Der Komet im Cocktailglas
All rieseln ungestört auf das Eis herab. Im Laufe der Zeit werden sie darin eingeschlossen, und wenn nun Wissenschaftler tief in die Eisschichten bohren, können sie die Staubkörner wieder ans Tageslicht befördern. Spionageflugzeug, Raumsonden und Eisbohrungen am Südpol: Das klingt nach viel Aufwand für so ein bisschen Staub. Aber es lohnt sich! Denn er verrät uns, wie unsere Welt entstanden ist.
Die Windböen vor unserer Haustür haben uns bereits darauf gebracht: Vor 4,5 Milliarden Jahren entstanden die Sonne und alle Planeten aus einer riesigen Wolke aus Staub und Gas. Der Teil des Staubs und der Asteroiden, aus denen sich die Planeten bildeten, existiert heute nicht mehr. All dieses Material wurde im Inneren der großen Planeten aufgeschmolzen und ging im Rahmen verschiedener chemischer und physikalischer Prozesse völlig im neuen Himmelskörper auf. Es wurde damals aber nicht das gesamte Baumaterial verwendet. Viele Asteroiden und noch mehr kosmischer Staub haben die letzten 4,5 Milliarden Jahre so gut wie unverändert überstanden und schwirren heute noch genauso durch das All wie damals. Wenn wir heute Staubkörner und Mikrometeorite in unseren Labors analysieren, untersuchen wir somit die Stoffe, aus denen alles entstanden ist! Und wenn wir ganz viel Glück haben, finden wir vielleicht sogar ein Körnchen, das noch viel älter ist: echten Sternenstaub.
Unsere Sonne ist in etwa so alt wie die Erde: 4,5 Milliarden Jahre. Aber auch davor gab es schon Sterne. Es muss sie gegeben haben, denn diese frühen Sterne haben die Elemente geschaffen, aus denen wir und unser Planet bestehen (siehe Seite 113). Als diesen Sternen der Treibstoff ausging und sie nichts mehr verbrennen konnten, schleuderten sie in großen Explosionen riesige Mengen an Material ins All. Aus solchen großen interstellaren Staubwolken entstanden neue Sterne wie die Sonne und mit ihnen neue Planeten. Einige dieser „präsolaren Körner“, die damals ins All geschleudert wurden, haben bis heute überlebt. Sie finden sich eingeschlossen im Inneren von Meteoriten. Erst eine genaue chemische Untersuchung zeigt ihren wahren Ursprung. Die kleinen Staubkörner bestehen aus einer Mischung von Elementen, die so im gesamten Sonnensystem nicht vorkommt. Diese speziellen Mikrometeorite müssen aus dem Inneren anderer Sterne stammen, in denen andere Bedingungen herrschten als in unserer Sonne, und sind noch viele Milliarden Jahre älter als unser Planet.
Wenn wir im Park stehen und auf den staubigen Boden blicken, sehen wir dort nicht einfach nur Dreck. Der Staub unter unseren Füßen kommt zu einem kleinen Teil auch aus dem All. Die Erde existiert nicht isoliert vom Rest des Universums. Winzige Bruchstücke längst verschwundener Sterne und die letzten Überbleibsel aus einer seit Milliarden von Jahren vergangenen Zeit landen heute immer noch Tag für Tag auf der Erde. Der staubige Pfad im Park ist eine direkte Verbindung in die fernste Vergangenheit des Universums noch vor der Entstehung des Sonnensystems.
Frühling, Sommer, Herbst & Crash!
So faszinierend der Anblick des Staubs dank dieses Wissens jetzt auch sein mag – Staub wird niemals die Pracht einer Blume entfalten. Schauen wir uns also die wunderschönen Blumenbeete an. Die meisten Pflanzen stehen inBlüte, die Blätter der Bäume, die die Beete säumen, sind von einem saftigen Grün. Im Herbst werden sie braun werden, abfallen und schließlich im Winter nur kahle Äste hinterlassen. Frühling, Sommer, Herbst und Winter: In den gemäßigten Breiten unseres Planeten wiederholen sich Jahr für Jahr die Jahreszeiten. Das müsste aber nicht so sein. Die Abfolge der Jahreszeiten verdanken wir einigen sehr speziellen Eigenschaften unseres Planeten.
Manche Menschen sind der Meinung, dass es im Sommer deswegen wärmer ist als im Winter, weil die Erde sich dann näher an der Sonne befindet. Und tatsächlich stimmt es, dass sich der Abstand zwischen Erde und Sonne ändert. Wir haben auf der Straße gerade noch darüber nachgedacht. Wie Johannes Kepler Anfang des 17. Jahrhunderts erkannt hatte, bewegen sich die Planeten nicht auf kreisförmigen Bahnen um die Sonne, sondern auf ovalen Ellipsen. Im Laufe eines Jahres ist die Erde der Sonne also wirklich immer einmal besonders nahe und einmal besonders weit von ihr entfernt. Der Unterschied ist allerdings gering. An ihrem sonnenfernsten Punkt beträgt der Abstand zwischen Sonne und Erde knapp 152 Millionen Kilometer. Am sonnennächsten Punkt sind es
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