Der Krankentröster (German Edition)
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In der Universitätsklinik, in der ich war, befand sich eine Kirche. Die abends zwar vollkommen leer, aber dennoch immer schön beleuchtet war. Am Abend machte ich, meist meinen Infusionsständer hinter mir herziehend, einen Abstecher in diese Kapelle. Links brannten die Kerzen, die am Tag Angehörige mit Genesungswünschen für ihre Lieben angezündet hatten, und Richtung Altar lag ein Buch, in das sie ihre Gebete und Wünsche hineinschreiben konnten. Nachdem ich immer das Neueste, was hineingeschrieben worden war, gelesen hatte, und sah, dass ich mit meinen Sorgen nicht allein dastand, setzte ich mich in eine der Bankreihen und blickte auf ein Gemälde hinter dem Altar, das Jesus zeigte. Nicht den leidenden Jesus, sondern den fröhlichen, herzlichen, zuversichtlichen mit einem goldenen Heiligenschein. Als ich da saß und in sein beleuchtetes Gesicht schaute und die Stille um mich herum genoss – denn leere Kirchen finde ich immer viel schöner als volle –, redete ich in Gedanken mit ihm. Und ich stellte mir vor, was er antworten würde. Man kommt sich dabei zwar etwas verrückt vor, aber es hat mir geholfen.
Wenn ich mich zum Beispiel über Menschen furchtbar geärgert hatte und ihn fragte, was mir jetzt helfen würde, kam für mich die Antwort: Zeige ihnen das Licht. Und jetzt sollte man tatsächlich einmal probieren, sich die Person einmal, auf die man gerade stinkesauer ist, in einem gleißend hellen Licht vorzustellen. Ein helles warmes Licht, das in alle Richtungen strahlt und einem Sonne ins Herz bringt. Ich sage Dir, es funktioniert! Man wird diese Person zumindest für kurze Zeit in einem anderen Licht sehen. Ah, daher kommt wahrscheinlich das Sprichwort. ☺
Genauso sah ich einen geraden ruhigen Weg, der zu einer Tür führte und aus der heraus ein helles Licht strahlte, dort so sitzend und nichts Besseres zu tun, in meinen Gedanken vor mir. Ich spürte, wenn ich auf diesen geraden ruhigen Weg weitergehe und nicht vom Weg abkomme, werde ich zum Ziel gelangen.
Ich erzähle das, weil ich glaube, dass es immer hilfreich ist, wenn man in sich schweren Situationen jemanden oder etwas vorstellt. Einen, der einem zum Beispiel beschützt, leitet und beisteht. Bei meinem Sohn war es früher sein guter Freund Geisti, das freundliche Gespenst.
Ich hatte auch mal vor eineinhalb Jahren eine Gedankenreise mit meiner Hausärztin gemacht, bei der ein Engel einen in eine wunderbare Welt trägt. Für mich bestand die wunderbare Welt aus einem kleinen Wasserfall, einem Bach und einer grünen Wiese, auf der ein schöner Kirschbaum stand. Dann blätterte sie in ihrem Buch und teilte mir mit, dass die Kirsche für Heiterkeit und Frohsinn steht. Und seitdem stelle ich mir immer eine Kirsche vor, wenn ich auf fröhliche Gedanken kommen will. Eigentlich sollte mein nächstes Auto weiß mit roten Kirschen oder bunten Punkten und dem Schriftzug »Be happy« gestaltet sein, und dann würde ich immer mit guter Laune die Kinder überall herumkutschieren. Und selbst wenn ich gestresst vom Einkaufen, mit vier schweren Tüten bepackt und mit in mir immer mehr hochsteigender schlechter Laune durch den kalten Regen zum Auto marschiere und am besten noch mit einer knatschenden Julia an der Hand, da sie es als unfair empfindet, nicht gleich einen Monatsvorrat an Süßigkeiten zu kaufen, würde dann ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert werden, wenn ich mein kirschenbestücktes oder bunt punktiertes Auto sehe. Ja, so eins sollte ich mir vielleicht anschaffen.
Denn alles, was hilft, im Leben glücklicher zu werden, ist erlaubt, vor allem wenn es einem gerade mies geht. Und wenn man sich als kranker Mann eine hübsche lächelnde Blondine vorstellt, die neben einem am Bett steht und mit einem Lächeln sagt: »Du schaffst das, Süßer!«, dann ist das auch okay. Und vielleicht wird auch die mal Wirklichkeit.
Ganz liebe Grüße
Gaby
Hi,
und falls Du nicht weißt, was eine Lomi-Lomi-Massage ist. Hier ein Video zum Neidischmachen. Bei mir ging es allerdings sechzig Minuten und mit viel warmem Macademiaöl. Schwärm. ☺ Bin dabei weggenickt und durch mein Schnarchen wieder aufgewacht. Die Musik war übrigens dieselbe, die dabei abgespielt wurde.
http://www.youtube.com/watch?v=2tAXNrqBE0s
So, jetzt muss ich aber schlafen.
Liebe Grüße
Gaby
Hi Gaby,
Glückwunsch zu den zwei Kilo, die sind doch hochwillkommen, oder? Ich hingegen spüre das Ende nahen, mein Kreislauf spielt verrückt, hatte gestern während der
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