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Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Titel: Der Kommissar und das Schweigen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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am Sonntagabend nach Viertel vor zehn noch gesehen, deshalb gehen wir davon aus, dass er auf jeden Fall vor dem Morgengrauen abgehauen ist. Es gibt ein Mädchen – aber nur ein einziges, nota bene – das glaubt, in der Nacht ein Auto gehört zu haben, das den Motor anließ.«
    »Ein Auto?«
    »Ja, die hatten da draußen ein Auto. Einen alten Vauxhall, angemeldet auf Madeleine Zander. Jellinek hat nicht einmal einen Führerschein.«
    »Aber der war noch da?«
    »Ja, genau. Stand am Montagmorgen an seinem üblichen Platz. Sie – oder eine von den anderen – kann Jellinek natürlich nachts irgendwohin gefahren haben, aber dafür gibt es keinerlei Hinweis.«
    »Wie soll er denn sonst weggekommen sein?«
    Van Veeteren zuckte mit den Schultern.
    »Verdammt, was weiß ich? Klar, das Logischste ist, dass er mit Hilfe des Autos weggekommen ist, aber was bringt uns das?«
    »Und wie ist es mit Nachbarn da draußen?«, fragte Przebuda.
    »Finghers auf der einen Seite«, sagte Van Veeteren. »Mit denen hatten sie ein bisschen Kontakt. Ein Paar, das Kuijpers heißt, ein bisschen weiter im Wald. Sowohl im einen wie auch im anderen Fall diese Nacht zu Hause, haben aber kein Auto gehört. Obwohl das natürlich überhaupt nichts sagt. Man darf
wohl annehmen, dass Jellinek sich bei irgendeinem Untertan seiner Gemeinde verborgen hält ... das sind so gut tausend Stück, da brauchen wir also reichlich Kräfte, wenn wir ihn dort ernsthaft aufstöbern wollen. Die Polizei in Stamberg ist natürlich dabei und krallt sich alle, die sie zu fassen kriegt, aber das scheint nicht besonders viel zu bringen. Außerdem ist ja Urlaubszeit ... abgesehen von dem mangelnden Willen zur Zusammenarbeit.«
    »Ja, ja«, sagte Przebuda und wehrte einen Mückenschwarm ab. »Ihr habt nicht gerade den Wind im Rücken.«
    Sie gingen ein paar Minuten schweigend weiter.
    »Warum?«, nahm der Redakteur den Faden wieder auf, nachdem er in seiner Gedankenkette zum nächsten Knoten gekommen war. »Warum ist er abgehauen, wenn er unschuldig ist? Deutet das nicht darauf hin, dass er es war?«
    »Schon möglich«, sagte der Hauptkommissar. »Aber er kann ja auch sonst gute Gründe dafür haben unterzutauchen. Die Polizei hat sich schon früher mit ihm befasst, und wenn nun Mädchen aus seinem Lager verschwinden, dann kann er sich ausrechnen, dass er schlecht dasteht. Es ist natürlich total bescheuert, das Feld zu räumen, aber nicht ganz unerklärlich. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir es hier mit einem Stinkstiefel zu tun haben. Einem richtigen Stinkstiefel.«
    »Dann hat es also eine gewisse Logik, meinst du?«
    »Zweifellos«, stimmte der Hauptkommissar zu. »Ich habe darüber nachgedacht, und es wäre eigentlich sehr viel sonderbarer, wenn er dageblieben wäre. Vor allem, wenn man dabei noch das andere Mädchen berücksichtigt, das verschwunden ist – aber vergiss nicht, das bleibt unter uns, du bist der einzige Journalist im ganzen Land, der davon weiß – ganz besonders, wenn man dabei bedenkt, aus welchem Schrot und Korn Jellinek gemacht ist, wie schon gesagt.«
    »Ich verstehe«, sagte Przebuda. »Obwohl ich nicht so ganz begreife, was denn jetzt das Ergebnis dieser ganzen Überlegungen ist ... es gibt also nichts, was Jellinek und seinen Anhang direkt mit den Geschehnissen verbindet?«

    »Nein«, seufzte Van Veeteren. »Zumindest kein besonders starkes Band. Soweit ich sehen kann, ist es gut möglich, dass wir es mit einem total unbekannten Wahnsinnigen zu tun haben, der sich da draußen in den Wäldern herumtreibt.«
    »Ohne Verbindung zu dem Reinen Leben?«
    »Ohne die geringste.«
    »Das wäre ja schrecklich«, sagte Przebuda.
    »Andererseits können die genauso gut dahinter stecken.«
    »Natürlich«, sagte Przebuda. »Zumindest der eine oder die andere.«
    Er blieb stehen und zündete sich seine Pfeife an, dann versanken er und der Hauptkommissar erneut für eine ganze Weile in ihre Überlegungen, während sie äußerst gemächlich Seite an Seite den Bereich durchschritten, auf dem Kluuge seine Joggingbahnen zog. Aber von diesen geographischen Tatsachen hatte nicht einmal der Redakteur eine Ahnung.
    »Tja«, seufzte Przebuda, als sie wieder zwischen die Häuser kamen. »Entweder oder ... auf jeden Fall eine vertrackte Geschichte. Ich hoffe, ihr könnt sie aufklären. Und ich muss wohl eingestehen, dass ich nicht gerade viel dazu beigetragen habe. . . Ich denke übrigens, dass sich hier unsere Wege trennen. Da unten ist das Grimm’s,

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