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Der Kommandant und das Mädchen

Der Kommandant und das Mädchen

Titel: Der Kommandant und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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ich ihm alles erkläre. “Mein wahrer Name ist Emma.” Bewusst verschweige ich meinen Mädchennamen ebenso wie Jakubs Nachnamen, um weder ihn noch meinen Vater in Gefahr zu bringen. “Ich lebe unter falschem Namen bei Krysia.”
    “Dann ist deine Geschichte, dass du eine Lehrerin aus Gdańsk bist und dass deine Eltern bei einem Feuer umkamen … dann ist das alles erfunden?”, fragt er, woraufhin ich schwach nicke. “Und was ist mit Łukasz?”
    “Er ist nicht mein Bruder, sondern Krysias Neffe … von ihrer katholischen Seite”, füge ich noch rasch hinzu, um zumindest einen Teil des Lügengeflechts aufrechtzuerhalten und den Jungen nicht in Gefahr zu bringen. Ich sehe dem Kommandanten an, dass er mir nicht glaubt – und dass er mir vermutlich auch nichts anderes mehr glauben wird, was ich ihm erzähle. “Das ist alles, das ist die ganze Geschichte.” Natürlich ist das längst nicht alles, aber Jakub, Alek und die Bewegung werde ich ihm gegenüber nicht erwähnen. Er erwidert nichts. “Und nun?”, frage ich nach einigen Minuten eisigen Schweigens und werfe ihm einen flehenden Blick zu, während ich in seinem Gesicht nach einem Hinweis suche, dass er immer noch etwas für mich empfindet.
    “Du bist eine Jüdin”, sagt er wieder, als würde das alles beantworten.
    “Ist das wirklich so wichtig?”, frage ich ihn und berühre seinen Arm. “Ich bin noch immer die gleiche Frau wie vor fünf Minuten.”
    Schroff zieht er seinen Arm zurück. “Nein, vor fünf Minuten warst du noch Anna, aber die existiert nicht mehr. Alles zwischen uns war eine Lüge.”
    “Nein”, widerspreche ich. “Meine Gefühle für dich waren echt … sind echt”, korrigiere ich mich schnell. Als er mich ansieht, erkenne ich, dass ein Teil von ihm daran glauben möchte. Ich lege eine Hand auf meinen Bauch. “Und unser Kind …”
    “Das Kind ist ebenfalls jüdisch”, fällt er mir mit eisiger Stimme ins Wort und macht einen Schritt zurück. “Du hast mich belogen, Anna … Emma.” Er spricht meinen wahren Namen fast angewidert aus. “Du hast mich verraten und gegen mehr Gesetze verstoßen, als ich dir aufzählen kann.” Wieder hebt er den Revolver hoch. “Ich sollte dich auf der Stelle erschießen, anstatt dich ins Lager zu schicken. Glaub mir, ich würde dir damit noch einen Gefallen tun.”
    “Dann willst du mich also töten?”, frage ich im Flüsterton und füge nach einer kurzen Pause hinzu: “So … so wie du es mit Margot gemacht hast?”
    Er sieht mich an, als hätte ich ihm eine Ohrfeige gegeben. “Ich habe meine Frau nicht getötet.” Seine Stimme klingt rau und erstickt. “Sie beging Selbstmord.”
    “Weil du ihren Vater nicht retten wolltest”, spreche ich weiter und schere mich nicht länger darum, ob es ihn wundert, woher ich das weiß. Er schweigt. “Was macht es schon aus, dass nicht dein Finger am Abzug war? Getötet hast du sie so oder so.” Meine Stimme klingt fremd, da ich so energisch und forsch rede. “So wie du ihren Vater getötet hast! Und so wie …” Ich fuchtele mit den Armen und zeige in Richtung des Ghettos. “So wie du all diese Menschen getötet hast!”
    “Das ist nicht wahr!”
    Er macht einen Satz auf mich zu, doch ich weiche ihm aus. Mit einer Hand bekommt er dann aber doch meine beiden Handgelenke zu fassen und drückt mich gegen eine der stählernen Säulen. Sein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, seine Augen haben einen unbeherrschten Ausdruck angenommen. Brutal schüttelt er mich. “Wer hat dir von Margot erzählt?”
    Alek! Alek Landsberg!
, möchte ich ihm entgegenschreien.
Jener Held, den du auch auf dem Gewissen hast.
Doch das sage ich nicht. Lieber sterbe ich, bevor ich den Widerstand verrate. “Das ist nicht wichtig”, gebe ich zurück. “Wichtig ist nur, dass es stimmt.”
    “Nein!”, brüllt er hysterisch. “Es stimmt nicht. Ich tat es für uns. Das musst du mir glauben, Margot! Ich tat es nur, um uns zu retten!”
    Überrascht sehe ich ihn an. Der Kommandant glaubt offenbar, seine tote Frau vor sich zu haben. Mir wird bewusst, dass ich ihn zu weit getrieben habe. Er hat den Krieg bislang überlebt, weil er sich die Welt so zurechtgelegt hat, wie sie ihm behagt. Eine Welt voller Trugbilder, durch die er sich von den Konsequenzen seines Handelns abschottete. Indem er die Wahrheit über mich herausfand, ist diese Welt in sich zusammengebrochen.
    “Es ist schon gut”, erwidere ich und spiele mit. Wenn er mich weiter für Margot hält,

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