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Der Komet im Cocktailglas

Der Komet im Cocktailglas

Titel: Der Komet im Cocktailglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Freistetter
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Kalender. Natürlich könnten wir einfach irgendein Jahr definieren. Wir könnten festlegen, dass ein Jahr 100 Tage haben soll. Oder 1000 Tage. Aber dann bekommen wir Probleme mit der Natur. Denn der Rhythmus der Jahreszeiten wird von der Zeit bestimmt, die die Erde für einen Umlauf um die Sonne braucht (siehe Seite 68). Wenn wir wollen, dass es im Dezember immer Winter ist und dass der März immer den Frühlingsanfang markiert, 17 dann müssen wir das in unserem Kalender berücksichtigen.
    Leider macht es uns das Universum nicht einfach. Es wäre angenehm, wenn der Umlauf der Erde um die Sonne zum Beispiel genau 500 Tage dauern würde. Dann könnten wir ein Jahr mit 10 Monaten zu je 50 Tagen definieren, und alles wäre schön ordentlich. Aber wie wir bei unseren Überlegungen zur Ausrichtung der Satellitenschüsseln schon gesehen haben, bewegen sich die Planeten nicht einfach irgendwie. Das dritte Keplersche Gesetz sagt uns, dass ein Planet umso länger für einen Umlauf um die Sonne braucht, je weiter er von ihr entfernt ist. Für ein Jahr mit 500 Tagen müsste die Erde also viel weiter von der Sonne entfernt sein. Unser Planet ist so im Sonnensystem positioniert, dass er für eine komplette Umrundung unpraktische 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45,216 Sekunden benötigt. Das eignet sich natürlich so überhaupt nicht für einen einfachen Kalender. Wir können nicht einfach 365 Tage vergehen lassen und dann am Ende des Jahres noch einen „Minitag“ mit 5 Stunden und 48 Minuten Dauer dranhängen. Gut, wer am 31. Dezember in der Silvesternacht ordentlich gefeiert hat, der freut sich vielleicht noch auf einen knapp sechsstündigen „32. Dezember“, um den Rausch ausschlafen zu können. Aber wenn dann der 1. Januar nicht um 0 Uhr beginnt, sondern um 5 Uhr 49 morgens, dann wird der Rest des Jahres sehr kompliziert...
    In unserem Kalender ignorieren wir diese überzähligen Stunden daher einfach: Ein Jahr dauert 365 Tage. Aber nur weil wir uns entschieden haben, die 5 Stunden und 48 Minuten unter den Tisch fallen zu lassen, verschwinden sie ja nicht einfach. Egal, was in unserem Kalender steht, die Erde lässt sich davon nicht beeindrucken. Ihre Bewegung wird eben durch die Anziehungskraft der Sonne und nicht durch unseren Kalender bestimmt. Sie braucht 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45,216 Sekunden, um einmal um die Sonne zu laufen, und nichts, was wir tun, kann daran etwas ändern. Auf ein ganzes Jahr bezogen mögen 5 Stunden und 48 Minuten vielleicht nicht viel erscheinen. Aber nach 4 Jahren sind aus daraus schon 23 Stunden und 12 Minuten geworden. Unser Kalender hängt also fast einen ganzen Tag hinterher! Und nach 200 Jahren feiern wir dann Weihnachten tatsächlich im Sommer...
    Deswegen gibt es die Schalttage. Unser Kalender ist mit 365 Tagen ein wenig kürzer als die Umlaufzeit der Erdeum die Sonne. Nach vier Jahren hat sich die Verspätung fast zu einem ganzen Tag summiert, und darum haben wir alle vier Jahre noch einen extra Tag im Kalender: den 29. Februar. Aber komplett ausgeglichen haben wir den Fehler mit dieser Regel noch nicht: Bei drei Jahren mit 365 Tagen, gefolgt von einem mit 366 Tagen, ist der Unterschied zur realen Umlaufzeit der Erde um die Sonne zwar geringer als vorher, aber er ist immer noch da. Im Durchschnitt liegen wir jedes Jahr 11 Minuten daneben, diesmal übrigens in die andere Richtung. Das Durchschnittsjahr in unserem Kalender ist 11 Minuten länger als das natürliche Jahr. Um das auszugleichen, müssen wir den Kalender wieder irgendwo kürzen – wir lassen also den gerade eingeführten Schalttag einmal pro 100 Jahre ausfallen. Mit dieser Zusatzregel ist unser durchschnittliches Kalenderjahr nun fast so lang wie das natürliche Jahr. Aber leider nur fast: Jetzt sind wir wieder 3 Minuten pro Jahr zu kurz. Das ist zwar wirklich nicht mehr viel, aber die Kalendermacher sind pedantische Menschen und wollten auch noch diesen Fehler korrigieren. Weil wir nun wieder 3 Minuten hinterherhängen, müssen wir das Jahr wieder länger machen. Alle 400 Jahre machen wir deswegen eine Ausnahme von der Ausnahme, und einer der Schalttage, die wir vorhin weggenommen haben, wird wieder dazugegeben.
    Das Jahre 2000 war so ein besonderes Jahr. Eigentlich wäre es ein Schaltjahr gewesen. 1988 war ein Schaltjahr, 1992 war ein Schaltjahr und 1996 ebenfalls. Vier Jahre danach wäre 2000 an der Reihe gewesen. Aber da wir ja alle 100 Jahre einen Schalttag ausfallen lassen und der letzte Schalttag

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