Der König der Narren
her, statt sich da m it zu schützen. Viele trugen schwere Beutel oder zogen Karren, nur um sie im nächsten Mo m ent stehen zu lassen und sich eines anderen Karrens zu bemächtigen. Und nicht einer von ihnen achtete auf Res und ihre Begle i ter oder sprach auch nur ein W ort zu ihnen.
Ein m al prallte ein junger Mann m it ihr zusam m e n, der seine Heugabel quer über die S t raße zog.
»Entschuldigung«, begann sie, obwohl es sein Fehler gewesen war, »ich bin Res aus Siridom und s uche…»
Er rappelte sich wieder auf und g i ng weiter, ohne auch nur einen Mo m ent zu zögern.
»Es ist alles so wie in meiner Erinnerung«, flüsterte Yen Tao-tzu.
»Sie haben sogar ihre Sprache verloren.«
»Alle, bis auf dich«, rief ihm eine keckernde Stimme zu. »Du hast sie wiedergefunden. Deswegen m usstest du ja gehen.«
Die Stim m e kam von schräg oben. Res blickte auf und sah einen graufelligen kleinen Affen, der sich auf einem unfertigen D ach, das auf ein zweites gebaut w ar, von einem Balken z u m nächsten hangelte, bis er direkt über ihnen war. Dann ließ er sich m it einem Sprung auf Yen Tao-tzus Schultern niede r . Der Mann stand still und rührte sich nicht.
» W as bringt dich denn jetzt wie d er zurüc k ? Nicht, dass ich m einen Lieblingsnarren nicht gerne wiederfinde, wie ? «
»Ein Tal voll e r Narren « , stellte Guin fest. »Nutzlos. Abstoßend. Es gibt Orte, da könnten s i e einen Zweck erfüllen.«
Das Äffchen kicherte und sprang von Yen Tao-tzus auf Guins Schultern, die entsetzt zusam m enz u ckte, das Gleichgewicht verlor und im Schlamm landete. »Nicht diese Narren«, verkündete das Äffchen ungerührt, als sei nichts g e schehen. »Sie haben keinen Zweck m ehr, den sie irgendwo erfüllen könnten, sonst wären sie nicht hier.«
»Dies ist wi r klich d i e Alte Kaiser St a dt?«, f ragte Res.
Das Äffchen nickte eifrig. »O j a «, bestätigte es. »Aber ich bin unhöflich. Stellen wir uns doch vor! Mein N a m e lautet Argax. Und m it w e m habe ich das Vergnügen ? «
Guin hatte sich inzwischen wie d er erhoben. Mit entrüsteter S ti mm e nannte sie ihren Na m en und die der beiden anderen Dorfbewohner, Lo und So.
»Res aus Sirido m «, sagte Res zu Argax. »Die K atze zieht es vor, Fre m den ihren N a m en nicht zu nennen, und dies ist…«
»Oh, ich kenne doch unseren König«, fiel das Äffchen ihr ins Wort und sprang wieder auf Yen Tao-tzus Schultern.
»König ? «, rief Guin aus.
»O ja. Je m a nden, der als einziger v on all m einen Lieben f r e iwillig und m it offenen Augen den W eg hierhergefunden hat, den m uss m a n einfach zum König der Narren krö n en, findet ihr nicht a u c h , m eine Hübschen?«
Endlich erwachte Yen Tao-tzu a u s seiner Erstarrung. »Freiwillig ? «, wiederholte er. »Ich war f reiwillig hi er ?«
Der Affe wurde schla g artig er n st. »Ah. Daran kannst du dich also noch nicht erinnern.«
»Sein Ged ä chtnis i s t n och nic h t ganz zurückgekehrt«, ergänzte Res, für die sich all m ählich d i e letzten Fäden in die s en s p eziellen Wandteppich fügten.
» W arum überhaupt etwas davon zurück g e k ehrt i s t, w eiß ich nicht«, er kl ärte Argax. »Das sollte eigentlich un m öglich sein.« Er m achte eine wedelnde Bewegung m it einem A r m . »Sie alle wissen nichts m ehr von ihrem alten Leb e n. Sie haben sogar ihren N a m e n verloren und den W un s ch, daran etwas zu ändern. Sonst wären sie nicht hier.«
»Aber du«, fragte Res tonlos, »du weißt, wer sie sind ? «
»Das versteht sich!« Dies m al sprang er auf ihre Schultern. Seine Ar m e legt e n sich um ihren Hals. Es würgte s ie in d er K ehle, aus m ehr als einem Grund. »Narren. U nd Kaiser von Phantásien. Jeder Einzelne von ihnen. Das eine bedingt im m er das andere.«
Guin und ihre Landsleute starrten auf die sinn- und ziellos durch die Gegend stolpernden Männer, Frauen und Kinder, dann zu Yen Tao-tzu, s c h lie ß lich zu d em Äffchen auf Res’ Schultern.
»Das kann nicht sein. Nie m als k a nn das sein. Herrscher von Phantásie n ? Die s e…«
Argax kicherte wieder. »Dass auch nur einer von ihnen je Phantásien beherrscht hätte, habe ich nicht behauptet. Nie m and beherrscht Phantásien. Und nie m a nd ersetzt je die Kin d liche Kai s erin. Aber jeder von m einen Lieblingen hier hat es versucht, ist die übliche Straße aus zu vielen W ü nschen und zu vielen verlorenen Erinnerungen gegangen und schließlich bei uns angeko mm en. Ohne Wünsche, ohne
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