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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hillerman
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mich gefragt, wann er zurückkomme und wo er überhaupt stecke - als ob das alles meine Schuld sei!« Bei der Erinnerung daran verfinsterte sich ihre Miene. »Hoffentlich haben die Navajos ihn erwischt«, fügte sie hinzu.
    »Wollte er dorthin? Ins Navajo-Reservat?«
    »Wer weiß?« sagte Jean Jacobs. »Oder schert sich den Teufel darum? Aber zuletzt hat er dort gearbeitet.«
    »Wissen Sie, woran er gearbeitet hat?«
    »Vage. An irgend etwas mit Räubern und Gendarmen. Das ist sein Spezialgebiet: >Recht und Gesetz im Alten Westen<. Auf diesem Gebiet ist er der große Fachmann.« Sie machte eine Pause. »Zumindest erzählt er das allen.«
    »Wissen Sie, ob er mit einem Navajo namens Ashie Pinto zusammengearbeitet hat?«
    »Klar«, antwortete sie. »Mr. Pinto war in diesem Sommer einer seiner Informanten. Tagert hat sich von ihm alte Geschichten erzählen lassen.« Ihr Blick wanderte von Chees Hand zu seinem Gesicht. »Chee«, murmelte sie, als würde ihr plötzlich klar, wen sie vor sich hatte. »Sie sind der Beamte, der Mr. Pinto festgenommen hat. Sie haben sich verbrannt, als Sie versucht haben, Ihren Kollegen aus dem Auto zu bergen.«
    Jean Jacobs war sichtlich beeindruckt.
    »Momentan bin ich beurlaubt«, erklärte Chee, wobei er verlegen auf seine Hand zeigte. »Aber ich versuche rauszukriegen, was Pinto da draußen zu suchen gehabt hat. Draußen am Tatort, meine ich. Wie er dorthin gekommen ist. Und so weiter. Aber Pinto will nicht darüber reden.«
    Sie hatte eine weitere Frage. »Weshalb hat er den Polizisten erschossen?«
    »Pinto war betrunken«, sagte Chee. Ihn irritierte, wie wenig das nach einem überzeugenden Tatmotiv klang. »Sehr betrunken.«
    Jean Jacobs betrachtete Chee. Lächelnd. Und klar von ihm angetan.
    »Ich hatte gehofft, Professor Tagert würde mir etwas Nützliches erzählen können. Vielleicht hat Pinto mit ihm zusammengearbeitet. Vielleicht war er Tagert bei irgend etwas behilflich.«
    »Darüber könnte etwas in seinem Terminkalender stehen«, sagte sie. »Kommen Sie, wir sehen mal nach.«
    Der Kalender auf Tagerts Schreibtisch war bei der zweiten Augustwoche aufgeschlagen. Die Spalten Montag bis Donnerstag waren größtenteils voll mit Eintragungen; Freitag, Samstag und Sonntag waren leer - bis auf einen Schrägstrich mit dem Zusatz Jagdzeit . Unmittelbar über der Spalte für Dienstag stand in Tagerts sauberer, gut lesbarer Handschrift: Den alten Furz abholen .
    Chee deutete mit dem Zeigefinger darauf.
    »Keine Ahnung, wer damit gemeint ist«, sagte die Jacobs. »Ich bin nicht seine Assistentin, weil ich ihn mag«, ergänzte sie. »Tagert ist der Vorsitzende meines Dissertationsausschusses. Ich versuche, in Geschichte zu promovieren. Mit einer Arbeit über die Auswirkungen des Systems der Handelsposten auf die westlichen Stämme. Das fällt in Tagerts Fachgebiet, deshalb leitet er den für mich zuständigen Ausschuß - ob's mir gefällt oder nicht.«
    »Er war schon Dozent hier, als ich noch studiert habe«, sagte Chee. »Dabei fällt mir ein, daß mir einer meiner Freunde damals geraten hat, Professor Tagert zu meiden.«
    »Sehr vernünftig«, stimmte die Jacobs zu. »Ein guter Ratschlag.«
    »Bloß jetzt nicht mehr. Anscheinend hatte er sich vorgenommen, einen Tag vor den tödlichen Schüssen Mr. Pintos auf einen Polizisten irgend jemand abzuholen - möglicherweise sogar Mr. Pinto selbst. Ich habe das Gefühl, daß Tagert mir eine Menge erzählen könnte.«
    »Nun«, meinte Jean Jacobs, »ich wollte, ich könnte Ihnen weiterhelfen.« Sie wühlte ziellos in den Unterlagen auf dem Schreibtisch, als könnten sie irgendeinen Hinweis auf Tagerts Aufenthaltsort enthalten. Chee blätterte im Terminkalender weiter. Die nächste Woche war leer. Auf dem übernächsten Blatt waren zahlreiche Ausschußsitzungen, gemeinsame Mittagessen und dringliche Telefonate vermerkt. »Anscheinend wollte ihr Boss aber vor Semesterbeginn zurückkommen«, stellte er fest.
    »Das ist mir auch schon aufgefallen.«
    Chee blätterte in den August zurück, zurück zu dem Tag, an dem Nez wegen Chees Pflichtvergessenheit zu Tode gekommen war. Diese Seite war leer.
    Jean Jacobs schien seinen Gesichtsausdruck bemerkt zu haben.
    »Was ist los?«
    »Nichts«, antwortete Chee. »Mir ist nur gerade etwas eingefallen.«
    Er schlug wieder die letzte Seite mit Tagerts Eintragungen auf und blätterte eine Woche weit in die Zeit zurück, als Nez noch nicht tot und er noch ein glücklicher Mann gewesen war. Auch diese Woche war

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