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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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ihr nur um eine weitere Methode ging, ihrer Zukunft zu entkommen. »Ich m e ine, einfach je m and, der nicht der Gilde angehört.«
    Das Purpurhaar ihrer Mutter sah im Licht der Kerze so dunkel und dicht wie geronnenes Blut aus. S i e m usterte ihre Tochter prüfend.
    Res fiel ein, wie die Katze heute kommentiert hatte, dass sie nie ein Gehei m nis für sich behalten könne, und sie dachte daran, wie sie von Pallas geradewegs zum Gildehaus gerannt war.
    »Ich werde es nie m andem erzählen«, sagte Res beschwörend. Sie sah Kunlas Gesicht vor sich, erleb t e wieder, wie seine freu di ge Miene zu einem Ausdruck der Verwirrung gerann. Er wusste, was sein Vater und die übrigen Rats m itglied e r getan hatten, und doch hatte er nicht verstanden, warum Res und ihre Mutter nicht in Feierstim m ung gewesen waren. »Kunla… er ist ohnehin bald fort«, schloss sie bedrückt. Sie m einte m ehr als nur s e ine Abreise, und es tat ihr sehr weh.
    »Ob wir der Gilde nun trauen oder nicht«, entgegnete ihre Mutter,
    »sie haben Erfahrung m it Reisen, sie haben die Reitt i ere, die Trosswagen und die W affen gegen Räuber, die m an für ein solches Unterneh m en nun ein m al braucht. Keine von uns hat je die Ebene von Kenfra verlassen. Und es liegt im Intere s se der Gilde, die S icher h eit der W ege so schnell wie m öglich wiederherzustellen.«
    Mehr äu ß e r n wollte sie nicht, d as s a h Res ih r er Mutt e r an, u nd so ließ sie es f ür den Augenblick d a bei bewenden. Aber das Gesagte beschäftigte sie und verstärkte das nagende G e fühl in ihrem Magen. Sie drehte sich wieder u m , und ihre Mutter sagte, während sie den K a mm erneut in Res’ H aar sinken ließ:
    »Pallas hat m i r erzählt, dass du dich nicht s chlecht an s t ell s t. Sie möchte dich noch ein paar Tage bei sich behalten.«
    »Das ist schön«, antwortete Res und entdeckte, dass es nicht gelogen war, obwohl sie Pallas’ Leb e n immer noch nicht teilen wollte.
    Dumm, sag t e die Stimme der Katze in ihrem Kopf, und Res überlegte, wo das Tier sich versteckt hi elt. Nach einer W eile s ah sie aus den Augenwinkeln, dass zwei Pfoten unter dem Bett hervorlugten. Ihr Zweibeiner seid einfach dumm, euch zu Gruppen zusammenzuschließen und darauf zu verlassen, dass andere euch schützen. Jede Katze weiß, dass man für sich allein jagen muss.
    Deswegen brauchst du auch m ich, um von hier fortzukom m en, gab Res in Gedanken bissig zurüc k . Deswegen hast du den Tross gebraucht, um überhaupt bis Siridom zu gelangen. W arum fragst du nicht Kunlas Vater, ob er dich m it n im m t ? Aber er zieht ja nicht in deine Richtung.
    Die Katze schwieg, doch Res war sich sicher, gehört worden zu sein. Als ihre Mutter m it d e m K ä mmen fertig war und sich mit einem Kuss für d i e Nacht verabschiedete, grübelte Res immer noch über alles nach. Bislang war es ihr, trotz ihrer eigenen W ünsche, im m er als ehrenvoll erschienen, als W eberin von Siridom zu leben. Es war nicht unbedingt das Dasein, das sie für sich selbst erstrebte, aber sie hatte wie alle, die sie kannte, g e glaubt, dass die Weberinnen ob ihres Könnens und ihres Erbes hoch geachtete Fra u en waren, berüh m t in ganz Phantásien und in Sir i dom die Einflussreichsten.
    Nun fragte s i e s i ch auf ein m al, ob sie nic h t wir k lich der Katze ähnelten, die hübsch anzusehen war, aber andere brauchte, die sie fütterten, pflegten und über weite Strecken geleiteten. W enn die Gilde sich je gegen die W eberinnen stellen sollte, war e n sie dann n icht a lle wie Gefangene in der Ebene von Kenfra?
    Das ist läc h erlich, sagte sie sich gleich darauf. Du bist nur im m e r noch enttäuscht, weil heute so viel schief gegangen ist. Die Gilde braucht die Weberinnen. Ohne W eb e rinnen gibt es nichts, was m an außerhalb Sirido m s verkaufen könnte.
    Schau dir nur an, wie es heute lief sie waren vielleicht hochfahrend zu dir, aber trotzdem haben si e am Ende in etwa getan, was Mutter und die anderen W eberinnen verlangt haben. Du bist m üd e , das ist alles. Morgen i s t a lles be sser. Sogar die Sache m it Kunla.
    Gerade als der Schlaf dabei war, sie endlich einzuholen, blitzte ein Gedanke in ihr au f , der sie wied e r h ellwach m achte: Der El f enbeinturm lag weit, sehr w e it ent f ernt. W as, wenn das Nichts in de r Ebene von Kenfra auftauchte, ehe die Gesandtschaft m it Rat und Hilfe der Kindlichen Kaiserin zurückgekehrt wäre?
     

KAPITEL 4
     
    Das Arachnion erinnerte Res an das Herz eines

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