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Der Komet im Cocktailglas

Der Komet im Cocktailglas

Titel: Der Komet im Cocktailglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Freistetter
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dauert knapp 4 Minuten, und so kommen wir insgesamt auf eine Tageslänge von 24 Stunden. Die Astronomen nennen das einen Sonnentag im Vergleich zum Sternentag aus dem ersten Beispiel, der nur 23 Stunden und 56 Minuten dauert. Die Dauer eines Sternentages spielt eine Rolle, wenn man astronomische Beobachtungen anstellen will. In vielen Sternwarten auf der Welt findet man daher sogenannte Sternzeituhren, die ein klein wenig schneller laufen als normale Uhren und genau auf die Dauer eines Sternentages abgestimmt sind. 12
    Die Rotation der Erde ist also von Bedeutung, wenn wir festlegen wollen, wie lange ein Tag dauert. Aber wo kommt die Einteilung in 24 Stunden her? Sie existiert noch nicht so lange, wie wir vielleicht denken. Früher teilte man Tag und Nacht in jeweils 12 Stunden. Die erste Stunde des Tages begann mit dem Sonnenaufgang, die zwölfte Stunde des Tages endete mit dem Sonnenuntergang. Danach begann die erste Stunde der Nacht, und mit dem Sonnenaufgang endete die zwölfte Nachtstunde. Das klingt auf den ersten Blick recht einfach. Aber Tag und Nacht sind nicht immer gleich lang (siehe Seite 138). Im Sommer ist es länger hell als im Winter, und der helle Tag dauert länger als die Nacht. Da er aber trotzdem immer genau 12 Stunden haben sollte, waren die Sommerstunden länger als die Winterstunden. Dieses System funktionierte in der Antike recht gut. Als aber im Mittelalter die ersten mechanischen Uhren gebaut wurden, war es nicht mehr praktikabel. Auf diesen Uhren dauerten die Stunden immer genau gleich lang. 13
    Man ging deswegen dazu über, Tag und Nacht zusammenzufassen und in 24 gleich lange Stunden aufzuteilen. Aus praktischen Gründen behielt man trotzdem die Zählung von eins bis zwölf bei und fing danach einfach noch mal von vorne an. Es wäre vermutlich auch äußerst nervig, wenn die Kirchturmuhren am Abend überall 22, 23 oder 24 Mal schlagen würden (und verzählen würde man sich vermutlich auch dauernd). In manchen Ländern hat man die zweifache Zählung bis 12 bis heute strikt durchgehalten; zum Beispiel in den USA, wo man zusätzlich zur Uhrzeit „a.m.“ (vormittags) oder „p.m.“ (nachmittags) angibt, um Verwirrung zu vermeiden. 14 In Europa verwenden wir beide Zählweisen.
    Jetzt wissen wir aber immer noch nicht, wo die 12 oder eben 24 Stunden herkommen. Dafür sind die Ägypter und vor allem die Sumerer und Babylonier verantwortlich. Schon vor ungefähr 5.000 Jahren verwendeten sie zum Rechnen kein Dezimalsystem wie wir heute, sondern ein Sexagesimalsystem, das auf der Zahl 60 basiert. Warum sie das taten, ist nicht genau bekannt. Vermutlich spielte ihr Kalendersystem eine Rolle. Die Babylonier stellten fest, dass ein Umlauf der Erde um die Sonne fast so lange dauerte wie zwölf Umläufe des Mondes um die Erde. Sie teilten ihr Jahr also in 12 Monate ein, von denen jeder 30 Tage hatte. So könnte das Doppelte der 30 zur Grundlage des Rechensystems geworden sein. 60 ist außerdem eine sehr praktische Zahl für Berechnungen. Sie lässt sich durch viele anderen Zahlen ohne Rest teilen: durch 2, 3, 4, 5, 6, 10, 12, 15, 20 und 30. Die 10 dagegen schafft dies nur mit der 2 und der 5.
    Heute haben wir uns an dieses Überbleibsel der babylonischen Mathematik gewöhnt. Eine Stunde hat 60 Minuten, eine Minute hat 60 Sekunden. Das klingt für unsganz natürlich. Es gab zwar immer wieder Versuche, auch die Uhrzeit zu dezimalisieren, doch sie haben sich nicht durchgesetzt. Als während der Französischen Revolution der Tag in 10 Stunden zu je 100 Minuten und 100 Sekunden eingeteilt wurde, weigerte sich ein Großteil der Bevölkerung, diese Dezimalzeit zu benutzen. Bald darauf wurde auch offiziell wieder die alte Zeitrechnung mit 60 Minuten zu je 60 Sekunden verwendet.
    Die Redewendung „So genau wie ein Uhrwerk“ kommt nicht von ungefähr. Mit unseren Uhren haben wir die Zeit im Griff. Sie sind sogar viel genauer als das natürliche „Uhrwerk“, auf dem sie basieren. Die Drehung der Erde ist nämlich nicht immer ganz exakt. Wir haben schon vorhin gesehen, dass sie im Laufe der Zeit durch die Gezeitenreibung immer langsamer wird. Aber es gibt auch noch andere Schwankungen.
    Als wir über den Ursprung des Windes nachgedacht haben und dabei schließlich bei der Entstehung der Planeten gelandet sind, haben wir festgestellt, dass sich die Rotationsgeschwindigkeit eines Himmelskörpers ändert, wenn er kompakter wird. Die Erde hat zwar keine Arme und Beine, die sie wie ein Eiskunstläufer einziehen

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