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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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und spritzte in die Höhe. Das Boot erbebte, zögerte kurz, als werde es gleich unter Wasser gedrückt, brach dann mit brüllendem Motor durch, neigte sich nach vorn und schoss abwärts. Jackie nahm sofort das Gas weg, beinahe bis zum Standgas zurück, und ließ die Schwerkraft das Boot ins nächste Wellental hinabtragen.
    »Da kommt wieder so eine«, bemerkte Abbey. »Noch höher.«
    »Ich sehe sie«, murmelte Jackie. Sie gab Gas, stieg an der Welle empor, schoss durch den brechenden Kamm, wobei das ganze Boot stöhnte vor Anstrengung, ehe es wieder in die Tiefe sank. Sie kämpften sich durch die Reihe gewaltiger Wellen, eine nach der anderen, Berge aus Wasser, die ins Nirgendwo marschierten. Jedes Mal war Abbey sicher, dass sie untergehen würden; doch jedes Mal befreite sich das Boot aus dem Wasser und kam wieder in die Waagerechte, ehe es sich nach vorn neigte und der ganze schreckliche Tanz von vorn begann.
    »Himmel, hast du das auf dem Boot deines Dads gelernt?«
    »Wir haben im Winter oft hinter Monhegan gefischt. Sind in ein paar Nordoster geraten, nicht weiter dramatisch.«
    Sie versuchte, ihre Stimme ruhig zu halten, aber Abbey ließ sich nicht täuschen. Sie dachte an ihren eigenen Vater, der sie übervorsichtig behütet und ihr nie erlaubt hatte, sein Boot zu steuern. Ihr wurde schlecht vor Angst, wenn sie an ihn dachte, an die Reling gefesselt, in diesem Sturm mit einem Wahnsinnigen. Ihr Plan war verrückt, ja im Grunde war er gar kein richtiger Plan. Sich ergeben? Und was dann? Natürlich würde er sie alle umbringen. Das war seine Absicht. Was glaubte sie eigentlich, dass sie es ihm irgendwie würde ausreden können? Sollte sie doch einen Notruf an die Küstenwache absetzen? Er würde es hören und ihren Vater umbringen, falls sie das versuchte. Und selbst wenn nicht – die Küstenwache würde bei diesem Wetter niemals rausfahren.
    Sie musste sich etwas einfallen lassen.
    Und dann schnarrte eine Stimme über Kanal 72: »Dein Daddy ist wach. Möchtest du ihm hallo sagen?«

80
    D ie Agenten geleiteten Ford in den Konferenzraum. Sobald er ihn betrat, sprang Lockwood von seinem Platz am Kopf eines langen Tisches auf, an dem Anzüge und Uniformen saßen, umgeben von Flachbildschirmen. Dem finsteren, ernsten Ausdruck auf ihren Gesichtern entnahm er, dass ihnen zumindest teilweise bewusst war, was gerade geschah.
    »Herrgott, Wyman, wir versuchen Sie schon seit Stunden zu erreichen! Wir haben es mit einer ganz außergewöhnlichen Situation zu tun. Der Präsident braucht bis sieben Uhr früh eine Empfehlung.«
    »Ich habe einige äußerst wichtige Informationen für Sie«, sagte Ford, legte den Aktenkoffer auf den Tisch und sah sich sein Publikum an. Neben Lockwood saß General Mickelson, das graumelierte Haar flüchtig gekämmt, die einfache Uniform zerknittert, die athletische Gestalt in ungewöhnlich angespannter Haltung. Eine Gruppe Wissenschaftler der NPF belegte eine Seite des Tisches – er erkannte Chaudry und Derkweiler, daneben eine asiatische Frau, auf deren Namensschild Leung stand. Ein paar Leute vom Office of Science and Technology Policy und von der National Security saßen am hinteren Ende; auf Flachbildschirmen zugeschaltet waren der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs, der nationale Sicherheitsberater Manfred sowie die Direktoren der NASA und des Geheimdienstes. Auf der langen Tischplatte aus Kirsche waren Notizblöcke, Unterlagen und Laptops verstreut. Diverse Sekretärinnen und Assistenten saßen auf Stühlen an der Wand und machten sich Notizen. Die Atmosphäre war angespannt, beinahe schon verzweifelt.
    Ford öffnete seinen Aktenkoffer, holte die falsche Festplatte heraus und legte sie so vorsichtig auf den Tisch, als handle es sich um ein Stück Baccarat-Kristall. Dann holte er den großen Ausschnitt aus dem Foto Voltaire33 hervor, die deutlichste von allen Aufnahmen, die er in dem Copyshop stark vergrößert und ausgedruckt hatte, und rollte das Bild auf. »Das hier, meine Damen und Herren«, sagte er, »ist ein Bild, das der Mars Mapping Orbiter am dreiundzwanzigsten März aufgenommen hat.«
    Er ließ einen Augenblick verstreichen, ehe er es herumzeigte. »Darauf ist ein Objekt auf der Oberfläche des Mars zu erkennen. Ich glaube, dass dieses Objekt im April die Erde beschossen hat, und heute Abend den Mond.«
    Ein weiterer Augenblick der Schockstarre, dann explodierte der Tisch förmlich vor Zwischenrufen, Fragen, Protest. Ford wartete, bis sich der Aufruhr gelegt hatte, und

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