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Der Komet im Cocktailglas

Der Komet im Cocktailglas

Titel: Der Komet im Cocktailglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Freistetter
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und ausstrecken kann, aber in ihrem Inneren fließen riesige Ströme aus geschmolzenem Gestein und Metall. Und diese Gewichtsverlagerungen können zu kleinen Unregelmäßigkeiten in der Rotationsgeschwindigkeit führen. Noch kleiner, aber immer noch messbar, sind die Veränderungen der Rotationsdauer, die durch Vorgänge an der Erdoberfläche hervorgerufen werden. Wenn zum Beispiel im Sommer Schnee schmilzt und von den Gipfeln hoher Berge als Wasser ins Tal fließt, dann verursacht diese Gewichtsverlagerung eine winzige, aber messbare Veränderung der Erdrotation. Auch große und starke Erdbeben können dieGeschwindigkeit beeinflussen. Mal wird die Drehung der Erde ein paar Millisekunden schneller, mal ein wenig langsamer.
    Würden wir den Dingen nun einfach ihren Lauf lassen, würden die Unterschiede zwischen der angezeigten Uhrzeit und der tatsächlichen Rotationsdauer der Erde immer größer werden. Für den normalen Alltag sind die paar Sekunden Abweichung nicht so wichtig. Ob die Sonne nun wirklich genau um 12 Uhr mittags über unseren Köpfen steht oder ein paar Minuten früher oder später, spielt für uns keine Rolle. Für viele wissenschaftliche Anwendungen ist es aber elementar, dass die Zeit stimmt. Deswegen werden immer wieder mal „Schaltsekunden“ eingeführt, um Erdrotation und Uhrzeit wieder in Einklang zu bringen. Die derzeit letzte wurde am 30. Juni 2012 „geschaltet“ 15 Als die Uhr in dieser Nacht 23 Uhr 59 und 59 Sekunden zeigte, folgte danach nicht 0 Uhr 0 und 0 Sekunden am 1. Juli 2012. Zuerst war es ausnahmsweise eine Sekunde lang 23 Uhr 59 Minuten und 60 Sekunden.
    Wenn wir nicht zufällig eine Atomuhr zu Hause haben, merken wir von den Schaltsekunden nicht viel. Die Schalttage dagegen, die alle paar Jahre in unserem Kalender auftauchen, können wir kaum verpassen. Denn so wie die Uhrzeit basiert auch unser Kalender auf astronomischen Vorgängen. Die heutige Einteilung des Tages in 24 Stunden zu 60 Minuten ist ein historischer Zufall. Es hätten auch 100 Stunden oder 50 oder irgendeine andere Zahl sein können. Bei der Erstellung eines Kalenders haben wir allerdings keine so großen Freiheiten.
    Im Prinzip könnten wir auch hier einfach irgendeine Einteilung vornehmen. Ein Kalender dient ja erst mal nurdazu, die einzelnen Tage zu markieren – damit man den Überblick nicht verliert. Am einfachsten wäre es, sie einfach durchzunummerieren. Man fängt irgendwann mit „Tag 1“ an und zählt dann einfach weiter. So einen Kalender gibt es tatsächlich. Was er anzeigt, nennt man das „Julianische Datum“, und es wird in der Astronomie verwendet. Der Nullpunkt dieses Kalenders wurde auf den 1. Januar des Jahres 4713 v. Chr. gesetzt. 16 Seitdem wird immer weiter gezählt. Mein Geburtstag, der 28. Juli 1977, trägt zum Beispiel das Julianische Datum „2.443.352“. Der 1. Januar 2012 ist in diesem Kalender der Tag 2.455.927. Für den Alltag ist diese Art des Kalenders natürlich völlig unbrauchbar. Aber er ist äußerst praktisch, wenn man damit rechnen will. Möchte man zum Beispiel herausfinden, wie viele Tage zwischen dem 28. Juli 1977 und dem 1. Januar 2012 liegen, dann muss man auf der Basis unseres Kalenders erst einige Zeit nachdenken, bevor man die Antwort heraus hat. Im Julianischen Datum reicht eine simple Subtraktion: 2.455.927 – 2.443.352. Und man weiß sofort, dass genau 12.575 Tage vergangen sind.
    Im Alltag aber wollen wir mit dem Kalender normalerweise nicht rechnen, sondern einen Überblick über den Verlauf der Zeit behalten. Früher war das noch viel wichtiger als heute, wo das aktuelle Datum genauso leicht herauszufinden und so allgegenwärtig ist wie die Uhrzeit. Vor Tausenden von Jahren gab es keine allgemein zugänglichen Kalender. Trotzdem mussten die Bauern irgendwie den richtigen Zeitpunkt bestimmen, um die Saat auszubringen oder die Felder abzuernten. Die Priester wollten wissen, wann im Lauf des Jahres der richtige Zeitpunkt für die verschiedenen religiösen Feste gekommen war. Man brauchte einen verlässlichen Kalender, und der Himmel stellte gerne einen zur Verfügung.
    Neben dem Tag ist das Jahr der zweite große natürliche Zyklus, der in unserem Leben eine Rolle spielt. Ein Jahr ist der Zeitraum, in dem sich die Jahreszeiten wiederholen; wir feiern jedes Jahr Geburtstag, wir müssen jedes Jahr eine Steuererklärung abgeben, Weihnachtsgeschenke kaufen und Ostereier verstecken. Damit wir dabei nicht durcheinanderkommen, brauchen wir einen vernünftigen

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