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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Tatsache, dass er selbst Kunla einiges verraten haben m usste, war dieser Vorwurf i m höchsten Maß heuchlerisch, doch Res hatte ni cht d ie Zeit, um sich darüber zu e m pören. Erfreut nahm sie jedoch wahr, dass ihre Mutter und die anderen W eberinnen m i t dem Vorgehen der Gilde, die ihnen die nahende Gefahr verschwiegen hatte, offenbar genauso wenig glücklich waren wie sie selbst.
    »Meine Mutter hat m ir gar nichts erzählt«, gab sie erregt z u rüc k .
    »Ich habe m it Pallas im Arachnion gesprochen. Dort gibt es einen uralten W andteppich, der eine Zeit darst e llt, in der eine solche Gefahr schon ein m al über Phantásien gekommen ist. W i r brauchen keine Schutzzauber, um die Straßen zu sichern, wir brauchen den Verlorenen Kaiser, da m it er uns verrät, wie er Pha n tásien da m als gerett e t hat!«
    In die W eberinnen kam B e wegung, während sich die Gilde m itglieder nach wie vor nur darüber zu e m pören s c hienen, dass Res in ihr Beratungszim m er eingedrungen war. Die Männer fingen an, untereinander zu tuscheln. Dagegen rafften nun auch die wenigen W eberinnen, die noch bei den Gildemit g liedern gestanden hatten, ihre Röcke und gesellten sich zu den anderen Frauen, so dass die Männer von der Gilde wie eine Reihe einh e itlicher Schwertgehänge aus Leder zurückblieben.
    »Ich entschuldige m i ch für d a s ungebührliche Verhalten m einer Tochter«, sagte Krin, »aber sie arbeitet tatsäc h li c h m it Palla s . W enn eine solche Gefahr schon ein m al bestand, nicht nur in unseren Nachbarländern, wie die ehrenwerten G ilde m itglie d er uns be ri chteten, sondern in ganz Phantásien, dann sollten wir dies wissen, ehe wir eine Gesan d tschaft zum Elfenbeinturm schicken . «
    Eines der Gilde m itglie d er zup f te sich am Bart. » W ir f t jetzt endlich je m and das Kind hinaus ? «, fragte er.
    »Mit Verlaub«, erklärte Kunlas Vater, »wir ehren die W eberinnen natü r lich f ür ihre Kun s t. Aber was auf Teppichen darge s tellt ist, muss nicht im m er m it der W irklichkeit übereinstim m en. Es sind schöne Verzierungen, keine Berichte. W i r wissen nur, dass sich in den Gegenden jenseits unserer Ebe n e ein paar seltsa m e Ereig n isse zugetragen haben. Von ganz Pha n tásien war nie die Rede. Schön, v i e l l e i c h t hä tt en w i r d as f r üh er be kannt m achen sollen. Um das wieder gutzu m a chen, bin ich bereit, selbst zum El f enbeint u rm zu r e isen, durch alle Gefahren hindurch, und um Hilfe zu bitten, die uns die Kindliche Kaiserin gewiss nicht v e rsagen wird. Das ist ein vernünftiger Plan. Dagegen unser Heil in alten Teppichen zu suchen…« Er schnalzte s p ötti s ch m it d er Zunge, u nd ein weiteres Rats m itglied fiel ein:
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, m eine D a m e n ? «
    »Je m and soll endlich das Kind hin a uswerfen«, beharrte der bärtige Gilde m eister, während die übrigen Gildeangehörigen die Ar m e vor der Brust verschränkten und auf die W eberinnen hinabschauten.
    Der Ersten W eberin w a r flam m en d e Röte in die W angen gestiegen. »Darüber sprechen wir noch«, erwiderte sie. » W eberin Krin, bringen Sie Ihre Tochter fort.«
    Res öffnete den Mund, um zu protestieren, doch die Nägel ihrer Mutter gruben sich in ihre Hand, sch m erzhaft tief. Krin packte sie so fest, dass sie laufen m u sste, um nicht wie ein Kleinkind hinausgezerrt zu werden. Als sich die Flüg e l der Tür m it einem befriedigten du m pfen S c hlag hinter i hnen schlossen, sagte Krin:
    »In m ein e m ganzen Leben habe ich m i ch noch nicht so geschä m t .«
    »Aber was ich gesagt habe, stim m t ! Es ist wichtig!«
    »Ich behaupte ja auch nicht, dass du lügst. Aber warum hast du nicht einfach gewartet, bis du m i r oder einer anderen W eberin in Ruhe davon erzählen konntest? Dann hätten wir es vor den Rat gebracht und kein Mitglied der Gilde hätte es als Kinderei abtun können. Aber nein, du hast nicht einen Mo m ent an die Ge m e i nschaft gedacht und an die Folgen. Dir ging es nur daru m , die Heldin zu spielen.«
    Während sie das Gildehaus ver l ießen, schwieg Res. W as ihre Mutt e r sagte, hatte d en stachlig e n, sch m erzenden Klang der W ahrheit, aber die ganze W a hrheit war es nic h t. Sie hatte e ine H eldin sein und ernst genom m en w e rden wollen, doch noch m ehr wüns c hte sie sich, etwas zu tun, um die Gefahr zu besiegen, die auf ein m al in ihrem Leben aufgetaucht war; etwas zu unternehmen, ganz gleich was, da m it keine weiteren leeren

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