Der Komet im Cocktailglas
muss wissen, wie sie sich gegenseitig beeinflussen. Aber wie stark die Kraft ist, die ein Himmelskörper auf den anderen ausübt, wissen wir ja, seit Isaac Newton im 17. Jahrhundert seine berühmten Gleichungen aufgestellt hat. Dann braucht man nur noch das Programm laufen zu lassen und kann dabei zusehen, wie aus den kleinen Brocken Planeten entstehen.
Der große Vorteil solcher Simulationen ist ihre Geschwindigkeit. Wir brauchen keine 4,5 Milliarden Jahre zu warten, um zu sehen, was am Ende rauskommt, sondern nur ein paar Stunden. Der Nachteil der Computersimulation ist, dass sie uns eben nur zeigt, was möglicherweise, aber nicht, was tatsächlich passiert ist. Wenn man jedoch viele verschiedene Simulationen laufen lässt und probiert, alle möglichen Ausgangssituationen abzudecken, bekommt man am Ende einen ziemlich guten Eindruck von dem, was in der Frühzeit des Sonnensystems vorgefallen sein könnte. Und so wie es aussieht, gab es damals tatsächlich genug potenzielle Himmelskörper, die mit der Erde hätten kollidieren können und geeignet waren, das Gold auf unseren Planeten zu bringen.
Die Simulationen zeigen auch, wie man diese Hypothesen vielleicht doch überprüfen kann. Denn neben dem Gold finden wir noch viel deutlichere Spuren früherer Kollisionen: die Einschlagskrater. Je größer der Krater, desto größer das Objekt, das runtergekracht ist. Wenn sich im frühen Sonnensystem tatsächlich eine ausreichend große Anzahl an größeren Himmelskörpern gebildet hat, damit die Computersimulation mit der Goldlieferung funktioniert, dann darf danach nur noch eine gewisse Menge anAsteroiden übrig geblieben sein (die restlichen wurden ja gebraucht, um die großen Planeten zu machen). Die Simulation sagt den Wissenschaftlern also nicht nur, dass die Erde mit einem anderen Himmelskörper zusammengestoßen ist, sie sagt ihnen gleichzeitig, wie viele Asteroiden einer bestimmten Größe sich danach noch im Sonnensystem befunden haben. Diese Ergebnisse kann man nun mit dem vergleichen, was man tatsächlich beobachtet. Dazu braucht man nur die Krater auf Mond und Mars zu zählen und ihre Größe zu notieren. Daraus kann man ableiten, wie viele Asteroiden früher durch das Sonnensystem geschwirrt sind und wie groß sie waren. Und diese Beobachtungsdaten stimmen überraschend gut mit dem überein, was die Simulation vorhersagt.
Es ist also durchaus nicht unwahrscheinlich, dass das Gold, das hier vor uns im Schaufenster liegt, sich früher einmal im Kern eines anderen Planeten befunden hat! Ein Planet, der vor vielen Milliarden Jahren mit der Erde zusammengestoßen und dabei zerstört worden ist. Mit dieser Hintergrundgeschichte wird das begehrte Edelmetall gleich noch mal ein Stück faszinierender.
Wir setzen aber nun unseren Spaziergang fort, lassen das Juweliergeschäft hinter uns und biegen ein in die nächste Querstraße. An ihrem Ende liegt ein hübscher kleiner Park – der gerade jetzt im Frühling besonders zum Spazieren einlädt.
TEIL 2:
IM PARK
Willkommen in unserem Park, der zwar nicht besonders prachtvoll, aber doch recht pittoresk ist: mit seinen schmalen Pfaden, die mit Erde und Kieselsteinen gepflastert sind, den grünen Liegewiesen und kunterbunten Blumenbeeten. Die Sonne scheint durch die Blätter großer Bäume, in denen Vögel sitzen. Es ist warm, und in der Ferne plätschert ein Springbrunnen. Ein normaler kleiner Stadtpark – voller Astronomie!
Leise rieselt der Staub
Bleiben wir einfach einmal stehen und schauen uns genau um. Blicken wir am besten zuerst zu Boden: endlich kein Asphalt mehr, sondern Steine, Erde und Staub. Und auch wenn das auf den ersten Blick nicht besonders aufregend aussieht, ist der Parkweg doch ein Fenster in die Zeit, in der die Erde entstanden ist, und darüber hinaus. Denn der Staub unter unseren Füßen ist nicht einfach Dreck. Ein Teil davon stammt direkt aus dem Weltall!
Wenn wir an kosmische Kollisionen denken, haben wir meist Bilder aus Hollywood vor Augen: riesige Asteroiden, die mit der Erde zusammenstoßen. Gewaltige Krater, Tsunamis, Feuersbrünste, Tod und Verderben. Heldenhafte Astronauten, die die Menschheit zu retten versuchen. Die Realität ist nicht ganz so spektakulär. Tag für Tag kollidiert die Erde mit Objekten aus dem All, ohne dass die meisten Leute davon irgendetwas mitbekommen. Denn Asteroiden gibt es in allen Größen, und die großen Brocken sind selten. Viel häufiger sind die kleinen sogenannten Meteoroiden. Dabei handelt es sich um
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