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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hillerman
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draußen in die Richtung, in die er deutete, und fragte: »Welcher?« Dann sagte sie: »Oh.«
    »Der gehört Mr. Ji«, erklärte sie Chee. »Wollen Sie ihn verhaften?« Ihre Stimme klang hoffnungsvoll.
    »Gee?« fragte er. »Wie schreibt er sich?«
    »H-U-A-N J-I« antwortete sie. »Würde man seinen Namen so aussprechen, wie wir >Na-va-ho< sagen, wäre >Mr. Hee< richtiger.«
    »Soviel ich gehört habe, ist er Vietnamese«, sagte Chee. »Oder Kambodschaner.«
    »Vietnamese«, stellte die Sekretärin fest. »Er war Oberst in der südvietnamesischen Armee, glaube ich. Er hat ein Rangerbataillon kommandiert.«
    »Wo kann ich ihn finden?«
    »Er gibt Mathematikunterricht in Zimmer neunzehn«, sagte sie und deutete den Flur entlang. »Eigentlich ist Schluß für heute, aber seine Schüler müssen meistens noch etwas nachsitzen.« Sie lachte. »Mr. Ji und die Kids sind sich nie darüber einig, wieviel Mathe sie lernen sollten.«
    Chee blieb an der offenen Tür von Zimmer neunzehn stehen. Vierjungen und ein Mädchen saßen mit gesenkten Köpfen an Einzeltischen und rechneten angestrengt. Das Mädchen war hübsch und trug sein Haar für eine junge Navajo auffällig kurz. Die Jungen waren zwei Navajos, ein stämmiger, mürrisch dreinblickender Weißer und ein schlanker Hispano. Aber Chees Interesse galt ihrem Lehrer.
    Mr. Huan Ji stand neben dem Lehrerpult, kehrte der Klasse den Rücken und Chee sein Profil zu und starrte aus dem Fenster. Er war ein drahtiger kleiner Mann mit straff aufrechter Haltung, kurzgeschnittenem schwarzen Haar und leicht ergrautem kurzen Schnurrbart. Zu grauer Hose und blauer Jak-ke trug er ein weißes Hemd mit Krawatte, die sorgfältig gebunden war und deshalb in der Shiprock High School völlig fehl am Platz wirkte.
    Sein starrer Blick schien etwas zu mustern, das sich etwa in Horizonthöhe befand. Chee fragte sich, was er dort sah. Sein Blick ging über die Pappeln am San Juan River hinweg nach Südwesten zu den mit Salbei bewachsenen Vorbergen der Chuska Mountains hinüber. Vielleicht sah er den als schwarzen Klotz aufragenden Ship Rock am Horizont; möglicherweise auch Rol-Hai-Rock und Mitten Rock. Nein, diese markanten Punkte lagen nicht in Mr. Jis Blickfeld. Chee hatte sie nur vor seinem inneren Auge gesehen.
    Mr. Jis Miene wirkte traurig. Was erblickte sein inneres Auge? Vielleicht sah er statt der graublauen Wüstenberge des Dinetah die üppiggrünen Dschungelberge seiner Tropenheimat.
    Chee räusperte sich. »Mr. Ji«, sagte er.
    Die fünf Schüler sahen von ihrer Arbeit auf und starrten Chee an. Mr. Ji blickte weiter gedankenverloren aus dem Fenster.
    Chee trat ins Klassenzimmer. »Mr. Ji«, wiederholte er. Mr. Ji drehte sich überrascht nach ihm um.
    »Oh«, sagte er. »Tut mir leid. Ich bin in Gedanken woanders gewesen.«
    »Könnte ich Sie kurz sprechen?« fragte Chee. »Bloß einen Augenblick.«
    »Das war es sowieso für heute«, antwortete Ji. Er betrachtete die fünf Schüler, die seinen Blick erwiderten, und sah auf seine Uhr. »Ihr könnt jetzt gehen«, sagte er. »Wer fertig ist, gibt sein Blatt ab. Wer noch nicht fertig ist, bringt es morgen mit - fertig und korrigiert.« Er wandte sich an den Besucher. »Kommen Sie zur Elternberatung?«
    »Nein, Sir«, antwortete Chee. »Ich bin Officer Chee - von der Navajo Tribal Police.« Während er das sagte, merkte er, daß Mr. Ji seine dick verbundene Hand, seine Jeans und sein kurzärmeliges Sporthemd musterte. »Zur Zeit nicht im Dienst«, fügte er hinzu.
    »Ah«, sagte Mr. Ji. »Was kann ich für Sie tun?«
    Chee hörte rasche Schritte: Janet Pete, die den Korridor entlang auf sie zukam. Hosteen Pintos Anwältin nimmt also an diesem Gespräch teil, dachte Chee. Warum auch nicht? Aber es störte ihn trotzdem. Wo lag die Grenze zwischen Freundin und Strafverteidigerin?
    »Mr. Ji?« fragte Janet etwas außer Atem.
    »Das ist Janet Pete«, stellte Chee sie vor. »Sie ist Anwältin.« Mr. Ji verbeugte sich leicht. »Geht es um einen meiner Schüler?« fragte er.
    Der letzte von Mr. Jis Schülern hastete an ihnen vorbei, als sei sein Drang, dem Klassenzimmer zu entkommen, stärker als seine Neugier.
    »Miss Pete vertritt Ashie Pinto«, erklärte Chee ihm.
    Jim Chee kam es so vor, als ob Mr. Jis Atem für einen Moment aussetzen würde. Aber seine Miene blieb ausdruckslos, während er Janet Petes Blick erwiderte.
    »Können wir irgendwo ungestört reden?« fragte Chee. Im Lehrerzimmer war noch jemand. Sie gingen auf den Parkplatz

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