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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Dieselleitung getroffen. Wir haben kaum noch Treibstoff!«
    »Das glaube ich dir nicht!«
    »Wir haben das Leck eben erst abgeklemmt. Ich sage die Wahrheit!«
    Klatsch.
»Hast du das gehört? Das war dafür, dass du schon wieder gelogen hast!«
    Abbey schluckte. Sie musste das Risiko eingehen. »Bitte glauben Sie mir doch!«, sagte sie mit mühsam beherrschter Stimme. »Was denken Sie, warum ich die Küstenwache rufen wollte?«
    »Scheiße, ich fahre bei diesem Seegang nicht aufs offene Meer raus.«
    Ein Windstoß mit einer Ladung Regen klatschte gegen das Boot, Wasser spritzte durch die kaputtgeschossenen Fenster herein. Die nächste mächtige Welle schubste das Boot seitwärts, und Abbey musste sich an den Deckengriffen festhalten, um nicht hinzufallen.
    »Er wird uns umbringen!«, zischte Jackie. »Was zum Teufel machst du denn?«
    »Ich … tue so, als wollte ich mich ergeben.«
    »Und dann?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Hörst du mich?«, rief die Stimme. »Sieh zu, dass du hierher zurückkommst, oder ich verfüttere ihn.«
    Sie drückte auf Senden. »Hören Sie, bitte, ich weiß nicht, wie ich Sie dazu bringen könnte, mir zu glauben, aber ich schwöre Ihnen, ich sage die Wahrheit. Sie haben dieses Boot halb in Stücke geschossen, und eine Kugel hat eine Treibstoffleitung leckgeschlagen. Ich habe kaum genug übrig, um zu manövrieren. Bringen Sie mir nur meinen Vater, und ich tue, was immer Sie wollen. Sie haben gewonnen. Wir ergeben uns. Bitte glauben Sie mir.«
    »Ich fahre da nicht raus!«, brüllte der Mann.
    »Sie müssen hier durch, um nach Rockland Harbor zu kommen.«
    »Warum zum Teufel sollte ich nach Rockland wollen?«
    »In diesem Sturm schaffen Sie es doch nirgendwo anders hin! Wenn Sie glauben, Sie könnten nach Owls Head fahren, werden Sie auf dem Nubble zerschellen.«
    Sie hörte ihn ausdauernd fluchen. »Du sagst besser wirklich die Wahrheit, denn dein Vater ist mit Handschellen an die Reling gefesselt. Wenn mein Boot sinkt, geht er mit unter.«
    »Ich verspreche Ihnen, ich lüge nicht, aber bitte kommen Sie her, und bringen Sie mir meinen Vater.«
    »Halte Kanal zweiundsiebzig offen und warte auf meine Anweisungen, over.« Mit lautem Rauschen brach die Funkverbindung ab.
    »Was machen wir nur?«, schrie Jackie. »Hast du einen Plan, was wir tun sollen, nachdem wir uns ergeben haben, oder was?«
    »Bring uns nach Devil’s Limb.«
    »In so einem Sturm? Das ist scheißweit draußen!«
    »Genau.«
    »Hast du also einen Plan?«
    »Bis wir da sind, habe ich einen.«
    Jackie schüttelte den Kopf, gab Gas und ließ das Boot über die aufgewühlte See schaukeln, mit Kurs auf Devil’s Limb. »Dann überleg lieber schnell.«

77
    D as Flugzeug hob vom Portland Jetport ab, brach durch die Gewitterwolken und war plötzlich in das unheimliche Licht des Vollmonds getaucht. Wyman Ford sah aus dem Fenster, von neuem erstaunt und erschrocken ob des Schauspiels am Himmel. Das war nicht mehr das vertraute runde Gesicht aus Erinnerungen und Liedern – dieser Mond war ein Wechselbalg, neu und beängstigend, und er warf sein grünliches Licht auf die Wolkenberge und -schluchten unter dem Flugzeug. Die Schuttwolke des Einschlags hatte in eine Umlaufbahn gefunden und drehte sich nun im Bogen um den Mond. Ein aufgeregtes Murmeln lief durch die Kabine, als die Passagiere aus den Fenstern spähten. Ford betrachtete das Spektakel eine Weile, ehe er, verstört von dem Anblick, die Blende vor dem Kabinenfenster herunterzog, sich in seinem Sitz zurücklehnte, die Augen schloss und sich auf das bevorstehende Meeting konzentrierte.
    Anderthalb Stunden später, als sich das Flugzeug dem Dulles-Airport näherte, rüttelte Ford sich aus dem Schlaf, und obwohl er sich geschworen hatte, das nicht zu tun, zog er die Blende hoch, um noch einmal nach dem Mond zu sehen. Der Bogen aus Mondschutt stahl sich immer noch um die Mondscheibe herum und wuchs zu einem Ring zusammen. Die Stadt Washington lag unter ihm ausgebreitet, in einen unheimlichen, grünlich blauen Schimmer getaucht, der weder Tag noch Nacht war.
    Es überraschte Ford nicht im Geringsten, schon am Gate von FBI -Agenten abgeholt zu werden, die ihn durch die verlassene Flughafenhalle führten. Die Fernsehbildschirme in den Wartebereichen verkündeten immer dieselben Nachrichten, sie zeigten Bilder des Mondes, Interviews mit diversen Fachreportern und Berichte über Reaktionen in aller Welt. Offenbar machte sich inzwischen Panik breit – vor allem im Nahen Osten und in

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