Der Komet im Cocktailglas
Länge von 19,2 Grad Ost. Dieser Längengrad liegt circa zwischen Danzig und Warschau. Aus den meisten Ländern Mitteleuropas sind die dort befindlichen Satelliten gut zu empfangen. Andere Betreibergesellschaften, die Länder weiter westlich oder östlich mit Fernsehsignalen versorgen, haben ihre Satelliten dementsprechend weiter östlich oder westlich positioniert.
Und genau das ist der Grund, warum die Satellitenschüsseln auf den Häusern in unserer Straße alle in dieselbe Richtung zeigen: Weil Johannes Kepler und Isaac Newton vor mehr als 300 Jahren herausgefunden haben, wie sich die Himmelskörper bewegen und welche Kräfte ihre Bewegung beeinflussen. Weil das Universum sich nach ganz bestimmten Naturgesetzen richtet und aus einem dieser Gesetze folgt, dass ein Satellit in einer Höhe von 35.786 Kilometern immer über demselben Punkt der Erde zu sehen ist. Die Ausrichtung der Satellitenschüssel ist sogar eine direkte Konsequenz der fundamentalen Struktur von Raum und Zeit in unserem Universum. Aber das erkannte erst Albert Einstein, und ihm und seinen Entdeckungen werden wir auf unserem Spaziergang später noch begegnen. Jetzt reißen wir uns erst mal von unseren Überlegungen über Weltbilder, revolutionäre Erkenntnisse und Satellitenschüsseln los. Wir sollten uns jetzt wirklich mal auf den Weg machen! Wir wollen schließlich nicht den ganzen Tag auf dem Bürgersteig verbringen.
Die Uhr am Himmel
Ein Blick auf die Uhr oder das Mobiltelefon verrät uns, dass der Vormittag schon weit fortgeschritten ist. Uhren sind allgegenwärtig, auch im Straßenbild. In unserer Straße ist zum Beispiel ein Juwelierladen mit vielen Uhren im Schaufenster und einem großen, klobigen Exponat über der Eingangstür. Es ist heutzutage schwer, die Uhrzeit nicht zu kennen. Kinder lernen meistens schon im Kindergarten und spätestens in der Grundschule, wie man die Zeit abliest. Die Uhrzeit und ihre Kenntnis sind in unserer Gesellschaft fundamental.
Jeder Tag hat 24 Stunden. Jede Stunde hat 60 Minuten. Aber warum eigentlich? Wenn wir den Rest unserer Maßeinheiten betrachten, fallen Stunden und Minuten aus dem Schema heraus. Ein Kilometer hat 1.000 Meter. Ein Kilogramm hat 1.000 Gramm. So gut wie überall auf der Welt wird nicht nur im Dezimalsystem gerechnet, sondern auch gemessen. Die Vielfachen von Zehn bestimmen die Maßeinheiten. Nur bei der Uhrzeit machen wir eine Ausnahme. 11 Dabei gibt es keinen speziellen Grund für die Verwendung der 24 oder 60. Wir könnten die Dauer eines Tages beliebig einteilen. Wir könnten festlegen, dass ein Tag 100 Stunden hat und eine Stunde aus 100 Minuten besteht. Die Uhrzeit würde sich damit genauso messen lassen. Die Einteilung eines Tages in Stunden und Minuten ist eine willkürliche, menschliche Konvention. Nur die Dauer des Tages selbst wird durch die Rotation der Erdeum ihre eigene Achse vorgegeben. Es kommt dabei aber darauf an, auf was wir uns beziehen.
Die Sterne am Himmel sind so weit weg, dass sie sich nicht zu bewegen scheinen. Natürlich tun sie das trotzdem, aber wegen ihrer gewaltigen Entfernungen müssen wir sehr, sehr lange warten, um tatsächlich eine Bewegung wahrzunehmen. Wir können den Nachthimmel also gut als Ausgangspunkt für die Messung einer Tageslänge benutzen. Suchen wir uns dazu einfach irgendeinen Stern aus und merken uns seine Position. Jetzt warten wir, bis sich die Erde genau einmal um ihre Achse gedreht hat. Das merken wir daran, dass der Stern wieder an genau der gleichen Position sichtbar ist. Man könnte meinen, dass nun, nach einer Umdrehung, genau ein Tag vergangen ist. Und das stimmt auch fast. Diese Rotation hat 23 Stunden, 56 Minuten und 4 Sekunden gedauert. Ein Tag sollte aber doch eigentlich 24 Stunden dauern?
Und das tut er auch. Wir haben uns hier auf die Position der Sterne bezogen. Im Alltag spielt für uns aber hauptsächlich ein einziger Stern eine Rolle: die Sonne. Um die Dauer eines Tages zu definieren, warten wir also nicht, bis wir einen beliebigen Stern genau an der gleichen Position sehen können. Wir warten, bis die Sonne wieder genau am gleichen Platz des Himmels steht. Und hier wird es ein wenig knifflig. Denn während sich die Erde einmal um ihre eigene Achse gedreht hat, hat sie sich auch ein kleines Stück entlang ihrer Bahn um die Sonne bewegt. Wir blicken nun also unter einem anderen Winkel auf die Sonne, und die Erde muss sich noch ein kleines bisschen weiter drehen, damit sie wieder exakt am selben Platz zu sehen ist. Das
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