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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Zuges auszumachen – er war einfach zu lang. Und ganz London schien auf den Beinen zu sein und seinen Weg zu säumen, um ihn zu sehen und zu bejubeln.
    Er fragte sich, ob je ein Mayor in dieser Prozession geritten war, dem nicht ein wenig schwindelig wurde von all dem Prunk, dem all der Jubel nicht zu Kopf zu steigen drohte, dem das Meer hoffnungsvoller, strahlender Gesichter keine Angst machte. Dabei war es ja gar nicht er, den sie feierten, führte er sich vor Augen, sondern vielmehr sich selbst, die Freiheit und Privilegien ihrer Stadt, die Tatsache, dass sie mächtig und unabhängig genug waren, um selbst zu bestimmen, wer ihre Geschicke für die nächsten zwölf Monate lenken sollte.
    West Cheap ging es entlang, dann durch The Shambles und durchs Newgate hinaus auf die Holborn Street und weiter nach Westminster. Auch dort waren alle Einwohner auf die Straße gekommen,um die Lord-Mayor-Parade anzuschauen, und obwohl das Ganze sie eigentlich nichts anging, jubelten auch sie ob all der Pracht und Feierlichkeit.
    Während der Zug die Straßen des kleinen Städtchens füllte und sich zum Rückweg formierte, ritt der Mayor mit den Sheriffs und den Aldermen in den Palast ein. Vor dem Hauptgebäude erwarteten ihn der König, die Königin und mehr oder minder der ganze Hof.
    Jonah saß ab, trat vor Edward und sank auf ein Knie nieder.
    »Wir begrüßen den Mayor von London«, sagte der König mit feierlichem Ernst, doch er lächelte und machte keinen Hehl daraus, wie zufrieden er mit der diesjährigen Entscheidung des Stadtrates war. »Was führt Euch nach Westminster?«
    »Der Wunsch, Euch der Ergebenheit der Stadt zu versichern, Sire«, antwortete Jonah ebenso feierlich, und es verwunderte ihn, wie fest seine Stimme klang. Sodann leistete er den Eid, den König John vor beinah hundertfünfzig Jahren als Bedingung für das vollständige Selbstverwaltungsrecht der Stadt gefordert hatte: Er schwor Gefolgschaft, Treue und erbrachte dem König im Namen der Stadt und ihrer Bürger Huldigung, so wie auch die Kronvasallen es taten. Dann erhob er sich ohne Aufforderung. Und erst nachdem Edward ihm mit einer gleichermaßen altehrwürdigen Formel gedankt und ihn mit seinen Segenswünschen entlassen hatte, gestattete Jonah sich, die Königin anzuschauen. Sie stand gleich an Edwards Seite und hatte die Hand wie meist auf seinen Arm gelegt, aber ihr Blick war unverwandt auf Jonah gerichtet, und die haselnussbraunen Augen strahlten vor Stolz, fast so, als sei dieser Tag des Triumphes allein ihr Werk. Und in gewisser Weise war er das natürlich, wusste Jonah. Er verneigte sich tief vor ihr, obwohl das Protokoll dies nicht vorsah, ehe er sich abwandte, sein Pferd wieder bestieg und auf gleichem Wege und mit dem gleichen Pomp in seine Stadt zurückkehrte.
    Die Parade endete auf dem Markt von West Cheap. Dort erwartete ihn seine Frau in einem mitternachtsblauen Mantel, der mit Silberfuchs gefüttert war und der Menge ein ehrfürchtiges Raunen entlockte. Sie war in Begleitung ihrer beiden älterenSöhne, und Harry und Cecil bildeten ihre Eskorte. Sie alle trugen neue Kleider aus den feinsten Tuchen, die in Sevenelms hergestellt wurden, und ritten edle Pferde. Jonah gab sich keine Mühe, sein stolzes Lächeln zu verbergen, als er an ihnen vorbeiritt.
    Die Ehrengarde, die Sheriffs und Aldermen begleiteten den Mayor nach Hause, und seine Familie schloss sich diesem sehr viel kleineren, aber immer noch stürmisch beklatschten Zug an. Tatsächlich säumten die Londoner die Straßen bis in die Ropery und hörten erst auf, Jonah ihre Anliegen, Segenswünsche oder auch gelegentlichen Flegeleien nachzurufen, als er durch das Tor seines Hauses verschwunden war.
    Auch die Meister der Zünfte und Gilden, alle Liverymen der Tuchhändler, geistliche Würdenträger der Stadt und viele alte Freunde fanden sich bald in der Ropery ein, denn sie alle waren zum großen Festmahl in Jonahs Haus geladen. Es begann am frühen Nachmittag, gleich nach dem Ende der Parade, und dauerte bis tief in die Nacht. Über Stunden wurde ein Gang nach dem anderen aufgetragen, erlesene Braten, Pasteten und Suppen mit kostbaren Gewürzen aus dem Morgenland, immer wieder unterbrochen von köstlichen Süßspeisen. Weine aus Burgund und vom Rhein flossen in Strömen. Hervorragende Musikanten spielten auf, die große Halle war erfüllt vom Stimmengewirr und dem Lachen der vielen Gäste, kurze, launige Reden wurden gehalten und Trinksprüche auf das Wohl des neuen Mayor

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