirup, und ich überlegte kurz, ob ich etwas sagen sollte, um zu hören, ob ihr Ton dann säuerlich werden würde; aber wenn ja, würde es der säuerliche Ton von Fragen sein, die ich nicht beantworten wollte. Ich musste ruhig werden, mich in den Griff kriegen. Musste verdammt noch mal runterkommen.
    Im Büro wusch ich mir unter Ezras Dusche die Sünde von der Haut und fragte mich, wie oft er sie wohl zu demselben Zweck benutzt haben mochte. Nie, dachte ich. Ezra kannte Frauen, aber Schuld kannte er nicht. Beneidete ich ihn dafür? Nein. Ich hegte meine Schuldgefühle, weil sie eine Seele durchblicken ließen, und beim Hinausgehen zeigte ich Ezras Safe den ausgestreckten Mittelfinger. Scheiß auf alle. Ich brauchte ein bisschen Zeit für mich. Vielleicht würde ich mir ja doch einen Hund kaufen.
    Ich war schon bei meinem Wagen, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung sah. Ich drehte mich um.
    »Ich habe Ihr Auto gesehen.« Es war Douglas, der Staatsanwalt. Er sah müde aus; die Augen waren geschwollen, seine Nase hatte die Farbe von altem Wein. Er schaute mich sonderbar an, und ich fragte mich, ob er getrunken hatte. »Sie haben auf mein Klopfen nicht reagiert, deshalb habe ich gewartet.«
    Ich schwieg. Aus irgendeinem Grund wollte mein Herz nicht langsamer schlagen. Drei Schritte trennten uns noch; er näherte sich und blieb stehen, ehe er mir zu nah kam. Er musterte mich, betrachtete mein nasses Haar und meine unordentliche Kleidung. Ich spürte, wie meine Wangen heiß und rot wurden, aber ich konnte es nicht verhindern. Douglas zu belügen war schwer. »Alles okay?«, fragte er und schob sich einen Kaugummi in den Mund.
    »Ja«, sagte ich, als ich meine Stimme wiedergefunden hatte. »Ja.« Ich wusste, dass ich mich wiederholte.
    »Ich frage, weil ich eben mit Detective Mills telefoniert habe. Sie sagt, sie hofft, dass Sie gestorben sind. Das wäre die einzige Entschuldigung, die sie akzeptiert.« Seine Augen glitzerten eher, als dass sie funkelten, und ich sah, dass es seine schwarzen Augen waren, seine Gerichtsaugen. »Sind Sie gestorben?«, fragte er.
    »Beinahe«, erwiderte ich, und mein Lächeln erstickte im Keim. »Hören Sie, es tut mir leid, dass ich Mills versetzt habe. Ich hatte meine Gründe.«
    »Lust, mir davon zu erzählen?« Douglas trieb mich in die Enge, ohne einen Schritt näher zu kommen.
    »Nein.« Der Ärger in meinem Ton ließ ihn unbeeindruckt. Er schob die Hände in die Taschen und sah mich forschend an. Ich bemühte mich, ihm mein Pokergesicht zu zeigen, mein Anwaltsgesicht, aber hier im Schatten des Hauses meines toten Vaters war das schwer. Ich hatte keine Ahnung, was er sah, wusste jedoch, dass es nicht der ruhige, gefasste Gesichtsausdruck war, den ich vor dem Spiegel geübt hatte.
    »Ich werde Ihnen was sagen, Work, und ich möchte, dass Sie mir gut zuhören.« Ich zuckte nicht mit der Wimper. »Es ist das Letzte, das ich Ihnen als Freund sagen kann. Es ist ein guter Rat, und Sie sollten ihn beherzigen.« Er schwieg, als wartete er darauf, dass ich ihm dankte, und als ich es nicht tat, seufzte er.
    »Verarschen Sie Mills nicht«, sagte er. »Das meine ich ernst. Sie ist angepisst und frustriert. Damit ist sie der gefährlichste Mensch in Ihrer Umgebung.«
    Es lief mir eiskalt über den Rücken. »Was wollen Sie damit sagen, Douglas?«
    »Ich will gar nichts sagen. Diese Unterhaltung findet nicht statt.«
    »Stehe ich unter Verdacht?«
    »Ich habe Ihnen neulich schon gesagt, jeder steht unter Verdacht.«
    »Das ist keine Antwort.« Douglas rollte mit den Schultern und sah sich auf dem leeren Parkplatz um, schaute hinauf zur Dachkante und richtete den Blick dann wieder auf mich. Er schürzte die Lippen. »Ezra war ein reicher Mann«, sagte er, als erklärte das alles.
    »Und?« Ich kapierte nicht.
    »Mein Gott, Work.« Er klang genervt und atmete tief ein, als müsste er sich innerlich abkühlen. »Mills sucht nach einem Motiv und geht die üblichen Verdächtigen durch. Ich nehme an, Ezra hat ein Testament hinterlassen.«
    »Scheiße«, sagte ich. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    »Barbara hat einen kostspieligen Geschmack, und Ihre

Weitere Kostenlose Bücher