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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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chans erl e iden, ja schlim m er noch. Nie m and wird je deinen N a m en kennen, aber Tausende werden dich verfluchen. Und der Tod wird sich dir verweigern, so dass du sehen wirst, was du angerichtet hast«
    Guin, So und Lo rückten ein wenig näher zusammen und s chauderten.
    »›Das ist ein böses Schicksal, das du m i r prophezei s t ‹ er w i derte der Mann aus Lo-yang. »Gibt es einen W eg, ihm zu entkommen ? ‹ ›Den gibt es‹, erklärte der Mön c h. ›Höre auf, nach der Veränderung der W elt zu t r achten, u nd wid m e dein Leben s tattdessen d er Stille, wie ich es tue.‹ Da fasste der Ma n n aus Lo-y a ng einen Entschlu s s und sagte: ›Das kann ich nicht. Denn solange ich lebe, wird es Taten geben, die von m i r getan werden m ü s sen.‹«
    Yen Tao-tzu verstum m te. Das zis c hende, rauchige Feuer legte unregel m äßige Schatten a u f sein Gesi c ht.
    »Und dann ? «, drängte Guin nach einer W eile. » W as geschah dann? Erfüllte s i ch d i e Prophezeiu n g? W as für eine Erfind u ng war es, die der Mann m achte ? «
    Die Katze ließ ihre Schwanzspitze hin und her zucken. Alles, was Federn hat, ist entweder begriffsstutzig oder habgierig, da kann man nichts mac h en.
    »Das«, antwortete ihr Yen Tao-tzu, »ist eine andere Geschichte und soll ein ander m al erzählt werden.«
    In der w i eder e i ngetre t enen S t i ll e lauschten sie alle dem sanften, steten Fall der Regentropfen, die a u f das Glas der Fenster trafen. Einige, nicht sehr viele, närrische Kaiser stolperten draußen durch den Schlam m . Ein Mädchen zog etwas hinter sich her, das sich durch das Wasser auf den Scheiben erst auf den zweiten Blick als ein W ollknäuel herausstellte, das sich aufrollte, ohne dass sie darauf achtete.
    Alle Reisenden, die um das Feu e r saßen, fuhren zusam m e n, als Res jäh aufsprang und zum Ausgang lief. » W as habt Ihr vor, Prophetin ? «, fragte Guin. Aber Res war schon hinaus in den Regen geeilt.
     
    Es war noch nicht ein m al eine richtige Idee gewesen, die ihr gekom m en war, nur der Funke eines Einfalls, ein halb gesponnenes, halb raues Knäuel von einem Gedanken. Sie konnte ein f ach nicht länger stillsitzen und Yen Tao-tzus Geschichten von Niederlagen und verwegenen Hoffnungen, die nur in die Irre führten, anhören. Bis er sich erinnerte oder ihr selbst eine andere Möglichk e it e in f iel, um Siridom zu schützen, w ürde sie b e i dem Allernotwendigsten anfangen: dafür zu sorgen, dass sie nic h t läng e r an diesen Ort ge f esselt sein würde als unbedingt nötig.
    Res las den Faden des Wollknäuels, das s i ch hi nter d er Närrin e n trollte, aus dem Schl a m m auf und wicke l te ihn um ihre Finger auf, bis sie das Mädchen eingeholt hatte.
    »Entschuldigung«, sagte sie dann. »Ab e r Ihr Sie du brauchst diese W olle wohl nicht m ehr ? «
    Das Mädchen starrte sie an, einen Finger im Mund. Sie war jünger als Res, aber bereits zu alt für diese Ges t e. Ihr G e wand schien einst ein Kleid gewesen zu sein, das jemand m it viel Liebe und Sorgfalt m it bunten Tieren bestickt hatte; um ihren Hals hingen drei Reihen rotkugeliger Ketten. Die eine Hälfe ihres Haares war in einen Zopf gebunden, die andere aufgelöst, und die Nässe des Regens, die ihr nichts auszu m achen schien, presste es an i h ren Hals. Ihre grünen Augen verengten sich, als versuche sie v e rzwei f elt Res zu v erste h en. Dann kicherte sie plötzlich und sprang davon, das Ende des Knäuels im m er noch in der Hand haltend.
    Res blieb nichts anderes übrig, a l s ihr nachzulaufen. Schließlich verschwand das Mädchen in einem Haus, das je m and aus Strohstauden gebaut hatte. Nicht aus vernünftig aufeinander geschichteten, gebündelten Ha l m en, w i e bei dem Dach von Gerjos Heidehaus, sondern aus Strohhaufen, die wirkten, als habe m an sie m it der Gabel durcheinandergewirbelt und als könn t en sie in jedem Moment zusam m enstürzen. Doch sie stürzten nicht. Res kroch dem Mädchen hinterher und bereute es nicht, denn im Innern des Strohhauses fand sie noch m ehr W ollknäuel.
    Das Mädchen kauerte sich in einer E cke zusammen; zuerst dachte Res, es geschehe vielleicht ihretwe g en, und wollte eine ber u higende Erklärung von sich geben, doch dann hörte sie ein hohes, keckerndes Kichern und begriff, dass der Affe Argax ihnen gefolgt sein musste.
    » W ie ich sehe, hast du G e m ei n samkeiten m it Desideria d e r W eisen entdeckt«, sagte er zu Res.
    Im D ä m m e r licht des Heuhauses w a r das

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