Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung
des Nebenraums zu befreien. »Er ist noch da drin!«
Sie meinte natürlich Boba Fett. Die Notfallbeleuchtung des Verstecks flackerte auf, als der verbliebene Generator ansprang. Dengar konnte noch immer das Grollen hören, das sich oben allmählich entfernte. Doch er wusste, der Donner würde zurückkommen. Er kannte sich gut genug mit der Technik des so genannten Flächenbombardements aus, um zu wissen, dass
genau dies die Art Kriegführung war, die soeben praktiziert wurde. Eine Welle zog unweigerlich die nächste nach sich, die den Boden in einem rechten Winkel zu der des ersten Angriffs überqueren würde. Es würde kein Stein auf dem anderen bleiben, sämtliche Schluchten und Felsnadeln würden verschwinden, alles würde dem Erdboden gleich gemacht werden. Und was auch immer unter der Oberfläche liegen mochte...
Neelah grub bereits mit bloßen Händen in den Trümmern, die den Eingang zu dem kleinen Nebenraum versperrten. Der Staub hatte sich so weit gelegt, dass Dengar erkennen konnte, wie weit ihn die Erschütterung des Bombardements in die Richtung des Zentrums seines Schlupfwinkels katapultiert hatte. Wenn er nur ein kleines Stück weiter in der Kammer gestanden hätte, dort wo sich die beiden Medidroiden um ihren Patienten gekümmert hatten, wäre der Felssturz genau über ihm niedergegangen und hätte ihm den Schädel zertrümmert.
»Verwirrung.« Neelahs blutende Finger hatten den kleineren der beiden Droiden ausgegraben. 1e-XE kroch mit verbeultem Korpus, gesplitterten und hektisch blinkenden Anzeigen an der Brust aus dem Geröll und kam nur unter Schwierigkeiten wider auf die Beine. »Lärm. Nicht gut.«
»Worauf warten Sie noch?« Neelah fuhr zu Dengar herum, ihre Augen funkelten durch den Staub, ihr Gesicht war von Schweiß bedeckt. »Helfen Sie mir!«
»Sind Sie irre?« Dengar streckte eine Hand aus, packte einen ihrer Arme und zog Neelah auf die Füße. »Dazu haben wir keine Zeit. Wer auch immer die Oberfläche bombardiert, wird in weniger als einer Minute wieder da sein. Wir müssen hier raus!«
»Ich gehe nicht ohne ihn.« Neelah riss sich aus Dengars Griff los. »Bringen Sie sich in Sicherheit, wenn Sie wollen.« Sie wandte sich ab und machte sich daran, an einem der größeren Felsbrocken zu zerren, der beinahe so groß war wie sie selbst.
Es gab gewundene unterirdische Stollen mit glatten Wänden unter dem Versteck, die tief in das Grundgestein des Planeten führten. Dengar hatte diese Stollen weit genug erforscht, um zu wissen, dass sie mit der Großen Grube von Carkoon verbunden waren. Jetzt, da das Sarlacc-Ungeheuer tot war, würde die Grube ihnen eine sichere Zuflucht vor dem Bombardement bieten. Doch nur, wenn sie die Grube rechtzeitig erreichten, ehe die nächste zerstörerische Angriffswelle alles, was von den unterirdischen Räumen unversehrt geblieben war, auch noch zum Einsturz brachte.
Er zögerte nur einen Augenblick, dann schimpfte er sich einen Narren und legte beide Hände unmittelbar über denen Neelahs auf den Felsbrocken. Der Stein war schon jetzt glitschig von ihrem Blut. Dengar grub die Fingerspitzen in die Oberfläche und zog, wobei er sein ganzes Gewicht gegen den Widerstand des Felsens in die Waagschale warf. Über ihnen konnte er den Bombenangriff wie einen Sturm, der seine donnernde Wut verbraucht hatte, in großer Entfernung ins Stocken geraten hören. Das ist nur für den Moment, wusste er. Das Bombardement würde schon bald zurückkehren.
Dengar stemmte die Schulter gegen den Felsbrocken, seine Hände suchten nach besserem Halt. Zwischen einem keuchenden Atemzug und dem nächsten fiel ihm ein, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wer das Dünenmeer über seinem Kopf in verbrannte Asche verwandeln wollte. Möglicherweise die Streitkräfte des Imperiums - oder die Rebellen-Allianz oder die
Hutts oder die Schwarze Sonne - aber das war in diesem Augenblick nicht so wichtig wie der Versuch, diesen harten, mörderischen Regenschauer zu überleben. Das Einzige, was er zweifelsfrei wusste, war, dass der Angriff irgendetwas mit Boba Fett zu tun hatte. Sich mit diesem Bluthund einzulassen, war eine sichere Fahrkarte in die Hölle.
Doch dann bewegte sich der große Felsbrocken plötzlich und beförderte Neelah mit einem Schlag auf den von Geröll übersäten Boden der Hauptkammer. Dengar schaffte es irgendwie, auf den Beinen zu bleiben, das Gewicht zu verlagern und mit gebeugten Knien zu ziehen, damit der Felsen weiter rollte. Neelah brachte sich kriechend in
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