Der König der Narren
Arachnion.«
Das sonnige Lächeln wich aus Kunlas Gesicht und m achte einem Ausdruck der Verwi r r u ng Platz. S e in Vater m usste ihm er z ählt h a ben, was genau vorgefallen war, aber um eine Weberin der Lüge zu zeihen, war er viel zu höflich. Mit einem Mal wurde Res sich bewusst, dass Kunla, ihr Freund Kunla irgendwann zu den Rats m itgliedern gehören würde, die sich heute über sie lustig ge m acht und die Gelegenheit genutzt hatten, die Beschwerden der W eberinnen herunterzuspielen. Er hatte von ihrem A u ftritt wie von einem ihrer alten Streiche ge s prochen, so wie da m als, als s i e s i ch in die Vorratska mm er des Gildehauses gesch m uggelt hatten. Dabei war es um viel m ehr gegangen. Ihr Gesicht fühlte sich im m er kälter und steifer an. Eine Hürde tür m te sich zwischen ihr und Kunla auf, so sperrig wie die Tür, m it der sie heute verhandelt hatte.
Noch etwas anderes wurde Res klar. Ihre Mutt e r war he u t e wütend auf sie gewesen, a b er tr o t zdem hatte sie sowohl vor dem Rat als auch jetzt hinter ihr gestanden. I m pulsiv hob sie ihre Hand und b e rührte die Finger ihrer Mutter, die auf ihrer Schulter lagen.
»Es freut m i ch, dass di e Gilde i h r Versagen w i eder gut m achen und auf den Rat der Weberinnen hören wird«, sagte Res, und ihre Stim m e hörte sich dünn an, schwankte jedoch nicht.
Kunla öffnete den Mund, als wolle er protestieren, und schloss ihn wieder, entweder aus Einsic h t oder ein f ach weil er ni c ht str e it e n wollte. » I c h … ich gehe dann besse r «, sagte e r n ach kurzem Schweigen. »Ich wollte d i r d as ja n u r e rzählen. Gute Nacht, R es. Gute Nacht, W eberin Krin.«
Sie wünschten ihm beide eine g u te Nacht. Bei jedem Schritt, den sich Kunla von ihnen entfernte, k a m es Res so vor, als würde ihr Herz m it einem Löffel ausgehöhlt. Als er die T ür wieder hinter sich geschlossen hatte, gab sie endli c h der Versuchung nach, gegen die sie den ganzen Tag angekä m p ft hatt e , und brach in Tränen aus. Ihre Mutter sagte nichts, doch sie zog Res etwas näher zu sich heran und legte ihre Ar m e um sie.
Später lö s t e Res ihre la n gen Zöp f e, um sie vor d em Schlafen noch einmal zu bürsten, als K r in in ihr Zimmer k a m.
»Lass m ich das m achen«, m einte ihre Mutter, und bald spürte Res, dass ihre geschickten Finger die Flechten viel s chneller entwirrten, als sie selbst es fertig b r achte.
»D a m it wird es bald vorbei sein«, seufzte Krin, und Res wusste, dass sie sich auf das Gesellenstück bezog.
»Ich dachte, ich sei es nicht wert, eine W eberin zu werden.«
»Res«, sagte ihre Mutter und begann den Kamm durch ihr Haar zu ziehen, was Res daran erinnerte, w i e s i e s elb s t die Katze gebürstet hatte, »ich war heute w ütend auf d i ch, und ich denke, dazu hatte ich Grund. Aber ich war auch sehr stolz. Ich weiß, wie sehr du dich an Kunlas Stelle wünschst.«
Eine W eile herrsc h te Stille z w ischen ihnen, doch es war nicht m ehr das lastende, anklagende Schweigen, sondern eine goldene Ruhe, die Res wär m te wie eine gute W i nterdecke.
»Glaubst du, dass Kunlas Vater d e r Kindlichen Kaiserin von dem Teppich im Arachnion erzählen wir d , wenn er sie um Rat und Hilfe bittet ? «, fragte Res endlich.
» W enn er e s nicht tut«, erwiderte ihre Mutter sachlich, »dann ist es sein Schaden, denn es sollte m i ch nicht wundern, wenn die Goldäugige Gebieterin der W ünsche alles darüber weiß.«
»Aber«, tastete sich Res weiter vor, »wenn sie es nun vergessen hat? Der Teppich ist wirklich alt. Was er zeigt, muss schon sehr lange her sein. Außerdem habe ich g e hört, dass es nicht nur einen Verlorenen Kaiser gegeben hat, sondern viele. W as ist, wenn sie sich an den falschen erinnert ? «
»Mir war selbst der eine unbekannt«, erklärte Krin kopf s chüttelnd, »doch Pallas hat m ir bestätigt, dass es ihn gab. Aber die Kindliche Kaiserin vergisst nichts. Sie wird Rat wissen.«
Res drehte s i ch zu ihrer Mutter u m . Eine Frage brannte m ehr als alle anderen in ihr, und jetzt, in der friedfertigen Stim m ung, die sich über sie beide gesenkt h a tte, brach sie aus ihr heraus. » T raut ihr der Gilde eigentlich noch? Nach d e m , was sie uns verschwiegen haben? Sollte d a nicht ei n e W eberin m it ihnen rei s en, um sicher z ustellen, dass die Kindliche Kai s erin d ie ric h tige Botsch af t erhält? I c h m eine nicht m i ch selbst«, setzte sie has t ig hinzu, damit i h re M u tter nic h t glaubte, dass es
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