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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hillerman
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hinaus.
    »Ist das Ihr Wagen?« fragte Chee.
    »Ja«, antwortete Ji.
    »Er ist in der Nacht, in der Officer Delbert Nez erschossen wurde, draußen auf der Navajo Route 33 gesehen worden.« Ji äußerte sich nicht dazu. Chee wartete.
    Jis Miene blieb ausdruckslos. (Der unergründliche Orientale, dachte Chee. Wo hatte er das gehört? Mary Landon hatte ihn einmal so bezeichnet. »Du bist nämlich einer, weißt du. Deine Vorfahren sind aus den Steppen der Mongolei oder aus Tibet oder so ähnlich übers Polareis gekommen. Wir stammen aus den dunklen Wäldern Norwegens.«)
    »An welchem Tag soll das gewesen sein?« fragte Ji schließlich.
    Chee sagte es ihm. »In der Nacht, in der es geregnet hat.
    Ziemlich sogar. Es muß zwischen neunzehn Uhr dreißig und zwanzig Uhr gewesen sein. Es war schon recht dunkel, eben wegen dem Gewitter.«
    »14a, das weiß ich noch«, sagte Ji. »Ich bin an dem Abend unterwegs gewesen.«
    »Haben Sie irgend jemand gesehen?« fragte Janet Pete. »Irgend etwas?«
    »Wo?« lautete Jis Gegenfrage.
    Chee unterdrückte ein Stirnrunzeln. Das war eine ziemlich dumme Frage.
    »Da, wo Sie langgefahren sind«, antwortete er. »Außerhalb von Shiprock. Östlich von Red Rock auf der Route 33.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, irgend etwas gesehen zu haben«, sagte Ji.
    »Und als Sie auf der Route 63 nach Norden abgebogen sind?«
    »Route 63?« Ji wirkte ehrlich verwirrt. Aber das war kein Wunder. Selbst von den Leuten, die regelmäßig diese staubige, von Schlaglöchern übersäte Straße benutzten, hätten nur wenige ihre genaue Bezeichnung gekannt.
    »Die Schotterstraße, die kurz vor Red Rock nach Norden in Richtung Biklabito und Shiprock abzweigt.«
    »Oh«, sagte Ji und nickte. »Nein, mir ist dort nichts aufgefallen.«
    »Sie haben kein Feuer an der Stelle gesehen, wo Nez' Streifenwagen ausgebrannt ist?«
    »Ich habe einen Lichtschein gesehen, glaube ich. Aber ich dachte, er stamme von Autoscheinwerfern. An viel mehr kann ich mich nicht erinnern.«
    »Wissen Sie wenigstens noch, weshalb Sie dort draußen unterwegs waren?«
    Ji nickte lächelnd. »Das weiß ich gut«, sagte er. »Es sah nach Regen aus. Schwarze Regenwolken über den Bergen. In meiner Heimat regnet es viel, und das fehlt mir hier. Ich bin losgefahren, um den Regen zu genießen.«
    »Und wie sind Sie gefahren?« fragte Chee.
    Ji überlegte kurz. »Auf der U.S. 666 nach Gallup, dann auf der Asphaltstraße nach Westen bis kurz vor Red Rock und von dort aus in weitem Bogen auf der Schotterstraße zurück.«
    »Haben Sie einen Streifenwagen gesehen?«
    »Gewiß«, sagte Ji. »Einer hat mich überholt.«
    »Wo?«
    »Auf der Straße nach Red Rock.«
    Das mußte Delberts Wagen gewesen sein. »Haben Sie ihn dann noch einmal gesehen?«
    »Nein.«
    »Aber Sie müssen ein zweites Mal an ihm vorbeigekommen sein«, sagte Chee. »Der Wagen stand auf einem Weg links von der Straße.«
    »Er ist mir nicht aufgefallen«, antwortete Ji. »Daran würde ich mich erinnern, glaube ich.«
    »Sind Sie noch jemand begegnet? Auf Ihrer Heimfahrt, meine ich.«
    Mr. Ji dachte darüber nach. »Vermutlich«, sagte er. »Aber ich kann mich nicht daran erinnern.«
    Und das war alles, was aus ihm herauszubekommen war. Vom Parkplatz aus fuhren sie über die San Juan-Brücke und auf der U.S. 666 nach Süden weiter.
    »Willst du sehen, wo es passiert ist?« fragte er Janet. Sie warf ihm einen überraschten Blick zu. »Du etwa?«
    »Eigentlich nicht«, sagte er. »Oder vielleicht doch, wenn ich's mir genau überlege.«
    »Du bist seitdem nicht wieder dort gewesen?«
    »Ich war wochenlang im Krankenhaus in Albuquerque«, antwortete Chee. »Und danach... nun, es gab irgendwie keinen zwingenden Grund.«
    »Okay«, stimmte Janet zu. »Ich sollte mir den Tatort ansehen, glaube ich.«
    »Du hast einen besseren Grund dafür als ich«, sagte Chee. »Ich habe damit nichts mehr zu tun. Dieser Fall wird vom FBI bearbeitet. Ich sage bloß als der Beamte aus, der den Täter festgenommen hat.«
    Janet nickte wortlos. Sie sah keinen Grund, sich dazu zu äußern. Chee war klar, daß sie das alles ohnehin schon wußte. »Und mit den Ermittlungen an sich hatte ich ja nichts zu tun«, fügte er hinzu, obwohl sie das wahrscheinlich auch schon längst wußte.
    »Glaubst du, daß das FBI Mr. Ji vernommen hat?« Chee schüttelte den Kopf. »Das hätte er erwähnt.«
    »Überrascht es dich, daß die FBI-Leute ihn nicht vernommen haben?«
    »Jetzt nicht mehr«, sagte Chee. »Sie haben ja alles,

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