Der Kofferträger (German Edition)

des Kanzlers Frau Anita Schütz erfahren.“
    „Nein, davon wusste ich nichts“, erklärte uns der Biologe glaubwürdig. Er selber habe die Geschichte damals nicht so ernst genommen, seine Hilfsmittel seien bescheiden gewesen. Und hören Sie jetzt gut zu, sagte Mehlig, während er fortfuhr, letztlich vertraute der Biologe seinen eigenen Analysen nicht so recht.“
    Schütz schaute skeptisch, was sollte er mit solchem Halbwissen anfangen. Worauf wollte der Redakteur hinaus?
    „Ich fragte den späteren erfolgreichen Biologen, ob er noch Unterlagen von damals hätte?“, Mehlig zeigte auf die Papiere auf dem Tisch.
    „ Er fischte diese Unterlagen hier aus einem vergilbten Papierstapel heraus. „Sehen sie“, sagte er, „das sind die Analysen der Genstruktur der drei Kommilitonen.“
    Mehlig grinste.
    „Ich nahm sie in die Hände und studierte sie.
    Aber das ist ein und dieselbe Person, fragte ich den Biologen. Sie haben alle die gleiche Nummer.
    Zum ersten Mal schaute der Biologe richtig auf die Unterlagen. Er hatte drei Kopien von nur einer Analyse gemacht. Es war in allen Fällen die Analyse von sich selbst.“
    „Und daraufhin bauten die drei Großkopfeten ihr Imperium Bundesrepublik auf?“, fragte Jürgen.
    „Wir werden daraus eine komplette Story machen“, bestätigte Mehlig.“
    „Mich lassen Sie bitte dabei vollkommen raus .“
    „Schade“, meinte der Redakteur. Das wäre eine runde Sache geworden, aber selbstverständlich respektieren wir ihren Wunsch.“
     
    War für Schütz als Lebenden die Ehe mit Anita noch gültig, oder war er schon als Toter geschieden worden? Eine knifflige Frage. Gleich wie.
    Er ließ sich von Anita scheiden, heiratete Corinna Malpesi. Dr. Aschauer hatte mit der Schönheitsoperation bei Corinna sein Meisterwerk abgeliefert. Es war so gut wie nichts mehr von den Verletzungen zu sehen. Jürgen und Corinna lebten in Berlin und am Golf von Tarent. Der Spuk des Mafiaüberfalls in ihrem Haus erschien beiden wie ein verblasstes Märchen. Nahezu das einzige, was Jürgen aus seinem Haus Nikolskoe mit in die neue Wohnung nahm, war Joe. Der Roboter zeigte sich glücklich, hatte er sich doch zu lange bei all den vielen Menschen sehr einsam gefühlt.