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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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dass ich weggegangen war. Dass ich stundenlang an Vanessas Schulter geweint hatte, bevor ich mich vor dem Morgengrauen in unser Bett zurückgeschlichen hatte, zitternd vor Angst, dass sie aufwachen könnte.
    »Du warst hier«, sagte sie. »Bei mir. Das ist überhaupt keine Frage.«
    Ich lächelte und betete, dass mein Gesicht diesmal intakt bleiben möge. »Gut. Dann wäre das erledigt. Danke, Barbara.« Ich rieb die Hände. »Das Essen duftet wunderbar«, sagte ich lahm und wandte mich so schnell ab, wie es mir vertretbar erschien. Ich war schon fast beim Sofa, als mir ein Gedanke kam, der mich innehalten ließ. »Wann war Douglas hier?«
    »Um vier«, sagte sie, und ich setzte mich. Um vier. Eine Stunde, bevor ich auf dem Parkplatz mit ihm gesprochen hatte. Ich hatte mich also geirrt. Unsere Freundschaft war nicht gestorben, als er mich befragte; die Leiche war da schon kalt gewesen und hatte angefangen zu stinken. Das fette Schwein hatte mich auf die Probe stellen wollen.
    Das Essen wäre großartig gewesen, wenn ich etwas geschmeckt hätte. Es gab karamellisierten Brie mit Mandelblättchen, Ceasar's Salad, Beef Wellington und frisches Brot. Der Chardonnay kam aus Australien, sah ich. Meine Frau war schön im Kerzenlicht, und zeitweilig dachte ich, sie vielleicht falsch beurteilt zu haben. Sie machte geistreiche Bemerkungen auf niemandes Kosten und sprach von aktuellen Ereignissen und einem Buch, das wir beide gelesen hatten. Hin und wieder berührte sie meine Hand. Wein und Hoffnung stimmten mich zuversichtlich. Gegen halb zehn dachte ich, dass wir vielleicht doch noch eine Chance hatten. Aber das dachte ich nicht lange.
    Das Geschirr war abgeräumt und wartete in der Spüle auf die Leute, die wir am nächsten Tag sein würden. Reste des Desserts standen noch auf dem Tisch, und wir waren bei Kaffee und Baileys. Ruhige Zufriedenheit erfüllte mich, und ich freute mich zum ersten Mal seit einer Ewigkeit darauf, mit ihr zu schlafen. Ihre Hand lag auf meinem Bein.
    »Sag mal«, fing sie plötzlich an und beugte sich vor, als wollte sie sich anbieten, »wann, glaubst du, können wir umziehen?« Die Frage kam überraschend. Ich verstand sie nicht, aber ein neues Glitzern war in ihren Augen, und ich spürte, wie ich beinahe gegen meinen Willen nüchtern wurde. Sie trank einen Schluck Wein, und ihre Augen waren dunkel über dem hellen Halbmond des Glasrandes. Sie wartete schweigend, als brauchte ich nur ein Datum aus der Luft zu greifen.
    »Wohin umziehen?», fragte ich, weil mir nichts anderes übrig blieb. Mir graute vor ihrer Antwort, vor allem weil ich sie schon kannte.
    Sie lachte, aber es war ein Lachen ohne Humor. »Mach keine Witze«, sagte sie.
    Der letzte Rest Behagen war dahin, verschlungen von dem grausamen Hunger in ihrer Stimme. »Ich mache keine Witze«, sagte ich. »Du etwa?«
    Ich beobachtete, wie ihr Ausdruck sanfter wurde, aber ich sah auch, dass sie sich dazu zwang. Die Muskeln an ihrem eben noch hübschen Kiefer spannten sich.
    »In Ezras Haus. Unser neues Haus.«
    »Wie um alles in der Welt kommst du auf die Idee, wir könnten in dieses Haus ziehen?«
    »Ich dachte nur... ich meine...
    »Verdammt, Barbara, wir können uns doch dieses Haus hier kaum leisten, und dabei ist es nicht mal halb so groß wie das meines Vaters.«
    »Aber es ist ein so schönes Haus«, sagte sie. »Ich hatte einfach angenommen ...«
    »Du hast angenommen, wir ziehen in ein Siebenhundertfünfzig-Quadratmeter-Haus, wo wir uns nicht mal die Heizung leisten können?«
    »Aber das Testament —«
    »Ich kenne das Testament doch noch gar nicht!«, rief ich. »Ich habe keine Ahnung!«
    »Aber Glena hat gesagt —«
    Jetzt platzte mir der Kragen. »Glena! Ich hätte es wissen sollen. Habt ihr darüber gestern Abend geredet?« Ich dachte an die Stunden, die ich kläglich in der Garage verbracht hatte, während meine Frau und ihre abscheuliche Freundin Barbaras Aufstieg zu Glanz und Bedeutung planten. »Du hast alles schon geplant.«
    Ich sah, wie eine Veränderung über sie kam. Plötzlich war sie kühl und leidenschaftslos.
    »Es ist nur vernünftig, wenn wir eine Familie gründen wollen«, sagte sie. Dann nippte sie an ihrem Weinglas und beobachtete mich mit der Geduld einer Jägerin. Das war unfair. Barbara wusste, wie sehr ich mir Kinder wünschte. Ich seufzte tief und goss mir den Baileys in die Tasse.
    »Willst du mich erpressen?«, fragte ich. »Kinder gegen Ezras Haus?«
    »Selbstverständlich nicht«, sagte sie. »Ich gebe

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