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Der Kommandant und das Mädchen

Der Kommandant und das Mädchen

Titel: Der Kommandant und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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Scherz. Sie hatte ein rundliches Gesicht und schien immer nur zu lächeln. Wenn die Kinder ihren Mittagsschlaf hielten, blieben uns bei einer Tasse wässrigem Tee einige Minuten, um ein paar Worte zu wechseln. Zwar konnte ich Hadassa nicht von Jakub erzählen, doch sie schien meine Einsamkeit zu spüren.
    Eines Tages – ich arbeitete seit rund zwei Monaten im Waisenhaus – kam Hadassa zu mir und stellte mich einem dunkelhaarigen Mädchen vor, das die gleiche Leibesfülle aufwies wie sie selbst. “Emma, das ist meine Tochter Marta.”
    “Hallo!”, rief Marta überschwänglich und warf sich mir an den Hals, als wären wir alte Bekannte. Ich fand sie auf Anhieb sympathisch. Sie war ein paar Jahre jünger als ich, ihre leuchtenden Augen blickten durch eine unsäglich große Brille in die Welt, und die wilden dunklen Locken standen in alle Richtungen ab. Sie lächelte, dabei redete sie unentwegt. Martas Aufgabe war es, für den Judenrat Nachrichten und Päckchen zu übermitteln – innerhalb des Ghettos und manchmal sogar auch nach draußen.
    “Du musst zu unserem Schabbes-Abendessen kommen”, erklärte sie, nachdem wir uns einige Minuten lang unterhalten hatten.
    “Bei deiner Familie?”, fragte ich verwirrt. Die wenigsten Menschen im Ghetto gaben zu, den Sabbat zu begehen, ganz zu schweigen davon, dass jemand dazu Gäste einlud.
    Sie schüttelte den Kopf. “Meine Freunde und ich treffen uns jeden Freitagabend. Gleich da drüben.” Bei diesen Worten zeigte sie auf ein Gebäude gegenüber dem Waisenhaus. “Ich habe dort schon angefragt, nachdem mir meine Mutter von dir erzählt hatte. Sie sagten, du kannst ruhig hinkommen.”
    Ich zögerte und dachte an meine Eltern. Schabbes im Ghetto umfasste nur uns drei, aber wir feierten ihn jede Woche. Mein Vater schmuggelte stets einen winzigen Challah-Brotlaib aus der Küche, in der er arbeitete, und meine Mutter zündete ein paar Kerzen aus unserem wertvollen Restbestand an. Sie stellte sie auf einen Teller, da sie die Kerzenhalter in Kazimierz zurückgelassen hatte. So anstrengend und zermürbend die Arbeit unter der Woche auch war, am Freitagabend schienen meine Eltern neue Kraft zu schöpfen. Sie drückten den Rücken durch, der sonst von der Belastung gebeugt war, und ihre Wangen nahmen wieder ein wenig Farbe an, wenn sie mit leiser, aber dennoch fester Stimme die Sabbatgebete sprachen. Stundenlang saßen wir dann zusammen und erzählten uns gegenseitig die Anekdoten, für die wir an den übrigen Tagen einfach zu müde waren. Mir widerstrebte die Vorstellung, meine Eltern allein zu lassen, auch wenn es nur für einen einzigen Freitag war.
    “Ich werde es versuchen”, versprach ich Marta, hielt es aber für unwahrscheinlich, tatsächlich hinzugehen. Um ehrlich zu sein, es war nicht nur Sorge um meine Eltern, die mich abhielt. Ich war auch schüchtern, und die Vorstellung, einen Raum voller Fremder zu betreten, machte mich nervös. Doch je näher der Freitag rückte, umso mehr verspürte ich den Wunsch, Marta zu begleiten. Am Donnerstagabend sprach ich schließlich meine Eltern darauf an.
    “Geh hin”, erwiderten sie beide gleichzeitig und sichtlich erfreut. “Du brauchst Menschen in deinem Alter um dich.”
    Als am Nachmittag darauf meine Schicht im Waisenhaus vorüber war und wir allen Kindern etwas zu essen gegeben hatten, stand auf einmal Marta in der Tür. “Fertig?”, fragte sie, als hätte meine Teilnahme an diesem Abendessen nie infrage gestanden. Gemeinsam überquerten wir die ulica Józefińska und gingen zum Haus Nummer 13.
    Marta lief durch das schwach beleuchtete Treppenhaus voran und betrat eine Wohnung, deren Tür nicht verschlossen war. Wir gelangten in einen schmalen, lang gestreckten Raum, von dem es gleich rechts in eine kleine Küche und ein Stück weiter in ein anderes Zimmer abging. Die verschossenen und ausgefransten Vorhänge waren zugezogen, ein langer Holztisch nahm den Großteil des Raums ein. Um ihn verteilt standen mehrere, nicht zueinander passende Stühle. Marta stellte mich gut einem Dutzend junger Leute vor, von denen einige am Tisch saßen, während andere im Zimmer umhergingen. Ich konnte mir nur wenige Namen merken, doch das schien niemanden zu stören. Offenbar waren Neuzugänge hier nichts Ungewöhnliches, und durch die Art, wie die anderen miteinander scherzten, vergaß ich schnell meine Nervosität. Ein paar der Anwesenden hatte ich schon hier und da auf den Straßen des Ghettos gesehen, doch nun kamen sie mir wie

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