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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Res:
    »Mehr und m ehr verstehe ich, war u m m anche Leute andere Leute opfern.«
    Guin m i ssverstand sie wie üblich. » N ur begreift Ihr das zu spät für Sto-Vo-Kor«, entgegnete sie und w a rf Yen Tao-tzu einen wütenden Blick zu. Der U m stand, dass er, den sie nur als Unsinn redenden Bettl e r m it einer wilden Mähne gek a nnt hatte, a u f ein m al bei klarem Verstand war, schien sie nicht im Geringsten zu erstaunen. G uin und die übrigen Dorfbewohner von Sto - Vo-Kor waren die selbstbezogensten Geschöpfe, denen Res je m als begegnet war, nur die Fürstin möglicher w eise ausgenommen.
    »Nun denn«, setzte Guin hinzu und ließ ihre Hände ungeduldig auf und ab flattern, »hier sind wir, Ihr seid erwacht, und ich finde, es wird langsam Zeit, dass Ihr Euer Versprechen einlöst. Ich muss Euch m itteilen, dass m ir dieser Ort ganz und gar nicht behagt, und m einen Begleitern S o und Lo geht nicht anders. Je eher wir hier wegko mm en, desto besser.«
    Im m er noch den Teppich in Händen, die so fest geballt w aren, dass ihre Knöchel weiß wurden, erhob sich Res und schaute sich u m . Sie befanden sich am Rand eines im m er tiefer abfallenden Talkessels, nicht allzu weit von dem Erdwall entfernt, der ihn u m gab. Die Treppe, unter der sie nun alle s t anden, war nicht das einzige Bauwerk, nur das nächste, das Schu t z vor dem Regen bot. Wohin Res auch blickte, überall sah sie G e bäude oder Teile von Gebäuden, bis tief in das Tal hinein. Aber an ihnen allen sti mm te etwas nicht. Zunächst einmal wirkten d i e m eist e n von ihnen unvollendet. Brücken, ohne dass sie einen Flu s s sah, die in der Mitte aufhörten, eine Häuserwand, die zuerst gerade war und dann rund wurde, um g l eichfal l s im Leeren zu enden. In m anche W ä nde war hoch oben eine kunstvoll gesch m iedete, aber völlig nutzlose Pforte eingebaut, während der untere Teil keinerlei Eingang aufwies. Eine Pyra m i de, die denen in Kading ähnelte, stand nicht allzu w eit von ihnen entfernt, aber ihre Spitze war in den Boden gebohrt, und der flache Untergrund war oben. Das Ganze m a c hte den Eindruck von Spielzeugsteinen, m i t denen ein Kleinkind baute, das sich offenbar rasch langweilte.
    »Ja«, sagte Yen Tao-tzu rau, »das i s t sie, die Alte Kaiser Sta d t.«
    Grim m i g fuhr sich Res m it d e m re c hten Handrücken über die Augen. Dann rollte sie den kaputten Teppich ein und sah sich erneut u m .
    Wenn du deinen Weidenkorb suchs t , die Windriesen waren zu viel für das arme Ding, sagte die Katze.
    Nicht schreien, befahl sich Res, nur nicht schreien. Nicht jetzt.
    »Gut, dann werde ich den Teppich e b en so tragen. Hier oben ist nie m and außer uns. Machen wir uns a l so auf den W eg nach unten«, stieß sie zwischen den Z ähnen hervor.
    »Im Regen und bei diesem Schl a m m ? «, fragte Guin. »Falls Ihr es noch nicht be m erkt habt, hier gibt es keine anständigen Straßen.«
    Sie hatte es nicht be m erkt und z u ckte nun die A chseln. »Ihr könnt gerne hier bleiben.«
    »O nein. Ich will erle b en, wie d i e Prophetin endlich Erfolg hat«, gab Guin zurück und fügte bedeutsam hinzu: »Das wollen wir alle.«
    Ihre beiden Begleiter stampften bestätigend m it den Füßen auf den Boden.
    »Yen Tao-tzu, kannst du uns führen?«, fragte Res.
    Er nickte, ö f fnete den Mund, wie um noch etwas zu erwidern, und schluckte es dann ungesagt hinunter.
    Durch den Schlamm und gelegentlich über Straßenteile aus alt e m Käse oder Strohgeflechten zu waten war kein Vergnügen, aber es gab Schlim m eres. Als Res ihn fragt e , w arum die Windriesen ihnen oder zu m indest den restlichen Vogelleuten nicht über den Erdwall in das Tal hin e in g e f olgt ware n , erwiderte Yen Tao-tzu traurig:
    » W eil es i n nerhalb der Alten Kai s er Stadt k eine Gewalt gibt. Nichts, was den Bewohnern je ein Leid zufügen könnte.«
    »Nun, das ist doch gut, oder ? «, fragte sie.
    » W ie m an es nim m t.«
    Die ersten Bewohner, auf die sie stießen, hatten zu Res’ Erleichterung nichts von der Eleganz und Überlegenheit der Kadinger. Sie waren zum Teil genauso abgerissen gekleidet wie ihre Gruppe. Doch bei ihnen konnte es n i cht an einem Zusammenprall m it den W i ndriesen oder an einer langen Reise liegen, und je näher sie die Talbewohner in A ugenschein nah m , des t o unwohler w urde ihr. E i nige von ihnen tru g en Früchtesc h alen auf dem Kopf. Andere waren in Tischtücher gekleidet und zerrten trotz des schlechten W etters Schir m e hinter sich

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