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Der kommende Aufstand

Der kommende Aufstand

Titel: Der kommende Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unsichtbares Komitee
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Eine Versammlung mit vielen Leuten, die einander fremd
     sind, verurteilt sich dazu, Spezialisten der Aktion zu
     bestimmen, das heißt die Aktion für ihre Kontrolle
     aufzugeben. Einerseits sind die Mandatsträger per Definition in
     ihrer Aktion gehemmt, andererseits hindert sie nichts, alle zum
     Narren zu halten.
    Es geht nicht darum, der Aktion eine ideale Form
     aufzuzwingen. Das Wesentliche ist, dass die Aktion sich eine
     Form gibt, dass sie selbst sie hervorruft, statt sie zu
     ertragen. Das setzt voraus, denselben politischen und
     geografischen Standpunkt – wie die Sektionen der Pariser Kommune
     während der Französischen Revolution – und dasselbe kursierende
     Wissen zu teilen. Was die Entscheidung über Aktionen betrifft,
     könnte das Prinzip so sein: dass jeder auf Erkundung geht, dass
     man die Informationen in Übereinstimmung bringt, und die
     Entscheidung wird von selbst kommen, sie wird uns treffen, mehr
     als dass wir sie treffen. Die Zirkulation des Wissens hebt die
     Hierarchie auf, sie egalisiert von oben her. Um sich greifende,
     horizontale Kommunikation, das ist auch die beste
     Koordinationsweise der verschiedenen Kommunen, um mit der
     Hegemonie Schluss zu machen.
     
    Die Ökonomie blockieren, aber unsere Blockadekraft an dem Niveau unserer Selbstorganisation messen
     
    Ende Juni 2006 nehmen die Rathausbesetzungen
     im gesamten Staat von Oaxaca zu, die Aufständischen besetzen
     öffentliche Gebäude. In einigen Kommunen schmeißen siedie Bürgermeister raus und beschlagnahmen die
     offiziellen Fahrzeuge. Einen Monat später werden die Zugänge zu
     bestimmten Hotels und Touristenzentren blockiert. Der
     Tourismusminister redet von einer Katastrophe, die mit »dem
     Orkan Wilma vergleichbar« sei. Einige Jahre zuvor war die
     Blockade zu einer der am meisten benutzten Aktionsformen der
     argentinischen Revoltebewegung geworden, wobei die verschiedenen
     lokalen Gruppen sich gegenseitig Hilfe leisteten, indem sie
     diese oder jene Achse blockierten, und ununterbrochen drohten,
     durch gemeinsame Aktion das ganze Land lahmzulegen, wenn ihre
     Forderungen nicht erfüllt würden. Eine solche Drohung war lange
     Zeit ein mächtiger Hebel in den Händen der Eisenbahner,
     Elektriker, Gasarbeiter, Fernfahrer. Die Bewegung gegen den
     CPE-Vertrag hat nicht gezögert, Bahnhöfe, Ringstraßen, Fabriken,
     Autobahnen, Supermärkte und sogar Flughäfen zu blockieren. In
     Rennes brauchte man nicht mehr als 300 Personen, um die
     Umgehungsstraße stundenlang zu blockieren und 40 Kilometer Stau
     auszulösen.
    Alles blockieren, das ist nunmehr der erste Reflex von allem,
     was sich gegen die gegenwärtige Ordnung auflehnt. In einer
     ausgelagerten Ökonomie, wo die Unternehmen just-in-time
     funktionieren, wo der Wert sich von der Verbindung zum Netz
     ableitet, wo die Autobahnen Glieder in der Kette der
     entmaterialisierten Produktion sind, die von Subunternehmer zu
     Subunternehmer und von da zur Montagefabrik führt, die
     Produktion zu blockieren, bedeutet ebenso gut, die Zirkulation
     zu blockieren.
    Aber es kann nicht darum gehen, mehr zu blockieren, als die
     Möglichkeit zur Lebensmittelversorgung, zur Kommunikation der
     Aufständischen, zur effektiven Selbstorganisation der
     verschiedenen Kommunen zulässt. Wie ernährt man sich, wenn alles
     lahmgelegt ist? Das Plündern der Läden,wie es
     in Argentinien gemacht wurde, hat seine Grenzen; so riesig, wie
     die Tempel des Konsums auch sein mögen, sie sind keine
     unendlichen Vorratsschränke. Die Fähigkeit, sich dauerhaft den
     elementaren Lebensunterhalt zu beschaffen, impliziert also, sich
     die Mittel zu seiner Produktion anzueignen. Und was diesen Punkt
     betrifft, scheint es wirklich unnötig, noch länger zu
     warten. Dass wir es wie heute zwei Prozent der Bevölkerung
     überlassen, die Lebensmittel für alle zu produzieren, ist eine
     historische wie strategische Dummheit.
     
    Das Territorium von der polizeilichen Besetzung befreien
    Den direkten Zusammenstoß so weit wie möglich vermeiden
     
    »Diese Angelegenheit bringt ans Licht, dass
     wir es nicht mit Jugendlichen zu tun haben, die mehr Soziales
     fordern, sondern mit Individuen, die der Republik den Krieg
     erklären«, stellte ein scharfsinniger Bulle angesichts jüngster
     Hinterhalte fest. Die Offensive, die darauf abzielt, das
     Territorium von der polizeilichen Besetzung zu befreien, ist
     schon eröffnet und kann auf die unerschöpflichen Vorräte an
    

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