Der Krankentröster (German Edition)
Rollstuhl entgegengefahren kam. Er trug eine Augenklappe, da ihm ein Auge fehlte, und ein Bein war bei ihm abgetrennt worden. An dem anderen Bein fehlte ihm ein Fuß, und der Stummel war verbunden. Er kam gerade vom Rauchen und hatte eine Zigarettenschachtel auf seinem Schoß liegen, und als wir uns grüßten, sprach er mich an, und wir kamen ins Gespräch. Er erzählte, dass er sechzig Jahre alt sei und an Diabetes leide. Daher mussten schon Gliedmaßen entfernt werden. Zuletzt sein zweiter Fuß. Er sagte sehr mutig: »Wenn ich Glück habe, habe ich noch drei oder vier Jahre zu leben.« Und ich dachte mir: »Mensch, den armen Mann hat es ja noch viel schlimmer erwischt als mich. Da kann ich aber glücklich und dankbar sein.« Doch dann fragte er mich, was ich hätte. Und als ich ihm erzählte, dass ich an Leukämie leide, sagte er: »Da habe ich ja noch mal Glück gehabt. Unheilbarer Krebs in so jungen Jahren. Das ist natürlich furchtbar. Nein, da hab ich noch Glück.«
Tja, dachte ich dann. Ich habe doch gar nicht erzählt, dass er unheilbar ist. Und ich habe doch gerade dasselbe gedacht. Aber so versucht wohl jeder, das Positive zu sehen.
Und da fällt mir noch eine Geschichte zum positiven Denken ein, die mir auch mein Bruder einmal erzählt hat. Wir kamen darauf, als wir darüber sprachen, dass Eltern nicht an allem schuld sind. Denn es kommt auch auf den Charakter eines Kindes an und wie es mit der jeweiligen Situation umgeht. So las ich einmal einen interessanten Artikel, in dem beschrieben stand, dass es immer mehrere Möglichkeiten gibt, wie Kinder mit Erlebnissen umgehen. Da gibt es zum Beispiel eine Mutter, die ihr Kind jeden Freitag zum Reitunterricht fährt, obwohl das keine Lust hat. Nun kann das Kind später es unmöglich finden, sauer auf seine blöde Mutter sein, die es ja dazu gezwungen hatte, den Mist mitzumachen, obwohl es nicht wollte, oder sich sagen, meine Mutter meinte es ja nur gut, wollte mein Bestes, und die Gute hat sich auch noch extra die Zeit genommen mit mir dorthin zu fahren, bei mir zu sein und Freizeit mit mir zu verbringen.
Ein anderes Beispiel ist, wenn Kinder das Gefühl haben, dass ihre Mutter ein Geschwisterteil bevorzugt oder mehr liebt. Da kann es auch entweder in eine Opferrolle gehen und sauer über diese Ungerechtigkeit sein, seine Mutter und die ganze Welt hassen oder aus dieser negativen Situation lernen und sich besonders für Gerechtigkeit und gegen Vernachlässigung von Kindern oder Angestellten einsetzen.
Doch nun komme ich endlich zu der Geschichte, die mir mein Bruder erzählt hat. Also, pass up, es geht um positives Denken:
Ein Vater hatte zwei Söhne. Davon dachte einer immer positiv und sah in allem nur das Gute und Schöne, und der andere war eher ein Miesepeter, der selten in einer Situation etwas zum Freuen fand. Nun dachte sich der Vater bei dem Jungen, der immer alles nur positiv sah, den muss ich doch mal auf die Probe stellen, es kann doch nicht sein, dass er immer alles nur von der schönen Seite sieht. Und als Weihnachten sich näherte, sagte sich der Vater: »Das ist die Gelegenheit!« Und so gab er an Heiligabend zuerst seinem zweiten Sohn die Geschenke, der sich kaum freuen konnte. Er packte eine Playstation aus und sagte: »Und wo sind die Spiele? Wie soll ich denn ohne Spiele spielen?« Und dann kam der an die Reihe, der immer alles positiv sah. So, dachte sich der Vater, also jetzt bin ich ja mal gespannt. Denn darüber kann er sich einfach nicht freuen. Und so packte der Sohn sein Geschenk aus. Einen Karton mit: Pferdeäpfeln! Der Junge schaute verblüfft und schrie dann: »Hurra! Ich krieg ein Pferd!«
Ich schick Dir ganz liebe Grüße
Gaby
PS: Ich werde jetzt mal die Patientenfürsprecherin interviewen. Ich hatte mich nach dem Symposium noch zweimal mit ihr getroffen, um mich mit ihr für ein Spielzimmer/ Familienzimmer einzusetzen. Wo Mütter, die sich längere Zeit im Krankenhaus befinden, mit ihren Kindern zum Spielen zurückziehen können. Sie ist sehr nett und erfahren und sagte, dass es immer besser ist, wenn Anregungen für Verbesserungen von Betroffenen selber kommen und nicht von ihr. Dann wird es ernster genommen. ☺
Hi Gaby,
bin wieder zurück und habe mir gerade die zwei Filme über Nick Vujicic angesehen. Toll! Einfach nur großartig und herzerwärmend. Der Junge hat so einen phantastischen Humor, wie ihn Leute mit Handicaps aber sehr oft zu entwickeln scheinen. Stevie Wonder sagte, als ich ihn in Köln bei
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