Der kranke Gesunde
noch schwer, ihn wirklich »loszulassen« und unabhängig davon, was er sagt und tut, meine Verantwortung für mich als Frau zu übernehmen. Es war oft leichter, einem Wochenende, das wir alle wegen seiner Beschwerden zu Hause verbrachten, nachzutrauern und ihn oder der Krankheit oder dem Schicksal dafür die Verantwortung zu geben, als alleine oder ohne Martin mit den Kindern zusammen etwas zu unternehmen! Wir haben beide gelernt, ein Stück unabhängiger voneinander zu werden und unsere eigenen Stärken zu finden. Deshalb war meine Einbeziehung in die Therapie nicht nur für Martin, sondern auch für mich eine wertvolle Erfahrung!
Ich kam dahinter, warum mir die ›Gesundenrolle‹ so gut gefiel
Für mich persönlich war die wichtigste Erkenntnis die, dass ich absolute Mitspielerin in der Krankenrolle von Martin war. Ja noch mehr: dass ich ihn unbewusst in dieser Rolle und mich in der Gesundenrolle gehalten habe, um mich nicht mit anderen Themen von mir und von unserer Beziehung beschäftigen zu müssen. Ich hatte von meiner Mutter gelernt, auf Männer zu achten und mich nach ihnen zu richten. Das war mir als ›Bettina die Gesunde‹ mit Blick auf ›Martin den Kranken‹ nicht bewusst. Ich lerne erst schrittweise, was es heißt, sich als Frau selbst zu vertreten. Nachdem unsere Kinder größer sind, habe ich mich z. B. entschieden, wieder arbeiten zu gehen. Das hat Martin zuerst ganz und gar nicht gefallen. Ich bin aber standhaft geblieben. Diese Entwicklung hat mich Martin entgegen meinen ursprünglichen Befürchtungen näher gebracht so in Richtung ›Mann und Frau‹ statt ›Kranker und Gesunde‹.«
Schlusswort
So war es bei Martin und Bettina. Und so war es bei Nora, bei Doris und Fabian und bei Oliver. So ähnlich könnte es auch bei anderen sein. Es könnte bei anderen aber auch ganz anders laufen. Tatsächlich gibt es so viele Veränderungsprozesse, wie es Menschen, Paare und Familiensysteme gibt. Dennoch gibt es aber selbstverständlich viele Parallelen oder Ähnlichkeiten, deshalb haben wir und die vier Betroffenen und ihre Partner Ihnen bis hierher ja alles so detailliert geschildert. Wie und ob Sie das neue Wissen, die Erkenntnisse und möglicherweise auch schon Erfahrungen, die Sie anhand der Übungen machen konnten, nun umsetzen und anwenden, lassen wir nun getrost in Ihrer Hand. Dort ist es gewiss gut aufgehoben.
Danksagung
Unser Dank gilt zuallererst einer unermüdlichen Stütze im Hintergrund. Über ihre Kraft, zu motivieren und zu loben, sowie über ihre Botengänge haben wir uns ebenso gefreut wie wir ihre schonungslos-hilfreiche Kritik gelegentlich verflucht haben: Ingrid Jäger sei hiermit herzlich gedankt. Susanne von Pein hat mit ihren kreativen Anregungen und ihrer Diskussionsbereitschaft zur Klarheit und Verständlichkeit einiger Kapitel beigetragen und den emotionalen und zeitlichen Freiraum für ein konzentriertes Arbeiten ermöglicht. Ihr sei ebenso gedankt wie Florian, Moritz und Sarah für ihre Geduld, mit der sie durch Zurückstellung eigener Interessen zur Erstellung des Textes beitrugen.
Wir wissen auch den Beitrag zu würdigen, den die Psychosomatische Fachklinik Bad Dürkheim bei der Entwicklung dieses Buches unter der damaligen Leitung von Dr. N. Mark sowie die Allgemeine Hospitalgesellschaft (AHG) dadurch erbracht haben, dass sie durch die Gestaltung der Rahmenbedingungen unseres Arbeitsplatzes die Erprobung dieses Ansatzes sowie die Arbeit an diesem Buch ermöglicht haben. Von den Kollegen, deren therapeutische Kreativität uns in dieser Zeit beflügelt hatte, sei vor allem Jochen Weidhaas mit seinem Trainingsprogramm für Patienten mit funktionellen Störungen erwähnt. Geschwindigkeit und Ausdauer in den Niederschriften der verschiedenen Textentwürfe von Frau Wismann, Frau Bohrmann, Frau Nied und Frau Rohr ermöglichten uns die Herstellung des Buches.
Wesentlich zur Straffung und zur leserfreundlichen Darstellung des Textes hat die hervorragende Lektoratsarbeit von Frau Anne Bleick im Auftrag des TRIAS Verlages beigetragen.
Service
Bücher zum Weiterlesen
Bauer J. Das Gedächtnis des Körpers. Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern. Piper; 2004
Bischoff C, Traue H. Ratgeber Kopfschmerz. Göttingen: Hogrefe; 2005
Dehner-Rau C, Rau H. Ängste verstehen und hinter sich lassen. Wie Sie belastende Ängste und Depressionen aufgeben, eigene Stärken entdecken und endlich Ihr Leben leben. Stuttgart: Trias; 2007
Glomp I, Leidig S. Nur keine Panik! Ängste
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