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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hillerman
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draußen zu suchen hatte?« fragte Janet.
    Redd lächelte Sie an. »Ich möchte wetten, daß Sie mit ihm verwandt sind. Pinto gehört zum Mud Clan. Sind Sie eine Verwandte?«
    »Ich bin seine Anwältin«, sagte sie.
    »Er will's Ihnen also nicht erzählen, was? Ich meine, was er in dieser Nacht dort draußen gemacht hat. Als er den Polizisten erschossen hat.«
    Janet zögerte. Sie sah unsicher zu Chee hinüber. Chee bestätigte: »Pinto will nicht darüber reden.«
    »So ungefähr hat es auch in den Zeitungen gestanden«, sagte Redd. »Er soll ja auch ziemlich betrunken gewesen sein, wie ich gelesen habe. Vielleicht erinnert er sich einfach an nichts mehr.«
    »Schon möglich«, meinte Chee. »Haben Sie eine Idee, wie er dort hingekommen sein könnte?«
    Redd schüttelte den Kopf. »Trotzdem muß der Alte irgendwie hingekommen sein. Zweihundert Meilen sind ein bißchen lang für einen Fußmarsch - selbst für einen Navajo. Andererseits kann ich mir schlecht vorstellen, daß ihn jemand hingefahren und einfach abgesetzt hat. Außerdem hätten die Cops dann ja jemand wegfahren sehen müssen, nicht wahr?«
    »Soviel wir wissen, hat kein Mensch irgendwas beobachtet«, warf Janet ein. »Jim ist unmittelbar nach der Tat eingetroffen, aber er hat niemanden gesehen. Und Mr. Ji, der kurz zuvor vorbeigefahren ist, hat auch niemanden bemerkt.«
    Redd zog die Augenbrauen hoch. »Mr. Dschi?«
    »Mr. Ji«, stellte sie richtig. »J-I geschrieben, aber wie >Dschi< ausgesprochen. Ein vietnamesischer Name. Er ist Lehrer an der Shiprock High School.«
    »Oh«, sagte Redd. »Jedenfalls kann ich bloß Vermutungen darüber anstellen, was Pinto dort draußen getan haben könnte. Ich glaube, daß er für Professor Tagert gearbeitet hat.«
    Chee wartete auf weitere Erklärungen, die jedoch ausblieben.
    »In welcher Funktion?« fragte er dann. Im nächsten Augenblick hob er seine nicht verbundene Hand. »Aber beantworten Sie mir zuerst eine andere Frage. Weswegen waren Sie dort draußen unterwegs, als Sie Janet und mich gesehen haben?«
    Redd lachte. »Meine Neugier war schuld. Ich hatte erwartet, daß in den Zeitungen mehr stehen würde. Sie wissen schon: eine Pressemitteilung, in der die Polizei nach Abschluß ihrer Ermittlungen bekanntgibt, was eigentlich passiert ist. Als das ausblieb, habe ich nachgedacht und schließlich eine Theorie entwickelt. Dann bin ich rausgefahren, um sie zu verifizieren - was mir dann aber doch nicht gelungen ist.«
    »Wie lautet Ihre Theorie?«
    »Ich hatte die Idee, Pinto könnte Butch Cassidy für Tagert gefunden haben«, antwortete Redd.
    »Butch Cassidy?« fragte Janet.
    Redd nickte. »Was wissen Sie über die Geschichte des amerikanischen Westens?« fragte er. »Vor allem über ihre wissenschaftliche Aufarbeitung?«
    »Die Geschichte kenne ich einigermaßen«, sagte Chee. »Die wissenschaftlichen Aspekte überhaupt nicht.«
    »Frederick Jackson Turner war jahrzehntelang der Guru dieses Fachgebiets. Er ist irgendwann in den dreißiger Jahren gestorben, glaub' ich. Er hat in Harvard gelehrt und schon um die Jahrhundertwende seine Theorie aufgestellt, die offene Grenze des amerikanischen Westens habe jedem Land, Gold, Silber, Weidegründe geboten, soviel er sich nehmen konnte...« Redd machte eine leicht verlegene Pause. »Soviel er den Indianern wegnehmen konnte, meine ich. Jedenfalls glaubte der olle Turner, dies habe die europäischen Einwanderer zu neuen Menschen gemacht und unsere Demokratie überhaupt erst ermöglicht.
    Turner und seine Anhänger haben die Geschichtsschreibung des amerikanischen Westens bis weit über die Jahrhundertmitte maßgeblich beeinflußt. Der angelsächsische Weiße war ihr Held, und Spanier, Franzosen oder Indianer wurden nur am Rande erwähnt. Aber jetzt gibt's eine neue Welle. Donald Worster an der University of Kansas, Patricia Limerick an der Colorado University, Tagert hier, ein gewisser Henderson an der UC Berkeley und einige andere sind die Führer dieser Gegenbewegung. Zumindest möchte Tagert einer von ihnen sein.«
    Redd machte eine Pause. »Um das alles zu erklären, brauche ich ein bißchen Zeit.«
    »Wir haben's nicht eilig«, versicherte Janet ihm.
    »Nun, soviel ich weiß, hat die Fehde damit begonnen, daß dieser Dr. Henderson ein Lehrbuch geschrieben hat, das Tagert in einem Artikel teilweise kritisiert hat, worauf Henderson sich im Western History Quarterly ziemlich abfällig über eine Arbeit Tagerts über die >Hole-in-the-Wall-Gang< ausgelassen hat.« Redd

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