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Der kranke Gesunde

Der kranke Gesunde

Titel: Der kranke Gesunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas von Pein , Hans Lieb
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»Umkippen« (hypotone oder orthostatische Dysregulation, synkopale Anfälle), Schwindel
vegetative Herzrhythmusstörungen wie Herzstolpern und jagen (Extrasystolen, Tachykardie)
Schmerzen und Engegefühl in der Brust
Atmung
Kloßgefühl im Hals
Atembeklemmung
zu schnelle und starke Atmung, gelegentlich mit Muskelkrämpfen (Hyperventilationstetanie)
Verdauung
Übelkeit und Erbrechen
Magen- oder Bauchschmerzen
Sodbrennen
Völlegefühl (Meteorismus)
Durchfall (Diarrhoe)
Verstopfung (Obstipation)
Harn- und Geschlechtsorgane
nächtliches Einnässen (Enuresis nocturna)
Menstruationsbeschwerden (Dysmenorrhoe)
sexuelle Funktionsstörungen
Blasenschmerzen, ständiger Harndrang
Prostatabeschwerden, Hodenschmerzen
Haut
Juckreiz (psychogener Pruritus)
Kribbelempfindungen
Bewegungsapparat
Bewegungsschmerz und Verspannung der Muskulatur im Schulter-, Arm-, Wirbelsäulenbereich oder in den Beinen
Kopf
Migräne, Spannungskopfschmerzen
Wann spricht man von Hypochondrie?
    Bei der Hypochondrie steht die Krankheitsangst selbst im Mittelpunkt des Geschehens. Die Psyche des »Hypochonders« ist das Gegenteil zu der von Menschen, die gelassen oder gar bis zur Selbstgefährdung gleichgültig auf Irritationen oder Beschwerden ihres Körpers reagieren. Hypochonder beobachten ihren Körper beständig und ängstlich. Bei geringfügigen körperlichen Beschwerden befürchten sie eine schlimme Krankheit. Dabei neigen sie zu einer ganz besonderen Art des Wiederholungszwan ges: zu ständig weiterer Selbstbeobachtung und zu häufigen Arztkontakten, um ihre Krankheitstheorie bestätigen oder widerlegen zu lassen.
    Damit zentrieren Hypochonder ihre gesamte Aufmerksamkeit auf körperliche »Krankheitszeichen« und haben für andere Beobachtungen, Gedanken und Gefühle keine Kapazität mehr. Die Psyche des Hypochonders kommt nicht zur Ruhe, kann nichts mehr so recht genießen und kann sich in der sozialen Welt fast nur noch über mögliche körperliche Krankheiten unterhalten.
    Info
    Hypochonder werden von der Angst vor lebensbedrohlichen Erkrankungen beherrscht
    Im Unterschied zu den anderen somatoformen Störungen sind bei der Hypochondrie nicht reale aktuelle Beschwerden selbst im Vordergrund, sondern die Angst vor schweren lebensbedroh lichen Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Krebs. Hypochondrie ist also eine »hausgemachte Krankheit« der Psyche, der Körper liefert nur die Anlässe zur Sorge der Psyche.
Was meinen Martin, Nora, Oliver und Doris?
    Und wie reagieren unsere Betroffenen auf diese doch recht starken »Theorien«?
    Martin ist nachdenklich in sich versunken.
    Nora ist erleichtert, weil ihr das »Psychosomatische« nun etwas verständlicher geworden ist und sie ihren Freunden und Verwandten endlich erklären könnte, dass dies absolut nichts mit »psychisch krank« oder Verrücktheit zu tun hat.
    Martin ist nachdenklich …
    Nora ist erleichtert …
    Oliver fragt ungeduldig, was ihm als Patienten das ganze Theoretisieren und Philosophieren der Experten bringen soll. Er will keine Vorlesung, sondern Hilfe und Heilung.
    Doris wirkt brummelig und verschlossen. Sie findet das alles irgendwie banal und will nicht glauben, dass das für sie und ihren Kopfschmerz irgendeine Bedeutung hätte.
    Oliver fragt ungeduldig …
    Doris wirkt brummelig …
    Die Experten: »Man sieht: Jede Psyche reagiert hier anders. Und jede will und soll ernst genommen und darauf aufgebaut werden: auf Martins Stille, Noras Freude, Olivers Ungeduld und Doris Zweifel.
    Für uns Experten ist das eine zwiespältige Aufgabe. Es gilt zum einen, sich weder von Oliver zur Hektik schneller und dann meist voreiliger Lösungsvorschläge verführen zu lassen (das kennen die Patienten doch schon: ›Der rasche Routinerat wirkt nur kurz!‹), zum anderen dürfen wir auch nicht angesichts der Freude von Patienten wie Nora die Hände in den Schoß legen. Wir sollten uns nicht von zweifelnden Patienten wie Doris frustriert zurückziehen. Und wir dürfen die stillen Patienten wie Martin nicht übersehen. Wir gehen nun den nächsten Schritt ›in das Soma hinein‹. Sehen wir uns an, was dort im Körper rund um die psychosomatischen Beschwerden geschieht. Eine Redewendung heißt, wenn es um Psyche und Soma geht: ›Ich hab's an den Nerven!‹ Beginnen wir also mit den Nerven.«

Gehirn und Nervensystem
    Das Verständnis des Nervensystems gehört zu den spannendsten Kapiteln in der Psychosomatik. Manche sehen es im Sinne des Zweiweltenmodells (Psyche und Soma sind zwei verschiedene Welten)

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