Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung
besaß das Gemüt einer Frau, die in den adligen Kreisen der Galaxis zur Welt gekommen und in eine Familie geboren worden war, die anderen, die ihr Gehorsam schuldeten, Befehle erteilte. Das hatte Dengar bereits der Blick gesagt, mit dem sie ihn bei ihrer ersten Begegnung gleichsam entwaffnet hatte. Jeder andere, der die unerfreulichen Härten an Jabbas Hof durchlebt hätte und anschließend schutzlos dem Dünenmeer ausgesetzt gewesen wäre, hätte sich der offensichtlichen Überlegenheit von Dengars Kraft und Bewaffnung zitternd unterworfen. Doch ein Funke Mut in Neelahs Herz hatte unter diesen Umständen sogar noch heller gebrannt, heiß genug, um seine ausgestreckte Hand zu verbrennen, wenn er sie anzufassen gewagt hätte.
Dieser aristokratische Zug war auch in ihrem Gesicht nicht zu verkennen, wenngleich er sich unter der Gluthitze der Doppelsonnen und dem Schliff der heißen, schneidenden Winde des Dünenmeers verdunkelt und verhärtet hatte. Sie wird mir noch Ärger machen, wusste Dengar. Er hatte schon genug um die Ohren gehabt, bevor sie aufgetaucht war, doch nun, da er ihre Gegenwart seiner Rechnung hinzufügen musste, erweiterte sich deren zukünftiges Ergebnis ins Unüberschaubare.
Neelah kam zurück, ihr Gesicht wirkte im Licht der einzelnen Laterne sogar noch bleicher. »Tut mir Leid«, sagte sie.
»Das muss es nicht.« Dengar zuckte die Achseln. »Ich bin der Erste, der bereitwillig zugibt, dass wir uns hier nicht gerade in der angenehmsten Gesellschaft befinden.« Er stand auf.
Die beiden Medidroiden hatten an den Seiten von Boba Fetts Pritsche Stellung bezogen.
»Wie geht es dem Patienten?«
SHL1-B sah zu Dengar. »Den Umständen entsprechend«, antwortete der Droide reizbar. »Wenn man die Krise bedenkt, die er unlängst durchstehen musste.«
»He.« Dengar klopfte sich auf die Brust. »Habe ich etwa diesen Bombenangriff befohlen? Gib nicht immer mir an allem die Schuld.«
»Das ist gar keine dumme Frage.« Neelah, die neben ihm stand, ließ den Blick über die bewusstlose Gestalt auf der Pritsche gleiten. »Wer den Angriff befohlen hat, meine ich.«
»Wer weiß?« Dengar stellte die Laterne in Schulterhöhe auf einem Felsvorsprung ab. »Dieser Bursche hat mächtige Feinde. Wahrscheinlich war es einer von denen.«
»Das würde aber heißen, irgendwer weiß, dass er noch am Leben ist. Jemand außer uns.«
Die Erkenntnis rastete in Dengars Hirn ein wie zwei Kontakte, die während des zurückliegenden Durcheinanders vorübergehend gekappt worden waren. Sie hat Recht. Die Nachricht musste irgendwie zu jemanden gelangt sein, für den die Information, dass Boba Fett nicht gestorben war, dass der Hauch des Atems, wie flach dieser auch sein mochte, seinen Körper nach wie vor belebte, von einiger Bedeutung war. Irgendwer war darüber offenbar nicht sehr erfreut. Jemand, der ein Bombardement anordnete, dessen Sprengkraft ausgereicht hätte, eine ganze Armee zu pulverisieren, nur um sicher zu gehen, dass von Boba Fett nichts übrig blieb, das noch einen Atemzug hätte tun können.
»Jemand hat uns beobachtet«, sagte Dengar. Sich selbst hatte er bereits als die Ursache des Lecks ausgeschlossen, Manaroo hatte er auf strengste Verschwiegenheit verpflichtet und Neelah
war keine sehr wahrscheinliche Verdächtige. Sie hatte nirgendwo hingehen und während ihrer Zeit draußen im Dünenmeer mit niemanden sprechen können. Und sie hatte das Versteck, seit Dengar ihr dort Unterschlupf gewährte, nicht verlassen. Vielleicht irgendwer aus Jabbas Palast, überlegte er. Dort hatten sich auch noch nach Jabbas Ableben massenhaft schräge Typen aufgehalten, die alle Fähigkeiten besaßen, die man brauchte, wenn man unsichtbar bleiben und das Kommen und Gehen in der Wüste im Auge behalten wollte. Diese Typen wären erst recht nach dem Verlust ihrer einträglichen Jobs an Jabbas Hof allesamt hoch motiviert, wertvolle Informationen an den Meistbietenden zu veräußern. An einen Agenten des Imperiums oder an irgendwen sonst, der einen genügend großen Groll gegen Boba Fett hegte. »So muss es gewesen sein.« Dengar nickte langsam. »Irgendjemand hat gesehen, wie ich Fett in meinen Schlupfwinkel geschleppt habe.«
»Seien Sie nicht blöd.« Neelah schüttelte den Kopf. »Wenn irgendwer wüsste, wo genau Fett hingebracht wurde, würde dieser Jemand sich doch nicht damit aufhalten, alles in Sichtweite der Großen Grube von Carkoon in Schutt und Asche zu legen. Eine einzige, auf den Eingang Ihres Verstecks abgefeuerte
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