Der Komet im Cocktailglas
Schwingungsrichtung der Lichtwellen aus. Es ist also egal, wie das Licht polarisiert ist, wir sehen es immer gleich hell und können die Polarisierung daher nicht wahrnehmen. 26 Die Augen vieler Insekten sind anders aufgebaut. Bei ihnen sind die Lichtrezeptoren fixiert und können nur Lichtwellen wahrnehmen, die in bestimmte Richtungen schwingen. Hat ein Tier nun unterschiedlich ausgerichtete Rezeptoren in den Augen, dann sieht es die unterschiedlich polarisierten Wellen unterschiedlich hell. Bienen können genau das und nutzen es zur Orientierung. Denn das Sonnenlicht wird nicht nur an Wasseroberflächen reflektiert, sondern auch an den Luft-Molekülen in der Atmosphäre. Auch hier entsteht polarisiertes Licht, und auch hier spielt der Winkel eine Rolle, in dem das Sonnenlicht auftrifft. Dieser Winkel ändert sich aber im Laufe des Tages, da die Sonnezwischen Auf- und Untergang unterschiedlich hoch am Horizont steht. Damit ändert sich im Laufe eines Tages auch die Menge an polarisiertem Licht einer bestimmten Schwingungsrichtung. Bienen und andere Insekten können diese Veränderungen wahrnehmen und wissen so immer, wo sich die Sonne gerade am Firmament befindet. Das funktioniert auch, wenn es bewölkt ist, denn die polarisierten Lichtwellen sind ja trotzdem noch da. Darum finden Bienen immer den Weg zurück in ihren Bienenstock.
Die Bienen im Park zeigen uns, dass es noch viel mehr zu sehen gibt, als wir mit unseren Augen wahrnehmen können. Die Natur hat uns Menschen zwar nicht mit einem Sinn für polarisiertes Licht ausgestattet. Aber dafür mit einem leistungsstarken Gehirn, das es uns ermöglicht, diesen Mangel auszugleichen: Wir haben Polarisationsfilter gebaut, die wir vor unsere Augen, Kameras oder Teleskope setzen können. Damit sind auch wir in der Lage zu sehen, in welche Richtung das Licht schwingt. Im Gegensatz zu den Bienen nutzen wir diese Informationen aber nicht zur Orientierung. 27 Die Astronomen beobachten damit das, was zwischen den Sternen liegt!
Wie oben schon erwähnt, ist Sternenlicht normalerweise nicht polarisiert. Erst wenn es von etwas reflektiert wird, entsteht eine Polarisation. Das Licht der Sterne dringt trotz der großen Entfernungen meistens ungehindert bis zu unseren Teleskopen. Das Weltall ist zu leer, um große Hindernisse zu bieten. Es ist aber nicht völlig leer.Zwischen den Sternen befinden sich interstellare Wolken aus Gas und Staub. Hier wird das Licht der Sterne reflektiert und polarisiert. Eine Analyse der Polarisation erlaubt es den Astronomen, mehr über den Staub zwischen den Sternen herauszufinden. Auch Magnetfelder können Lichtwellen polarisieren. Jeder Stern besitzt ein eigenes Magnetfeld. Es spielt eine wichtige Rolle bei den Vorgängen im Inneren des Sterns und bestimmt, wie sich das Gas, aus dem er besteht, bewegt. Eine Untersuchung der Polarisation macht es also möglich, mehr über die Sterne selbst zu erfahren.
Wenn die Astronomen im Laufe der letzten Jahrhunderte eines gelernt haben, dann immer ausgefeiltere Techniken zu entwickeln, um dem Licht noch die letzten Informationen zu enlocken. Es bleibt ihnen ja auch keine andere Wahl. Ihnen steht nur das Licht zur Verfügung, um mehr über Sterne und andere Himmelskörper herauszufinden. Abgesehen von den wenigen Planeten unseres Sonnensystems, die von Raumsonden besucht wurden, werden wir den gigantischen Rest des Universums immer nur ansehen können. Die Bienen jedoch sind ein wunderbares Beispiel dafür, dass man vom Licht viel mehr lernen kann, als ein Blick durch unsere Augen vermuten lässt. Die Polarisation ist nur eine der Informationen, die noch in den Lichtwellen verborgen sind. Es gibt noch weitere, die die Bienen zu sehen in der Lage sind.
Schon im Schatten der Bäume haben wir über die unsichtbaren Anteile des Lichts nachgedacht. Die Blätter der Pflanzen absorbieren einen großen Teil des sichtbaren Lichts, den infraroten Anteil aber reflektieren sie zurück ins All und zeigen so, dass auf der Erde Leben existiert. Könnten wir infrarotes Licht mit unseren Augen sehen, so würden die Pflanzen hell leuchten! Wir sehen aber nur einen recht eng begrenzten Ausschnitt aus dem kompletten elektromagnetischen Spektrum: alle Farben des Regenbogens, von Blau über Grün und Gelb bis hin zu Rot. Lichtwellen aber, die schneller schwingen als blaues Licht beziehungsweise langsamer als rotes Licht, sind für uns unsichtbar. Für uns Menschen wohlgemerkt, die Bienen können auch noch das Licht sehen, das
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