Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung
ausstehen.«
»Bitte, regen Sie den Patienten nicht unnötig auf«, wies der größere der beiden Medidroiden Dengar zurecht. Der Droide und sein kleinerer Partner waren damit beschäftigt, die Verbände um Boba Fetts Oberkörper zu wechseln. Behutsam schälten sie die blutigen Lappen und sterilen Gelbinden von dem rohen Fleisch darunter. Wunden wie die Fetts brauchten lange, um vollständig abzuheilen. Die Magensäfte des Sarlacc waren wie Säure, die sich auch noch lange nach dem Ableben des Ungeheuers bis zu den Knochen seines Opfers durchfraß. »Wenn ich dazu befugt wäre«, fuhr SHL1-B fort, »würde ich Sie auf der Stelle aus diesem Bereich verweisen.«
»Ja, aber das bist du nicht.« Dengar lehnte sich gegen die bröckelnde Felswand der Kammer. Die Luft in seinem Schlupfwinkel war so heiß und trocken wie das Innere der zahlreichen uralten Grabhügel in den entlegensten Weiten des Dünenmeers, deren Tote von Tatooines Doppelsonnen in welkes Leder verwandelt wurden. »Und wenn ihr zwei ihn bisher nicht umgebracht habt«, fuhr Dengar fort, »wird er auch alles andere überleben.«
»Sarkasmus«, bemerkte 1e-XE, während er eine neue Mischung aus Opiaten und Antiseptika vorbereitete. »Missbilligung.«
»Es ist noch jemand an diesem Ort, oder?« Boba Fett hatte den Kopf von der Metalltasse zurückgezogen, die Dengar ihm hinhielt. Die bloße Anstrengung seiner Worte ließ seine Brust heftig beben und die Skalen und Anzeigen der Geräte ringsum im
roten Bereich pulsieren. »Eine Frau.«
Dengar sagte nichts. Er stellte die halb geleerte Tasse auf einer der ächzenden Maschinen ab, die von den beiden Medidroiden versorgt wurden. Er musste sich um andere Dinge kümmern und hatte Besseres zu tun, als sich mit der finsteren Gestalt auf der Pritsche zu unterhalten, die jetzt ein wenig weiter von den Ufern des Totenreichs entfernt war als noch vor ein paar Tagen. Einer der Energiegeneratoren seines Verstecks hatte den Geist aufgegeben und weiße Funken sowie eine dicke, schmierige Rauchwolke ausgespuckt. Er hatte darauf alles bis auf die dringend erforderlichen Luftaustauscher abschalten müssen - daher die heißen, stickigen Dünste, die nicht mehr aus dem Unterschlupf weichen wollten. Dengar würde mehr davon haben, wenn er den kaputten Generator reparierte und wieder ans Netz brachte, als hier unten an Boba Fetts Lager zu wachen. Aber der eisige Blick des anderen Mannes hielt ihn so fest wie der Widerhaken eines Gaffistocks. »Es hat keinen Zweck, mich zu belügen«, sagte Boba Fett. Seine Worte waren ebenso kalt und gefühllos wie der starre Blick seiner Augen. »Ich habe sie gesehen. Sie ist hereingekommen. Gestern, glaube ich. Es fällt mir immer noch schwer, die Tage auseinander zu halten. Aber es war dunkel und sie hat wohl gedacht, ich würde schlafen. Oder vielleicht, dass ich gestorben sei.«
»Bitte«, fiel SHL1-B ein. Der Droide machte sich an den Schläuchen zu schaffen, die zwischen den Geräten und Boba Fetts Körper hingen. »Sie machen uns die Arbeit nur um ein Beträchtliches schwerer.«
Dengar schenkte dem Medidroiden keine Beachtung. Er wollte Fett gerade antworten, wollte dem Kopfgeldjäger verraten, wer die Frau war, als die Bomben einschlugen. Richtige Bom-
ben.
Staub rieselte von der Decke des kleinen Nebenraums und bedeckte die Linsen an SHL1-Bs Kopf, der sich auf der Stelle in die Richtung drehte, aus der das Donnergrollen kam. Das Dünenmeer wurde gelegentlich von Stürmen heimgesucht, dann ergossen sich Wogen aus Sand in die Felsschluchten. Die Stürme verschwanden jedoch so schnell wieder am Horizont zwischen den Zwillingssonnen, wie sie gekommen waren. Dengar hatte immer geglaubt, dass der Unterschlupf, den er sich gegraben hatte, zu tief unter der Planetenoberfläche lag, um Schäden durch Unwetter davonzutragen. Es braucht schon etwas Stärkeres, hatte er gedacht, um hier durchzukommen. Plötzlich stürzten unter noch heftigerem Getöse Steine auf ihn herab.
Gemeinsam mit den beiden Medidroiden blickte er nach oben. Dann spie er kleine Steine und Blut aus, während er spürte, wie jemand, den er nicht sehen konnte, an seinem Arm zerrte.
»Kommen Sie!« Das war Neelahs Stimme. Ihre Hände umspannten seinen Unterarm und zogen daran. Steine und Sand rieselten ihm von der Brust, während seine Strampelversuche, die zuerst eher schwach ausfielen, dann jedoch von plötzlich aufflammender Verzweiflung intensiviert wurden, sich zu ihren Bemühungen gesellten, ihn aus den Überresten
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