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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hillerman
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erzählt, er habe keinen Kaffee, kein Maismehl, kein Schmalz und kein gar nichts mehr - und Mary könne ihm nicht helfen, weil sie ihre eigene Brut durchzufüttern habe.«
    McGinnis machte eine Pause und nippte nachdenklich an seinem Whiskey.
    »Deshalb hat er den Job angenommen«, sagte Professor Bourebonette.
    Ja, das hat er«, bestätigte der Alte. »Ich mußte Tagert sofort zurückschreiben.« Er nahm noch einen Schluck und genoß ihn schweigend, so daß sein Schaukelstuhl um so lauter zu knarren schien.
    Leaphorn merkte, daß ihn vor allem eine Frage beschäftigte: Weshalb hatte Pinto diesen Tagert einen Kojoten genannt? Im Sprachgebrauch der Navajos war das eine ernste Beleidigung, die nicht nur einen Schurken, sondern einen ausgesprochenen niederträchtigen Menschen bezeichnete. Mary Keeyani hatte gesagt, Tagert habe ihm oft Whiskey gegeben. Konnte das der Grund gewesen sein? Leaphorn fiel auf, daß sein Interesse an diesem Fall wuchs.
»Aber ich hab' gemerkt, daß er eigentlich nicht wo
Die Hängeordner mit Material über Cassidy nahmen e
»Wollen Sie's mir nicht verraten?« fragte Bourebon
    »Aber ich hab' gemerkt, daß er eigentlich nicht wollte«, fügte McGinnis hinzu. »Ich hab' ihn gefragt: Was hast du gegen diesen Kerl? Er scheint doch in Ordnung zu sein. Und er zahlt gut, stimmt's? Er ist auch bloß ein Professor wie die anderen. Und der alte Ashie hat gesagt: Tagert verlangt, daß ich etwas tue, was ich nicht will. Und als ich ihn gefragt habe, was er tun soll, hat er geantwortet, er solle etwas finden. Und ich hab' gesagt: Mann, das tust du doch dauernd! Danach hat er eine Zeitlang geschwiegen. Zuerst hat er gesagt: Du hast's gut, du brauchst nicht loszuziehen und Kojote zu suchen. Er liegt da draußen ständig auf der Lauer.«
    *
    Professor Bourebonette hatte angeboten, auf dem Rückweg ein Stück zu fahren, und Leaphorn hatte ihr erklärt, das sei gegen die Dienstvorschriften der Navajo Tribal Police. Jetzt
    - etwa fünfzig Meilen östlich von Tuba City - begann der Lieutenant, seine Standhaftigkeit zu bereuen. Er war erschöpft und todmüde.
    In der ersten Stunde hatte ihre Unterhaltung verhindert, daß er einschlief. Sie hatten über McGinnis gesprochen, weiter darüber gerätselt, welchen Suchauftrag Tagert für Hosteen Pinto gehabt haben mochte, und über Pintos Widerstreben diskutiert. Sie hatten sich über die Beziehung der Mythologie der Navajos zur Urfassung des Alten Testaments, das Spannungsverhältnis zwischen kriminalpolizeilichen Ermittlungen und Bürgerrechten sowie über kulturpolitische Fragen unterhalten. Sie hatte ihm von ihren mythologischen Studien in Kambodscha, Thailand und Vietnam erzählt, bevor der Krieg ihre Arbeit unterbrochen hatte. Und Leaphorn hatte ihr von einem Professor aus seiner Graduiertenzeit an der Arizona State University erzählt, der entweder unglaublich geistesabwesend oder längst senil gewesen war.
    »Das Dumme ist nur, daß ich langsam merke, daß ich selbst vergeßlich werde«, hatte er lachend hinzugefügt.
    Der Mittelstreifen verwandelte sich plötzlich in Doppelstriche, die auseinanderzudriften schienen. Leaphorn zuckte zusammen und war schlagartig wieder hellwach. Er sah schuldbewußt zu Louisa Bourebonette hinüber, um festzustellen, ob sie etwas gemerkt hatte.
    Professor Bourebonette hatte den Kopf mit leicht gesenktem Kinn an den Türrahmen gelehnt. Ihr Gesicht war im Schlaf entspannt.
    Leaphorn betrachtete sie nachdenklich. Genauso hatte Emma manchmal geschlafen, wenn sie spät nachts unterwegs gewesen waren. Entspannt. Und vertrauensvoll.

6  
    Der verbeulte weiße Jeepster war bemerkenswert leicht aufzuspüren. Er stand auf Platz siebzehn eines mit Unkraut überwucherten Parkplatzes, an dessen Einfahrt ein großes Schild verkündete:
    SHIPROCK HIGH SCHOOL NUR FÜR LEHRER UND ANGESTELLTE
    Janet Pete parkte ihren kleinen zweitürigen Toyota neben dem Jeepster. Sie hatte sich umgezogen und trug jetzt statt des Kleides, mit dem sie ins Krankenhaus gekommen war, Jeans und eine langärmelige blaue Bluse.
    »Da steht er«, sagte Janet. »Genau wie du es dir gedacht hast! Willst du hier auf den Besitzer warten?« Sie wies auf die Fahrzeuge, die den Parkplatz für Lehrer und Angestellte verließen - erstaunlich viele, wie Chee fand. »Das dürfte nicht lange dauern.«
    »Ich möchte wissen, mit wem ich reden muß«, sagte Chee. Er stieg aus. »Ich frage mal nach.«
    Die Sekretärin des Schulleiters warf einen Blick auf Chees Ausweismarke, sah nach

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