Der Konvent der Zauberer
unsere geschäftlichen Angelegenheiten. Diese Nachricht zu schicken war alles, was ich tun konnte.«
Marihana steht auf und huscht rasch hinaus. Ich werfe ein paar Münzen auf den Tisch und verschwinde ebenfalls. Ich bin ärgerlich. Es geht mir immer gegen den Strich, wenn ich mit der Meuchelmörderin reden muss.
Wenigstens ist es nicht weit bis zur Kaiserlichen Bibliothek. Sie ist ein großartiges Bauwerk, aber ich statte ihr nur sehr selten einen Besuch ab. Zwischen all diesen Schriftrollen komme ich mir so unzulänglich vor. Und ich mag es auch nicht, wie die Angestellten so lautlos in ihren Togen herumschleichen. Ich habe dann immer das Gefühl, dort nicht hinzugehören.
Ein ganzer Raum ist der Lehre der Zauberei gewidmet, aber weiter komme ich nicht. Als ich mich daranmache, aus dem Katalog schlau zu werden, scheint mein Gehirn wie gelähmt, und ich muss warten, bis Makri auftaucht. Das dauert eine Weile. Und als sie schließlich hereinstolziert, ärgert es mich, dass alle sie so freundlich begrüßen. Sie ist in einer orgkischen Sklavengrube aufgewachsen. Ich bin ein geborener Bürger von Turai. Diese Beamtenseelen sollten mir gefälligst etwas mehr Respekt entgegenbringen.
»Was erwartest du?«, zischt Makri. »Du hast Bier über ein Manuskript verschüttet.«
»Es war nicht viel Bier. Man sollte meinen, dass sie es mittlerweile vergessen hätten. Wie geht es Lisutaris?«
»Sie klebt an ihrer Wasserpfeife. Sie nimmt sich das Ganze ziemlich zu Herzen. Weißt du, ich glaube allmählich, sie ist doch nicht eine so geeignete Kandidatin für das Amt der Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung. Ich mag sie zwar sehr gern, aber ich glaube nicht, dass sie in der Lage ist, den Belangen der Innung viel Zeit zu widmen.«
»Ist dir das jetzt erst klar geworden?«
»Immerhin bist du derjenige, der auf sie gewettet hat«, erinnert mich Makri.
»Da war mir aber noch nicht klar, dass dies bedeutet, eine Mörderin zu decken und ihr auch noch zur Wahl zu verhelfen. Ich werde hart arbeiten müssen, wenn ich meinen Gewinn einstreichen will.«
»Hast du sie deshalb als Klientin akzeptiert?«
»Zumindest hat das den Ausschlag gegeben. Ist sie jetzt in Sicherheit?«
Makri geht davon aus. Das Haus steckt voller Dienstboten und Diener, und Makri hat ihnen eingeschärft, jedem Fremden höchst misstrauisch zu begegnen.
»Das wird trotzdem nicht viel nützen, wenn der große Meuchelmörder Incognixus auf die Idee kommen sollte, ihr einen Besuch abzustatten. Ich habe mich mit Marihana getroffen. Viel hat sie mir nicht erzählt, aber zumindest hat sie bestätigt, dass Incognixus tatsächlich in der Stadt ist.«
»Hat er Darius Wolkenstürmer umgebracht?«
»Wer weiß? Ich muss versuchen, Licht in die Angelegenheit zu bringen, und das wird nicht gerade einfach werden.«
Eine Bibliothekarin schleicht vorbei und wirft mir einen bösen Blick zu. Ich senke meine Stimme. »Ich muss herausfinden, mit welchem Bann man es möglicherweise hat so aussehen lassen können, als hätte Lisutaris Darius ermordet. Ich habe mir mein Hirn zermartert und mein ganzes Handbuch der Magie von vorn bis hinten durchgeackert, aber ich finde einfach nichts. Astral genauso wenig.«
Makri ist irgendwie abgelenkt. Ich mustere meine Gefährtin misstrauisch. »Hast du dich auch an der Wasserpfeife gütlich getan?«
»Natürlich nicht. Hör auf, mich wie Turais größte Drogenkonsumentin zu behandeln. Es waren besondere Umstände. Ich war deprimiert. Wusstest du, dass der avulanische Zauberer Abra-al-Kabra hier ist?«
»Und?«
»Du hast mir gesagt, dass im Winter niemand von den Elfeninseln nach Turai segeln kann.«
»Abra-al-Kabra ist kurz nach uns in See gestochen.«
»Und warum hat mir Gal-an dann keine Nachricht von ihm überbringen lassen?«
»Wahrscheinlich hat der Oberhexer von Lord Khurd-al-Dah Wichtigeres zu tun, als den Postillion d’Amour zu spielen. Hast du eigentlich nur Gal-an im Kopf?«
»Es ist wichtig«, erwidert Makri.
Ich schüttele hilflos den Kopf. »Versuch dich lieber auf unsere Arbeit zu konzentrieren.«
Ich beschreibe Makri, was ich suche, und wir vertiefen uns in den Katalog und suchen nach einem entsprechenden Zauberspruch. Vermutlich handelt es sich sogar um zwei Zauber. Der eine verbirgt die wahren Ereignisse, und der andere erzeugt die gefälschten. Aber es kommt mir immer unwahrscheinlicher vor. Die Bilder, wie Lisutaris Darius ermordet hat, waren einfach zu klar. Und nur weil ich einfach nicht auf ein plausibles
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