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Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Titel: Der Kommissar und das Schweigen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Jetzt füge ich nur noch Worte aneinander. Wie ein dämlicher Fernsehheini oder so.
     
    »Wortwörtlich?«, fragte Kluuge und legte seine Stirn in Falten.
    Der Hauptkommissar stellte fest, dass es sich um eine ziemlich hohe Stirn handelte, auf der Platz für eine ganze Reihe von Falten war, und er beschloss, das, was sich dahinter befand, nicht zu unterschätzen.
    »Möglichst«, sagte er. »Jedenfalls so genau, wie du es noch weißt.«
    »Beim ersten Mal sagte sie nur, dass ein Mädchen verschwunden sei«, erklärte Kluuge. »Und dass wir etwas machen müssten. Beim zweiten Mal war es etwas ausführlicher.«
    »Und was?«
    »Ja, sie behauptete, wir hätten nichts unternommen. Und dass sie sich wohl lieber an die Zeitungen wenden sollte und dass sie noch eins ermorden könnten ...«
    »Ermorden?«
    »Ja.«
    »Und du bist dir sicher, dass sie das gesagt hat?«

    »Absolut.«
    Kluuge nickte mehrere Male, um eventuelle Zweifel im Keim zu ersticken.
    »Noch mehr?«, fragte der Hauptkommissar.
    Kluuge dachte nach.
    »Ich glaube nicht.«
    »Alter?«
    »Schwer zu sagen. Irgendwo zwischen vierzig und fünfzig, aber ich bin mir nicht sicher ... vielleicht auch älter. Ich kann Stimmen schlecht schätzen.«
    »Wie klang sie?«
    »Wie ich schon sagte. Sie sprach ziemlich leise, vor allem beim ersten Mal ... klang reichlich ernst, nun ja, als ob sie fest von dem überzeugt war, was sie da sagte. Deshalb habe ich das ja auch so ernst genommen und Sie angerufen.«
    »Hrrm«, sagte Van Veeteren. »Hast du inzwischen mehr über diese Sekte herausgekriegt?«
    Kluuge kratzte sich nervös am Hals.
    »Ich habe mit den Kollegen in Stamberg geredet ... Sie wollten einige Informationen zusammenstellen und sie mir rüberfaxen, aber bis jetzt ist noch nichts gekommen.«
    Van Veeteren nickte.
    »All right«, sagte er. »Ich ziehe mich ins Hotel zurück, du kannst mir dann Bescheid geben, wenn etwas gekommen ist. Ich werde auf jeden Fall noch ein paar Tage hier bleiben.«
    »Gut«, sagte Kluuge und sah etwas peinlich berührt aus. »Wie schon gesagt, ich bin Ihnen sehr dankbar.«
    »Du brauchst dich nicht die ganze Zeit zu bedanken«, widersprach der Hauptkommissar und stand auf. »Ich habe so eine Ahnung, dass hier etwas faul ist, und außerdem habe ich eine Rechnung zu begleichen.«
    »Ich verstehe«, sagte Kluuge.
     
    Als der Hauptkommissar in sein Zimmer im Grimm’s zurückgekommen war, zeigte die Uhr bereits halb drei am Nachmittag und die Sonne fiel diagonal durch das offene Fenster herein.
Er zog die Gardinen vor und gönnte sich eine lange, kühle Dusche, diesmal ohne sich über die Farbzusammenstellung Gedanken zu machen.
    Als er auf eine erträgliche Temperatur abgekühlt war, streckte er sich auf dem Bett aus und rief in der Polizeizentrale von Maardam an. Nach einer Weile bekam er Münster ans Telefon.
    »Wie läuft es?«, fragte Van Veeteren.
    »Womit?«, gab Münster die Frage zurück.
    »Verdammt, das weiß ich doch nicht. Beispielsweise mit diesem Wahnsinnsschützen.«
    »Wir haben ihn heute Morgen geschnappt. Hört der Herr Hauptkommissar kein Radio?«
    »Ich habe hier so einiges zu erledigen«, erklärte Van Veeteren.
    »Ach so«, sagte Münster.
    »Dann kann ich vielleicht ein bisschen Unterstützung bekommen?« , fragte Van Veeteren rhetorisch. »Wenn ihr eure Beute geschnappt habt.«
    Münster hustete nur nervös, und dem Hauptkommissar fiel der bevorstehende Urlaub ein. Er informierte seinen Kollegen über seine Ermittlungen, und Münster versprach zu tun, was in seiner Macht stand – alles herauszufinden, was überhaupt über Das Reine Leben zu wissen von Wert sein könnte, und das dann ohne zu zögern sofort ins Grimm’s Hotel in Sorbinowo zu faxen.
    »Je eher, umso besser«, erklärte Van Veeteren und legte den Hörer auf.
    Kann ja nicht schaden, ein paar Köder mehr auszulegen, dachte er und zog sich an.
    Falls Kluuge nun beim Falschen angerufen hat oder so.
    Eine Viertelstunde später saß er wieder im Auto, bewaffnet mit einem neuen Päckchen Zigaretten und einigen Fugen. Ein konkretes Ziel hatte er nicht – es sei denn, man würde eine langsame Fahrt von einer Stunde Dauer um die Seen und durch die duftenden Wälder als ein Fahrtziel ansehen.
    Und durch Bachs unendliche logische Variationen.

    Er war um fünf Uhr zurück. Duschte noch einmal, und bevor er sich aufmachte, um sich eine passende Speisestelle zu suchen, fragte er in der Rezeption nach, ob dort irgendwelche Mitteilungen für ihn

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