Der Komet im Cocktailglas
147 Millionen. Der Unterschied beträgt nur 5 Millionen Kilometer, das ist so gut wie nichts, wenn man kosmische Maßstäbe anlegt. Auf jeden Fall viel zu wenig, um für den großen Temperaturunterschied zwischen Sommer und Winter zu sorgen. Hinzu kommt, dass die Erde ihren sonnennächsten Punkt immer Anfang Januar erreicht. Dass der Abstand zur Sonne nicht für die Jahreszeiten verantwortlich ist, sieht man auch leicht daran, dass Frühling, Sommer, Herbst und Winter keine globalen Phänomene sind. Wenn wir in Europa Sommer haben, herrscht auf der südlichen Halbkugel der Erde Winter. Wenn bei uns Frühling ist, istdort Herbst. Und in der Nähe des Äquators und an den Polen gibt es überhaupt keine Jahreszeiten mehr. Dort herrscht ewiger Sommer beziehungsweise Winter.
Der Grund für die Jahreszeiten hat mit der Erde selbst zu tun. Die Erde dreht sich, und dafür braucht sie einen Tag. Aber wenn wir uns die Erde als Kreisel vorstellen und die Ebene der Erdbahn als den Fußboden, so steht der Erdkreisel nicht ganz aufrecht. Er ist ein klein wenig geneigt, die Erdachse ist um 23,5 Grad aus der Senkrechten verschoben. Das ist der Grund für unsere Jahreszeiten. Während sich die Erde im Laufe eines Jahres um die Sonne bewegt, bleibt die Neigung immer gleich. 22 Es gibt also immer eine Hälfte der Erde, die sich zur Sonne hin, und eine, die sich von ihr weg neigt. Zwischen März und September ist es die Nordhalbkugel der Erde, die zur Sonne gerichtet ist. Von Europa aus sehen wir in dieser Zeit die Sonne höher am Himmel stehen als in der anderen Hälfte des Jahres. Die Sonnenstrahlen treffen in einem steileren Winkel auf die Erdoberfläche. Ihre Energie verteilt sich auf einen kleineren Bereich. Die Sommersonne kann uns deswegen viel stärker aufheizen als die Wintersonne, deren Licht uns unter einem flacheren Winkel trifft. Die Energie verteilt sich dann über einen größeren Bereich, es ist kühler. Außerdem sind die Tage im Sommer viel länger als im Winter, und die Sonne verfügt über mehr Zeit, um die Erde zu erwärmen (siehe dazu auch Seite 45).
Die konstante Abfolge der Jahreszeiten auf der Erde existiert also, weil diese ein bisschen schief im Raum steht. Wir können froh darüber sein, dass sich die Neigung unserer Achse im Laufe der Zeit kaum ändert. Würde sie das tun, wäre auch die Abfolge der Jahreszeiten nicht mehr so ordentlich und verlässlich wie heute. Das Klima wäre viel chaotischer, und es ist fraglich, ob sich auf der Erde unter solchen instabilen Bedingungen überhaupt höheres Leben hätte entwickeln können.
Wenn wir im Winter durch den verschneiten Park gehen, dann können wir sicher sein, dass der Schnee irgendwann schmelzen und blühenden Blumen Platz machen wird. Wenn wir im Sommer unter den grünen Blättern der Bäume spazieren, dann wissen wir, dass sie bald abfallen werden, wenn Herbst und Winter kommen. Die Jahreszeiten kommen und gehen und kommen – und der Grund für diese immer ordentliche Abfolge ist die größte Katastrophe, die unser Planet je erlebt hat!
Als wir vorhin den Staub unter unseren Füßen betrachteten, haben wir festgestellt, dass ein Teil davon aus dem All kommt. Er ist ein Überbleibsel aus der Frühzeit des Sonnensystems als aus den kosmischen Staubkörnern zuerst die Asteroiden und dann die Planeten entstanden. Heute hat unser Sonnensystem acht Planeten. Das sind aber nur die, die übrig geblieben sind. Zur Zeit der Planetenentstehung gab es noch mehr von ihnen. Und die junge Erde ist immer wieder mit ihnen aneinandergeraten. Von dem Einschlag, der das Gold auf die Erde gebracht hat, haben wir vorhin schon gehört. Es gab aber noch einen größeren Rumms.
Vor 4,5 Milliarden Jahren stieß die noch junge Erde mit einem anderen Planeten zusammen. Er war in etwa so groß wie der Mars und wurde beim Zusammenstoß komplett zerstört. Auch die Erde wurde dadurch noch einmal aufgeschmolzen (glücklicherweise gab es damals noch kein Leben auf dem Planeten), aber sie fiel zumindestnicht vollkommen auseinander. Die Trümmer der Kollision wurden in den Weltraum geschleudert, und aus ihnen bildete sich ein neuer Himmelskörper: der Mond.
Wissenschaftler haben sich im Laufe der letzten Jahrhunderte immer neue Hypothesen ausgedacht, um die Entstehung des Mondes zu erklären. Man dachte zum Beispiel, dass sich die Erde früher, als sie noch zähflüssig war, so schnell um ihre eigene Achse gedreht hat, dass dabei ein Stückchen ins All geschleudert wurde, aus dem
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