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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hillerman
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Streifenwagen der Navajo Tribal Police, ein Fahrzeug des Sheriffs im San Juan County, ein Streifenwagen der Mexico State Police und schließlich der von Chee für Nez bestellte Krankenwagen eingetroffen. Statt dessen hatte er Officer Jim Chee abtransportiert. Pinto war ins Bezirksgefängnis in Aztec gebracht und wegen Körperverletzung in Haft genommen worden - die schwerste in einem Reservat verübte Straftat, für die sie zuständig waren, bis die Bundesbehörde den Fall übernahm und Anklage wegen Mordes erhob.
    Leaphorn sah kurz zu Mrs. Keeyani hinüber. Sie saß mit im Schoß gefalteten Händen da, biß sich auf die Unterlippe und beobachtete ihn.
    »Ich muß mich noch mal sachkundig machen, bevor ich Ihnen zu etwas raten kann«, sagte er.
    Mrs. Keeyani nickte.
    Die nächste Seite erinnerte Leaphorn daran, daß Ashie Pinto die Aussage verweigert hatte. Wie aus dem Bericht hervorging, hatte er bei seiner Festnahme lediglich gesagt:
    »Officer, ich habe etwas Schändliches getan.«
    Das klang gestelzt. Leaphorn dachte darüber nach. Vermutlich hatte Pinto Chee auf navajo angesprochen. Und Chee, der vermutlich halb bewußtlos gewesen war, mußte George den Satz übersetzt haben. George hatte ihn in sein Notizbuch geschrieben und später in seinen Bericht aufgenommen. Was hatte Pinto wirklich gesagt?
    Weiter nichts, wenn man diesem Bericht glauben wollte. Er hatte nichts gestanden, nichts geleugnet, standhaft geschwiegen, sich geweigert, irgendwelche Fragen zu beantworten, lediglich seine Identität durch ein Nicken bestätigt, einen Anwalt abgelehnt und auch nicht den Wunsch geäußert, irgend jemand von seiner Verhaftung benachrichtigen zu lassen. Als er aufgefordert worden war, sich eine Blutprobe abnehmen zu lassen, hatte er wortlos nickend seine Zustimmung gegeben.
    Die Untersuchung ergab einen Alkoholgehalt von 2,11 Promille. Ab 1,0 Promille Blutalkoholgehalt galt man in New Mexico als amtlich und unwiderruflich betrunken.
    Dann folgte der FBI-Bericht vom elften Tag nach der Festnahme. Leaphorn überflog ihn nur. Die ballistische Untersuchung bestätigte, daß die Kugel, mit der Nez erschossen worden war, aus der bei Pinto beschlagnahmten Waffe - einem Revolver Kaliber .38 - stammte. Ein weiterer Bericht hielt fest, daß die Löcher in Pintos Hose Brandlöcher waren.
    Als nächstes kam der Autopsiebericht. Leaphorn wußte, was er aussagte. Nez hatte noch gelebt, als er im Rauch erstickt war. Er war vermutlich bewußtlos gewesen, aber er hatte noch gelebt. Der Lieutenant blätterte seufzend um. Eine Zusammenfassung der im Krankenhaus gemachten Aussage
    Chees. Er überflog sie rasch. Lauter bekanntes Zeug. Augenblick! Er las einen Absatz nochmals durch.
    »Officer Chee sagte, Nez sei seit einigen Wochen darauf aus gewesen, einen unbekannten Täter zu fassen, der einen Basaltkegel östlich von Red Rock und südlich von Ship Rock durch Schmierereien verunziert habe. Chee sagte weiterhin, Nez habe sich so angehört, als hätte er den Unbekannten gesehen und damit gerechnet, ihn festnehmen zu können. Er sagte, der Funkkontakt sei zuletzt sehr schlecht gewesen, aber er habe Nez lachen gehört und nicht den Eindruck gehabt, als brauche oder verlange sein Kollege Verstärkung.«
    Der Lieutenant schnaubte - verärgert und lauter als beabsichtigt. Er blickte auf, um sich zu vergewissern, ob die beiden Frauen etwas gemerkt hatten. Sie starrten ihn an.
    Er überspielte seine Verlegenheit mit einer Frage. »Sind Sie von irgend jemand über die näheren Umstände des Falls informiert worden?«
    »Es hieß, er sei draußen in der Nähe des Tatorts verhaftet worden«, antwortete Mrs. Keeyani. »Und es war die Rede davon, daß die Tatwaffe bei ihm gefunden worden sei.«
    »Hat man Ihnen gesagt, daß er die Tat mit keinem Wort geleugnet hat?« erkundigte sich Leaphorn. Aber er dachte irritiert an Jim Chee. Nez schien keine Unterstützung gewollt zu haben. Aber es kam nicht darauf an, was er persönlich gewollt hatte; laut Vorschrift hätte sein Kollege sich sofort auf den Weg machen müssen. Das war wieder einmal typisch Jim Chee! Er tat, was ihm gerade paßte. Clever, überdurchschnittlich intelligent. Aber kein Teamspieler. Deshalb hatte er in Red Rock Kaffee getrunken, während Nez sich einem bewaffneten gemeingefährlichen Betrunkenen gegenübergesehen hatte.
    »Ich weiß nicht, was mein Onkel ausgesagt hat«, antwortete Mary Keeyani. »Aber ich weiß, daß er es nicht gewesen ist.« Sie schüttelte den Kopf. »Nicht

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