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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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eingedrungen war. Aber den Verlorenen Kaiser gefunden zu haben, nur um zu h ö ren, er könne sich nicht an das erinnern, weswegen sie ihn auf so a b enteuerliche W eise ges u cht h a tte, das erbitterte sie so sehr, dass sie sich zwingen m usste, sich nicht die Haare einzeln au s zuraufen oder auf Yen Tao-tzu einzuschlagen.
    »Deine anderen Erinnerungen sind zurückgekehrt, nur diese eine nicht«, erwiderte sie mühsam b e h e rrscht. »Das m uss einen Grund haben. Phantásien ist in großer Gefahr und die Kindliche Kaiserin ebenfalls. Vielleic h t bi s t du deswegen von deinem W ahnsinn geheilt, und die fehlenden E rinnerungen w erden ebenfalls zurückkom m en, wenn du dich nur genügend anstrengst.«
    Yen Tao-tzu schüttelte langsam d e n Kopf. »Du vergisst, dass die Gebieterin der W ünsche einen Gesandten losgeschickt hat, um die Rettung für Phantásien und sich selbst zu finden. Sie weiß, was m i t m ir geschehen ist. W enn ich helfen könnte, hätte sie diesen Gesandten zu m ir geschickt. Was auch i m mer ein m al in m einer Macht stand, es ist für sie und für Phantásien offenkundig nicht m ehr der richtige Weg.«
    »Das kannst du nicht w issen«, gab Res hitzig zurück. »Du hast dieses Tal verlassen. Wenn der Gesandte hier war, dann konnte er dich nicht finden. W as glaubst du denn, warum deine Erinnerungen nach all der Zeit überhaupt zurückgekehrt sind ? «
    Er seufzte. »Vielleicht aus d e m gleichen Grund, aus d e m du m ich gerettet hast, obwohl m i ch der T od und das selige Nichts in Sto-Vo-Kor erwarteten. W eil ich noch nic h t genug für das gebüßt habe, was ich t a t.«
    Es war gut, dass Guin in diesem Mo m ent rief, sie hatten m it dem Feuer endlich Erfolg gehabt. Als Res aufstand und an ihm vorbeiging, entgegnete sie aufgebracht:
    »Ich habe dich nicht gerettet, da m it du büßt. Oder da m it du klagst. Ich habe dich gerettet, weil es m i r zuwider ist, wenn Leute u m gebracht werden. Aber dir wohl nicht, sonst würdest du etwas dagegen tun.«
    Du hast eine böse Zunge, wenn du jemandem etwas übel nimmst, kom m entierte die Katze, während Yen Tao-tzu neuerlich erstarrte und Res sich zu den Vogelleuten ans Feuer setzte. Es rauchte und zischte, aber die Flam m en gaben eine W ä r m e ab, die dafür sorgte, dass sich Res in ihren feuchten Kleidern wieder etwas besser fühlte. Guin, So und Lo m acht e n für ihre Verhältnisse einen geradezu aufgeräu m ten Eindruck.
    »Ich m uss s agen«, m einte Guin und kauerte sich neben Res, »Ihr hattet Recht m it d e m Sühneträger, Prophetin. Wenn wir i hn d a m als getötet hätten, könnte er Phantásien jetzt nicht retten.«
    Res fragte sich, was die drei wohl tun würden, sobald sie entdeckten, d a ss Y e n Tao-tzu ni cht d i e Absicht, den W illen od e r d i e Fähigkeit besaß, Phantásien zu rett e n. A ber der Regen und die Mischung aus Erleichterung und E nttäuschung über ihre E ntdeckung schienen die Fähigkeit, sich um solche Dinge zu sorgen, aus ihr herausgewaschen zu haben. Also erw i derte sie nichts. Sie w e igerte s i ch zu g l auben, dass Yen Tao-tzus verlorene Erinnerung das Ende sein sollte. Das durfte einfach nicht wahr sein. E r m usste das let z te Stück sein e r Erinnerung wiederfinden, und dann würden sie ge m einsam Phantásien retten. Etwas k itzelte in ihrer Nase, und sie m usste niesen.
    »Gesundheit!«, sagte G uins Neben m ann. »Es sollte m i ch nicht wundern, wenn Ihr Euch bei diesem W etter erkältet hättet.«
    Erkältet. Wunderbar. Ich will nach Hause, dac h te Res. Ich will ein heißes Bad neh m en, von m einer M u tt e r ins B e tt gesteckt w erden und m ein Lieblingsessen b e kom m en. Ich will wi s s e n, dass am nächsten Tag in Siridom alles so sein w i rd wie am Tag z uvor, und mich darüber ärgern und m i r wünschen, den n ächsten Tross zu begleiten. Ich will m i r von Kunla vorwerfen lassen, ich sei nicht vor s i chtig genug, und m ich w i eder um m ein Gesellenst ü ck drücken. Ich will die Sonne durch die Morgennebel auf der Str a ße nach Siridom scheinen sehen.
    Ich will wieder nach Hause.
    Aber sie wusste gar nicht m eh r , wie weit die Ebene von Kenfra von hier entfernt lag, und nun war d e r fliegende Teppich kaputt, und sie würde laufen m üssen. W oche n lang, m onatelang, vielleicht jahrelang. W enn es überhaupt noch ein Z uhause gab, zu dem m an laufen konnte. W enn nicht inzwischen das N ichts…
    Sie verbot sich, den Gedanken zu Ende zu denken. Siridom gab es noch. Ihrer Mutter

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